Im Kampf gegen steigende Corona-Zahlen wird in Frankreich der Gesundheitsnotstand von diesem Samstag an wieder eingeführt. Das teilte die Regierung am Mittwoch in Paris nach einer Kabinettssitzung mit. Die Pandemie sei eine gesundheitliche Katastrophe, die aufgrund ihrer Art und Schwere die Gesundheit der Bevölkerung gefährdet, hieß es. Der Ausnahmezustand im Gesundheitsbereich bietet einen rechtlichen Rahmen für Beschränkungen, zu denen auch Ausgangssperren gehören können.
Der Gesundheitsnotstand war Ende März für das ganze Land ausgerufen worden. Er wurde dann Anfang Mai bis zum 10. Juli verlängert. Die Mitte-Regierung hat mit dem Notstand die Möglichkeit, Beschlüsse schnell per Verordnung umzusetzen. Im Frühjahr galten in ganz Frankreich strenge Ausgangsbeschränkungen, die auch polizeilich überwacht wurden.
Diese Ausgangssperren werden nun wieder eingeführt. Im
  • Großraum Paris
  • Aix-en-Provence/Marseille
  • sowie in den Städten
  • Grenoble,
  • Lille,
  • Lyon,
  • Montpellier,
  • Rouen,
  • St. Étienne und
  • Toulouse
dürfen die Bürger ab dem 17. Oktober 2020 zwischen 21 Uhr abends bis 6 Uhr morgens das Haus nicht mehr verlassen. Sonst drohen 135 Euro Strafe. Dies kündigte Präsident Emmanuel Macron am Mittwochabend im Fernsehen an. Die Lage sei „Besorgnis erregend“, betonte Macron.

Frankreich ist jetzt Risikogebiet

Am Donnerstag stufte die deutsche Bundesregierung das gesamte französische Festland als Corona-Risikogebiet ein. Auch das Auswärtige Amt rät von nicht notwendigen Reisen nach Frankreich ab. Die Einstufung gilt ab Samstag, 17. Oktober.
Die Einstufung als Risikogebiet erfolgt, wenn ein Land oder eine Region den Grenzwert von 50 Neuinfektionen auf 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen überschreitet. Das gilt inzwischen für rund 130 Länder ganz und für mehr als ein Dutzend weitere teilweise.

Corona Zahlen Frankreich: So viele Neuinfektionen, Infizierte, Tote und Genesene gibt es heute

Die Johns Hopkins University bietet auf ihrem Dashboard einen Überblick über die globalen Fallzahlen und Todesfälle der Corona-Pandemie. Diese Zahlen meldet die JHU am 16.10.2020 um 11:22 Uhr für Frankreich:
  • Bestätigte Fälle seit Beginn der Corona-Pandemie: 850.997
  • Zahl der Menschen, die in Frankreich an oder mit Corona gestorben sind: 33.146
  • Zahl der Genesenen: 107.043
  • Neuinfektionen der vergangen Woche: 139.293 (Stand: 16.10.2020)
Die Corona-Lage in Frankreich verschlechtert sich seit Wochen. Frankreich mit seinen rund 67 Millionen Einwohnern hatte zuletzt über 30.000 Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden gemeldet - das war ein Rekord. Insgesamt wurden von Donnerstag auf Freitag 30.621 Fälle gemeldet.

Wann gilt die höchste Corona-Warnstufe?

Die höchste Corona-Warnstufe wird in Frankreich ausgerufen, wenn die Schwelle von 250 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen überschritten wird, ferner diese sogenannte Inzidenz bei den über 65-Jährigen bei mehr als 100 liegt und wenn zudem 30 Prozent der Intensivbetten in einer Region belegt sind. Mit der höchsten Warnstufe treten strikte Schutzmaßnahmen in Kraft: Bars und Sporthallen müssen schließen, Restaurants dürfen nur unter Auflagen offen bleiben.

Zahl der Neuinfektionen wieder auf mehr als 15.000 gestiegen – Paris droht höchste Corona-Warnstufe
Corona Frankreich aktuell
Zahl der Neuinfektionen wieder auf mehr als 15.000 gestiegen – Paris droht höchste Corona-Warnstufe
Ulm/Paris

Corona Frankreich: In diesen Städten gilt die höchste Warnstufe

Die höchste Warnstufe gilt bereits in
  • Aix-en-Provence,
  • Guadeloupe,
  • Grenoble,
  • Lille,
  • Lyon,
  • Marseille,
  • Montpellier
  • Paris,
  • Saint-Etienne,
  • und Toulouse
Besonders die Situation in der Hauptstadt bereitet große Sorge. Dort steigt die Zahl der Covid-19-Patienten auf den Intensivstationen immer weiter an. Frankreich ist stark von der Covid-19-Pandemie betroffen, es starben bisher rund 33.000 Menschen.
Die französische Regierung hat mittlerweile eine Reihe von Départements als Gebiete mit erhöhter Virusverbreitung eingestuft, mit der Folge, dass die dortigen Behörden ausgewählte Bereiche des öffentlichen Lebens einschränken können. Die betroffenen Gebiete sind auf der Website des Auswärtigen Amtes aufgeführt.

Was gilt bei der Einreise nach Frankreich?

Bisher dürfen Reisende aus allen EU-Ländern, sowie aus einer Reihe anderer Staaten uneingeschränkt nach Frankreich einreisen.
Das Auswärtige Amt rät jedoch von nicht notwendige Reisen nach Frankreich ab. Für die Einreise aus einigen anderen Ländern gelten bestimmte Vorschriften, die das französische Außenministerium stetig aktualisiert.
Reisende müssen länderabhängig ein negatives COVID-19-Testergebnis vorweisen, das nicht älter als 72 Stunden sein darf, oder selbst Erklärungen zu Einreisegrund und COVID-19-Symptomfreiheit ausfüllen. Gegebenenfalls müssen sich Einreisende in Quarantäne begeben.

Corona-Test für Reiserückkehrer

Deutsche, EU-Bürger und langjährig in Deutschland lebende Ausländer, die sich in Frankreich aufgehalten haben, müssen sich nach ihrer Rückkehr nach Deutschland zwingend auf Covid-19 testen lassen und das Ergebnis zu Hause abwarten. Bei einem positiven Befund müssen sie in eine 14-tägige Quarantäne.

Die Grenzen bleiben geöffnet

Zu Beginn der Pandemie waren im März die Grenzen zwischen Deutschland und Frankreich geschlossen worden. Grenzgänger, die im jeweils anderen Land arbeiteten, durften die Grenze während der Schließung passieren – da ein Großteil der Grenzübergänge aber geschlossen war, kam es zu langen Staus und Wartezeiten.
Außerdem mussten die Menschen Ausgangsbescheinigungen und Nachweise über den Arbeits- oder Wohnort mit sich führen. Unverheiratete Paare und auch Familien waren über Wochen getrennt, da für einen Grenzübertritt ein wichtiger Grund nachgewiesen werden musste. Erst Mitte Juni wurden die Regeln für eine Einreise in das jeweils andere Land wieder gelockert.
Aufgrund der steil anwachsenden Infektionszahlen ist die Sorge nun groß, dass die Grenzen erneut geschlossen werden. Diese Maßnahme wieder aufzugreifen, ist jedoch vorerst nicht geplant. Trotz der steigenden Infektionszahlen bleiben die Grenzen geöffnet.