Am 24. Februar hat sich der Beginn des Ukraine-Konflikts gejährt, der mit dem Einmarsch der russischen Truppen in der Ukraine im Februar 2022 begann. Und ein Ende ist bislang nicht in Sicht, die russische Offensive ist in vollem Gange, die Gefechte um die Kleinstädte Bachmut und Soledar im Norden des Gebiets Donezk sind die blutigsten Kämpfe seit Monaten. Doch wie hoch sind die Verluste auf beiden Seiten eigentlich?

Verluste im Ukraine-Krieg: Welche Verlustmeldungen sind glaubwürdig?

Bereits in den ersten Wochen des Ukraine-Konflikts sind Tausende Menschen gestorben. Zahlen über die Verluste an Mensch und Materialgerät werden von verschiedenen Stellen herausgegeben - mit teilweise erheblichen Differenzen. Doch welchen davon kann man trauen?

Die offiziellen Zahlen der russischen Regierung

Dass die russische Regierung nachweislich Unwahrheiten über die Kriegsgründe sowie das eigene Vorgehen und die Anzahl der massiven zivilen Opfer verbreitet, ist bekannt. Angaben des Kremls zu gegnerischen und eigenen Verlusten sind daher mit Vorsicht zu genießen.
Auf russischer Seite ist General Igor Konaschenkow eines der Gesichter des Krieges. Der Sprecher des Verteidigungsministeriums stellt über Facebook auch englische Zusammenfassungen bereit.

Die offiziellen Zahlen des ukrainischen Militärs

Jeden Tag veröffentlichen die ukrainischen Streitkräfte auf sozialen Netzwerken ihre Zählungen der russischen Verluste. Die jeweils neuen Zahlen sind dabei allerdings mit Vorsicht zu genießen: Das Sammeln exakter Zahlen ist schwierig und „nicht von erster Priorität“, sagte die stellvertretende Verteidigungsministerin Hanna Malyar auf ihrem Facebook-Kanal Anfang des Jahres.
Was spricht für die ukrainischen Regierungsdaten?
  • Niemand ist näher am Geschehen, Meldungen können schnell rausgehen
  • Kontinuierliche Meldungen erlauben Vergleichbarkeit der Zahlen
  • Die Quelle ist bekannt und muss sich ggf. für falsche Zahlen öffentlich rechtfertigen

Die offiziellen Zahlen der Vereinigten Staaten

Auch das US-Verteidigungsministerium veröffentlicht an jedem Wochentag seine Einschätzungen der militärischen Verluste. Allerdings nicht immer für beide Kriegsparteien. Über die Quelle der Zahlen gibt es meistens keine Angaben.

Die Zahlen des Militärblogs Oryx

Auch der Militärblog Oryx veröffentlicht Zahlen. Diese Verlustmeldungen scheinen eine größere Transparenz zu haben: Der von Freiwilligen betriebene Blog sammelt seit Jahren Verlustmeldungen aus unterschiedlichsten bewaffneten Konflikten. Ihr Fokus liegt dabei ausschließlich auf Fahrzeugen und schwerem Gerät. Die Besonderheit: Zu jedem einzelnen Verlust muss ein Bild- oder Videobeweis vorliegen, der wird zusammen mit einer Datumsangabe und einer Einstufung, ob das Gerät zerstört, beschädigt oder von der Gegenseite erbeutet wurde, online zur Verfügung gestellt.
Generell gilt: Bei den Angaben zu den Verlusten der beiden Kriegsparteien ist Vorsicht geboten. Denn exakte und absolut zuverlässige Daten kann aktuell keine Quelle liefern. Alle Seiten arbeiten mit Schätzungen und vorläufigen Zahlen - manche sind mehr, andere weniger glaubwürdig. Auch spielen Propaganda und Außendarstellung eine wichtige Rolle.

Verluste auf russischer Seite

Der ukrainische Generalstab hat am 07.03.2023 auf seiner Facebook-Seite die neuesten Zahlen zu den russischen Verlusten veröffentlicht. Den Angaben zufolge hat Russland seit Beginn des Krieges bisher bereits 162,560 Soldaten verloren. Demnach sollen alleine in den letzten Tagen mehr als 1000 russischen Soldaten getötet worden sein.
Die stellvertretende ukrainische Verteidigungsministerin, Hanna Maljar, hat erstmals konkretere Einblicke in die Verluste der Streitkräfte gegeben. Sie betonte dabei aber vor allem die Verluste auf russischer Seite: „Es gibt Tage im Osten, an denen das Verhältnis der Verluste (Todesopfer) bei eins zu zehn liegt“, teilte sie mit. „Das ist natürlich nicht jeden Tag der Fall, und das durchschnittliche Verhältnis ist niedriger, aber immerhin.“
Nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa beziffert der Nato-Oberbefehlshaber Christopher Cavoli die russischen Verluste sogar auf mehr als 200.000 Soldaten und über 1800 Offiziere. Das sagte der General am Freitag, dem 03.03.2023, auf einer Veranstaltung im Hamburger Rathaus.

Alkohol ist Teilgrund für russische Verluste

Auch die britische Regierung spricht von bis zu 200 000 toten und verletzten Soldaten aufseiten Russlands, eine große Zahl davon sei auf andere Ursachen als die eigentlichen Kampfhandlungen zurückzuführen, erklärte das britische Verteidigungsministerium am Sonntag, den 02.04.2023 unter Berufung auf Erkenntnisse des Geheimdienstes. Großbritannien hält den Konsum von Alkohol für einen der Gründe hinter den hohen Verlusten der russischen Streitkräfte in der Ukraine.

Verluste auf ukrainischer Seite

Vor dem russischen Angriffskrieg umfassten die ukrainischen Streitkräfte etwa 250.000 Soldaten, 160.000 gehörten zur regulären Armee, während etwa 80.000 Mitglieder der Nationalgarde waren.
Zu den eigenen Verlusten macht der ukrainische Generalstab selten Angaben, dieses Jahr gab es noch keine – bislang. Mitte April hat der ukrainische Verteidigungsminister Olexij Resnikow jetzt aber einen Hinweis auf die ungefähre Höhe der eigenen Verluste seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegeben. „Ich kann Ihnen keine genaue Zahl sagen, aber versichern, dass sie niedriger als die Zahl der Toten bei dem Erdbeben in der Türkei ist“, sagte Resnikow in einem Interview der spanischen Zeitung „La Razón“. Nach türkischen Angaben waren bei dem Erdbeben am 6. Februar im Südosten des Landes mehr als 50 000 Menschen ums Leben gekommen.
Nach Angaben der tagesschau gab der norwegische Verteidigungschef Eirik Kristoffersen im Januar die Zahl der verwundeten oder getöteten russischen Soldaten mit rund 180.000 an, die der ukrainischen Seite mit "wahrscheinlich" mehr als 100.000.
Rafael Loss, Koordinator für paneuropäische Datenprojekte am European Council on Foreign Informations (ECFR), sagte gegenüber der tagesschau, dass insgesamt mehr über Russlands Verluste bekannt sei als über die Ukraine. Das liege auch daran, "dass die russischen Streitkräfte und ihre Aktivitäten Aufklärungsziel westlicher Nachrichtendienste sind".
(mit Material von dpa)

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