- Die Corona-Impfungen in Deutschland laufen weiterhin schleppend, die Impfquote ist niedrig.
- Sorge bereitet, dass Dänemark die Impfung mit Astrazeneca gestoppt hat
- Hoffnung macht hingegen die Zulassung des Vakzins von Johnson and Johnson in Europa
- Ebenso, dass
- Ab April sollen Hausärzte in den Praxen gegen Corona impfen können, in Baden-Württemberg läuft ein Pilotprojekt.
- KBV-Chef Andreas Gassen erwartet allerdings erst einen Start frühestens im Mai
Schrittweise Öffnungen, Schnelltests und vor allem Impfungen gegen das Coronavirus sind seit dem letzten Corona-Gipfel die neuen Waffen im Kampf gegen die potenziell tödliche Corona-Pandmie. Doch beides läuft schleppend an im Südwesten. Es gibt zu wenig Impfstoff. Jetzt sollen verstärkt Lieferungen kommen, und es stehen auch neue Impfstoffe in der Warteschlange für die EU-Zulassung, die auch für Ärzte einfacher zu handhaben sind.
Impfen in Deutschland: So wirken die bisher zugelassenen Impfstoffe gegen Corona
Grundsätzlich „zeigen“ alle Impfstoffe gegen Covid-19 dem Portal infektionsschutz.de zufolge dem menschlichen Immunsystem bestimmte Teile (Antigene) des Coronavirus. Dadurch wird ein Immunschutz gegen das Virus aufgebaut, ohne eine Erkrankung zur Folge zu haben. Die Hersteller der bisher verfügbaren und in der Zulassung befindlichen Impfstoffe verfolgen dabei verschiedene Ansätze. Es gibt drei Haupt-Techniken:
mRNA/DNA-Impfstoffe, Impfstoffe mit Vektorviren und „Totimpfstoffe“ mit Virusproteinen.
mRNA/DNA-Impfstoffe, Impfstoffe mit Vektorviren und „Totimpfstoffe“ mit Virusproteinen.
Bisher drei Impfstoffe in Deutschland gegen Corona zugelassen
Aktuell sind drei Impfstoffe in Deutschland zugelassen, weitere sollen folgen.
- Das erste zugelassene Vakzin war das von der Mainzer Firma Biontech und dem US-Pharma-Riesen Pfizer entwickelte Mittel „Comirnaty“.
- Der zweite Impfstoff, Moderna, kommt aus den USA.
- Den dritten Impfstoff hat das britisch-schwedische Unternehmen Astrazeneca entwickelt.
mRNA-Corona-Impfstoff von Biontech/Pfizer
Bei Biontech handelt es sich um den ersten in Deutschland zugelassenen Corona-Impfstoff, laut Paul-Ehrlich-Institut erhielt es seine Zulassung am 21.12.2020. In Deutschland haben die Impfungen am 27. Dezember begonnen.
- Biontech ist ein „mRNA-Impfstoff“. Das Kürzel steht für „Messenger“ (Bote) und „RNA“ für ribonucleic acid (Deutsch: Ribonukleinsäure). Vorher wurde noch kein Impfstoff dieser Art für den Menschen zugelassen. Mit der mRNA enthalten die Impfstoffe quasi die Bauanleitung für einen Bestandteil des Covid-19-Erregers SARS-CoV-2. Auf dieser Grundlage stellen die menschlichen Zellen das Virusprotein her. Gegen dieses entwickelt der Körper dann seine Immunantwort. Entgegen kursierender Gerüchte wird die mRNA dabei nicht in das Erbgut (DNA) des Menschen eingebaut.
- Bei Biontech/Pfizer sind zwei Impfungen notwendig, der zu Impfende bekommt im Abstand von etwa 21 Tagen jeweils eine Dosis.
- Er darf ab 16 Jahren geimpft werden.
- Studien zufolge hat der Pfizer-Impfstoff eine Wirksamkeit von 95 Prozent.
- Ein Nachteil für die geplante Verimpfung zum Beispiel in Arztpraxen: Der Impfstoff von Biontech/Pfizer muss bei minus 70 Grad Celsius gelagert werden. Er kann nach dem Auftauen im Kühlschrank gelagert, muss aber binnen fünf Tagen aufgebraucht werden.
- Der Impfstoff von Biontech und Pfizer kostet 12 Euro pro Dosis.
mRNA-Corona Impfstoff von Moderna
Das Präparat von Moderna mit dem offiziellen Namen „COVID-19 Vaccine Moderna“ ist der zweite in der EU zugelassene Corona-Impfstoff, er wurde am 06.01.2021 von der EMA zugelassen.
- Auch bei Moderna handelt es sich um einen so genannten mRNA-Impfstoff.
- Bei Moderna sind zwei Impfungen notwendig, der zu Impfende bekommt im Abstand von etwa vier Wochen jeweils eine Dosis.
- Moderna darf ab 18 Jahren verimpft werden, berichtet das Paul-Ehrlich-Institut.
- Das US-Unternehmen Moderna nennt eine Wirksamkeit von 94,1 Prozent - gemessen 14 Tage nach der zweiten Dosis.
- Der Moderna-Impfstoff ist etwas einfacher in der Anwendung, er muss bei etwa minus 20 Grad Celsius gelagert werden. Nach dem Auftauen ist er 30 Tage bei Kühlschranktemperatur und zwölf Stunden bei Raumtemperatur stabil.
- Das Moderna-Mittel ist mit 15 Euro pro Dosis am teuersten.
Corona Impfstoff mit Vektortechnik von Astrazeneca
Der derzeit dritte in Deutschland verfügbare Impfstoff kommt vom schwedisch-britischen Pharmakonzern Astrazeneca und wurde mit der Universität Oxford entwickelt. Astrazeneca hat die Zulassung seines Corona-Impfstoffes bei der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA am 29.01.2021 erhalten – zunächst allerdings nur für Menschen unter 65 Jahren.
- Es handelt sich um einen Vektor-Impfstoff und basiert auf einer abgeschwächten Variante eines Erkältungsvirus, das normalerweise Schimpansen befällt. Dieses sogenannte Vektorvirus wurde genetisch so verändert, dass es beim Menschen eine Immunabwehr gegen das Coronavirus erzeugt.
- Der Impfstoff kann im Gegensatz zu dem von Biontech/Pfizer und Moderna bei normaler Kühlschranktemperatur für sechs Monate gelagert werden.
- Er wäre somit auch für Hausärzte gut nutzbar.
- Astrazeneca ist im Vergleich zu den anderen mit weniger als 2 Euro deutlich preiswerter als die anderen.
- Das Mittel ist ersten Daten zufolge etwas weniger wirksam als die neuartigen mRNA-Wirkstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna. Der Impfstoff eine Wirksamkeit von durchschnittlich 70 Prozent, bei einem bestimmten Impfschema sogar 90 Prozent. Und: Er schützt vor schweren Verläufen und senkt die Viruslast von Infizierten. Die Ständige Impfkommision (Stiko) des Robert-Koch-Instituts (RKI) empfahl Anfang März den Astrazeneca-Impfstoff auch für Menschen, die älter als 65 sind. Das wurde am 9. März bestätigt in der Impfordnung des Bundes.
Novavax: Wirksamkeit des Corona-Impfstoffs liegt bei 96 Prozent
Das US-Pharmaunternehmen Novavax gibt bekannt, dass sein Vakzin zu 96 Prozent gegen das ursprüngliche Corona-Virus und zu 86 Prozent gegen die britische Variante wirksam sei. Die Zahlen seien laut Unternehmen innerhalb einer Studie erhoben worden, die Novavax in Großbritannien durchführe. Damit sei das Unternehmen der Zulassung des Impfstoff wieder einen Schritt nähergekommen.
Das Vakzin könnte bereits im Mai für den Einsatz in den USA zugelassen werden, wenn die US-Behörden die Daten aus Großbritannien für ausreichend hielten, so das Unternehmen.
Bis zu sieben Corona-Impfstoffe 2021 in Deutschland erwartet
Klaus Cichutek, Leiter des Paul-Ehrlich-Instituts in Langen (Hessen), welches nach einer Zulassung durch die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) die Impfstoff-Chargen für Deutschland prüft, sagte Anfang des Jahres, dass er 2021 mit "sechs bis sieben" weiteren Anträgen auf die Zulassung von Impfstoffen rechne.
Welche Vakzine gibt es mittlerweile für die Massenimpfung der Menschen in Deutschland, welche kommen neu hinzu, wie wirken sie und vor allem: Wie wirksam sind sie – auch gegen die sich ausbreitenden Mutationen?
Diese Impfstoffe werden bald zugelassen
Zwei weitere Impfstoffe sollen bald von der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA zugelassen werden, bei ihnen handelt es sich um Vektor-Impfstoffe.
Vektor-Corona Impfstoff von Johnson & Johnson
Die Europäische Union hat einen vierten Corona-Impfstoff zugelassen: Auch das Mittel des US-Herstellers Johnson & Johnson kann ab sofort genutzt werden.
- Es handelt sich wie bei Astrazeneca um einen so genannten Vektorviren-Impfstoff.
- Der Impfstoff von J&J benötigt für den Aufbau des Schutzes vor Corona nur eine Dosis.
- Der J&J-Impfstoff hat außerdem den Vorteil, dass er lange bei Kühlschranktemperaturen haltbar ist. Die Anwendung, etwa in Arztpraxen ohne Spezialkühlgeräte, ist also einfacher.
- In einer Studie mit 44.000 Probanden gab es eine Schutzwirkung von 66 Prozent. Das heißt, es kam bei den Geimpften zu drei Mal weniger Infektionen mit Symptomen, berichtet der Deutschlandfunk.
- Verglichen mit anderen Stoffen sei die Wirksamkeit zwar geringer, entscheidend sei aber, dass die schweren Verläufe effektiv verhindert werden konnten – zu 85 Prozent. Außerdem schütze der Stoff auch gegen Mutationen aus Brasilien und Südafrika.
- Das Mittel von Johnson & Johnson soll mit rund 7 Euro pro Dosis vergleichsweise günstig sein.
Russischer Vektor-Impfstoff gegen Corona: Sputnik V
In Russland wurde bereits im August 2020 der vom staatlichen Gamaleja-Institut für Epidemiologie und Mikrobiologie in Moskau entwickelte Impfstoff „Sputnik V“ zugelassen – ohne alle üblichen Studien durchlaufen zu haben.
- Laut „Deutschlandfunk“ gibt es mittlerweile Ergebnisse zur Wirksamkeit. Das Forschungsteam des Gamaleja-Instituts nenne eine Wirksamkeit von 91,6 Prozent und liefere die entsprechenden Daten dazu.
- Die Arzneimittel-Agentur (EMA) hat Anfang März ein „schnelles Prüfverfahren“ für Sputnik V eröffnet. Die Entscheidung basiert auf Ergebnissen von Laborversuchen und klinischen Studien bei Erwachsenen. Demnach rege Sputnik V die Bildung von Antikörpern gegen das Virus an und könne beim Schutz vor Covid-19 helfen.
- Italien wird voraussichtlich als erstes EU-Land den russischen Corona-Impfstoff Sputnik V produzieren.
- Wie bei Astrazeneca handelt es sich bei Sputnik V um einen Vektorimpfstoff, der auf einem genetisch veränderten Schimpansen-Adenovirus basiere. "Aber anders als bei Astrazeneca verwendet er zwei unterschiedliche Vektorviren für die erste und zweite Dosis", sagt Chef der Ständigen Impfkommission (Stiko), Thomas Mertens. "Das ist sehr klug, denn dadurch kann er potenziell auftretende Wirksamkeitsverluste durch Immunantworten gegen die Vektoren verhindern."
- Thomas Mertens hat sich laut „Rheinische Post“ zuversichtlich über eine Zulassung des russischen Impfstoffs Sputnik V in der Europäischen Union geäußert. "Das ist ein guter Impfstoff, der vermutlich auch irgendwann in der EU zugelassen wird."
Curevac: mRNA-Impfstoff aus Tübingen
Große Hoffnungen ruhen auf dem zweiten Impfstoff aus Deutschland: Curevac, ebenfalls ein mRNA-Impfstoff des gleichnamigen Tübinger Pharmaunternehmens. Doch hier verzögert sich die Entwicklung, Experten rechnen mit einer Zulassung erst im Sommer.
Der Wirkstoff des baden-württembergischen Firma befindet sich seit Dezember in den entscheidenden klinischen Studien. Im Februar übergab Curevac erste Datenpakete im Rahmen eines rollierenden Zulassungsverfahrens an die europäische Arzneimittelbehörde EMA. Das Biotech-Unternehmen Curevac kooperiert mit weiteren Firmen wie etwa Novartis, um die Herstellung des Impfstoffs zu sichern.
Wirken Corona-Impfstoffe gegen Mutationen?
- Gegen die Variante B117 scheinen die Impfstoffe von Moderna und Biontech/Pfizer gut zu wirken.
- Zur Südafrika-Mutation B1351 berichtet das RKI allgemein, dass „möglicherweise der durch die Impfungen vermittelte Schutz reduziert sein“ könne.
- „Business Insider meldete jüngst, dass die Impfstoffe von Moderna und Pfizer/Biontech gegen die Südafrika-Variante B1351 sogar deutlich weniger wirksam zu sein scheinen, als bislang gedacht. Das habe eine neue Studie ergeben.
- Bei der südafrikanischen Mutante B1351 warfen Studienergebnisse Zweifel an der Wirksamkeit des Astrazeneca-Impfstoffs auf.
- Gegen B117 soll Astrazeneca gut wirken, berichtet die Deutsche Welle.
Impfschutz nach erster Impfung: Wann wirkt die Corona Impfung?
Bereits nach der ersten Dosis der aktuell zugelassenen Impfstoffe gibt es einen Impfschutz. Das heißt bereits nach der ersten Impfung sinken die Todeszahlen in den Risikogruppen, vor allem bei Älteren.
Dänemark stoppt Astrazenca-Impfung wegen möglicher Blutgerinnsel
Wegen schwerwiegender Nebenwirkungen und möglicher Gefahr für Blutgerinnsel hat Dänemark die Impfung mit dem Astrazeneca-Impfstoff vorerst eingestellt. Zuvor hatte es Medienberichte gegeben, wonach auch in Österreich ähnliche Komplikationen aufgetreten sein sollen.
Hausärzte-Impfung erst im Mai: Kassenärzte-Chef rechnet mit Verspätung
Eigentlich sollte es im April mit den Impfungen in Hausarztpraxen losgehen - daraus wird aber wohl nichts. KBV-Chef Andreas Gassen erwartet einen Start frühestens im Mai.
Termin, Anmeldung, Reihenfolge: Alle Infos zur Corona Impfung in Baden-Württemberg
Was muss man zur Corona-Impfung mitbringen? Wie läuft die Terminvergabe? Wo kann ich mich impfen lassen? Fragen und Antworten zur Corona-Impfung in Baden-Württemberg
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