Man erinnert sich vielleicht noch daran, wie viel die Kugel Eis als Kind gekostet hat und staunt nun über den heutigen Preis. Auch wenn das durchschnittliche Lohnniveau über die Jahre ebenfalls angestiegen ist: In den letzten Jahren sind die Preise für viele Produkte und Dienstleistungen besonders teurer geworden. Unter anderem durch Russlands Krieg in der Ukraine und der in Folge erhöhten Energiepreise, stiegen die Preise branchenübergreifend an. Dieser relative Anstieg des allgemeinen Preisniveaus von Gütern und Dienstleistungen in einer Volkswirtschaft über einen bestimmten Zeitraum wird auch als Inflation bezeichnet. Doch wie wird sie gemessen? Wo in Europa sind die Preise am meisten und wo am geringsten gestiegen? Die Inflation 2022 im Rahmen unseres großen Europavergleichs.

Von der höchsten bis zur geringsten Inflation in Europa 2022

Die höchste Inflation in Europa war 2022 mehr als dreimal so hoch wie die geringste. Belief sich 2022 die niedrigste Preissteigerung in Europa in Frankreich auf 5,9 Prozent, waren es in Estland mit der höchsten Inflationsrate in der EU sogar 19,4 Prozent. Im Durchschnitt kam der EU-Raum auf 9,2 Prozent. Die Inflation der EU-Länder mit den Zahlen des Statistischen Bundesamtes im absteigenden Ranking zusammengefasst:
  • Estland: 19,4%
  • Litauen: 18,9%
  • Lettland: 17,2%
  • Ungarn: 15,3%
  • Tschechien: 14,8%
  • Polen: 13,2%
  • Bulgarien: 13,0%
  • Slowakei: 12,1%
  • Rumänien: 12,0%
  • Niederlande: 11,6%
  • Kroatien: 10,7%
  • Belgien: 10,3%
  • Griechenland: 9,3%
  • Slowenien: 9,3%
  • EU-27: 9,2%
  • Deutschland: 8,7%
  • Italien: 8,7%
  • Österreich: 8,6%
  • Dänemark: 8,5%
  • Spanien: 8,3%
  • Luxemburg: 8,2%
  • Irland: 8,1%
  • Portugal: 8,1%
  • Schweden: 8,1%
  • Zypern: 8,1%
  • Finnland: 7,2%
  • Malta: 6,1%
  • Frankreich: 5,9%

Wie wird Inflation gemessen?

Um die wirtschaftliche Stabilität zu gewährleisten, dient die Inflation als Indikator für die Preisentwicklung in einer Volkswirtschaft und hilft Regierungen, Zentralbanken und Wirtschaftsanalytikern gegebenenfalls entsprechende geldpolitische Maßnahmen zu ergreifen. Die drei gängigsten Methoden Inflation zu messen sind:
  • Verbraucherpreisindex (VPI): Der Verbraucherpreisindex misst die durchschnittliche Preisentwicklung eines bestimmten Warenkorbs, der repräsentative Güter und Dienstleistungen enthält, die von Haushalten gekauft werden. Der VPI basiert auf regelmäßigen Umfragen und Daten zu Preisen und Verbraucherverhalten. Er gibt an, wie sich die Preise im Vergleich zu einem Basisjahr verändert haben. Das heißt jedoch auch, dass die real erlebbare Inflation für die Einwohner sehr unterschiedlich ausfallen kann, je nachdem, was gekauft wird.
  • Erzeugerpreisindex (EPI): Der Erzeugerpreisindex misst die durchschnittliche Preisentwicklung von Waren und Dienstleistungen auf der Ebene der Produzenten, bevor sie an den Endverbraucher verkauft werden. Er gibt an, wie sich die Kosten für die Produktion von Gütern und Dienstleistungen verändern.
  • Bruttoinlandsprodukt-Deflator (BIP-Deflator): Der BIP-Deflator misst die Inflation anhand der Veränderungen im nominalen Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Vergleich zum realen BIP. Das reale BIP berücksichtigt die Inflation, während das nominale BIP den aktuellen Marktpreisen entspricht. Der BIP-Deflator wird oft verwendet, um die Inflation im Zusammenhang mit der gesamten Wirtschaftsleistung einer Volkswirtschaft zu betrachten.

Ist Inflation gut oder schlecht?

Wenn die Inflation zu hoch oder zu schnell ist, kann dies negative Auswirkungen auf die Wirtschaft haben. Bei der Hyperinflation 1923 verlor das Geld zum Beispiel so schnell an Wert, dass es teilweise in Schubkarren transportiert werden musste oder Bündel Scheine sogar zum Heizen dienten. Durch die Inflation ist das Geld zu einem bestimmten Zeitpunkt mehr wert als in der Zukunft. Insofern wird sich von einer geringen Inflation erhofft, dass dadurch mehr Geld in den Umlauf kommt und die Wirtschaft dadurch angekurbelt wird.

Der große Europa-Vergleich

Lebenserwartung, Durchschnittseinkommen, Geburtenrate, Anzahl der Ferientage, Sex-Häufigkeit: Wir vergleichen in unserer Reihe die einzelnen Länder in Europa miteinander. Hier sind die bislang erschienen Beiträge des großen Europa-Vergleichs: