Kommt eine Corona-Impfpflicht oder nicht? Darüber berät aktuell noch der Bundestag. Rund drei Viertel der Deutschen haben sich zwei Impfdosen geholt. Immer mehr lassen sich zur Zeit boostern. Während Deutschland jedoch noch für die dritte Impfung wirbt, beginnt Israel bereits mit der Verteilung der vierten Dosis.
- In Israel können sich jetzt die ersten Menschen die vierte Impfung holen. Wer bekommt sie zuerst?
- Wie gut wirkt die Auffrischimpfung?
- Wie sehen die Pläne in Deutschland aus?
- Was sagen Gesundheitsexperten und Gesundheitsminister Karl Lauterbach?
- Welche Impfstoffe stehen in Deutschland zur Verfügung?
4. Impfung in Israel hat begonnen: Wer bekommt den zweiten Booster zuerst?
Trotz fehlender Daten wurden am 31. Dezember in Israel die ersten Booster-Impfungen von Biontech/Pfizer verabreicht. Menschen mit geschwächtem Immunsystem bekamen als erste die Auffrischimpfung. Kurz darauf konnten sich auch einige Bewohnerinnen und Bewohner von Altersheimen und Patienten geriatrischer Stationen impfen lassen. Seit Montag können sich auch alle Einwohner über 60 Jahre sowie medizinisches Personal impfen lassen – sofern die dritte Impfung mehr als vier Monate zurückliegt.
Damit ist Israel knapp ein Jahr nach dem Beginn der Impf-Offensive und sechs Monate nach dem Beginn der Auffrischimpfung, eines der ersten Länder weltweit, das nun vierte Corona-Impfungen durchführt. Das Land hofft, damit die Auswirkungen der Omikron-Welle begrenzen zu können. Zwar hat Israel die vierte Welle hinter sich, dennoch steigen die Zahlen aktuell wieder massiv. Nur rund 60 Prozent der Bevölkerung gelten als vollständig geimpft.
Erste Studie zur 4. Impfung: Impfdosis erhöht Antikörper-Zahl um das Fünffache
Einige Tage vor dem Beginn der nächsten Impf-Kampagne hatte das Schiba-Krankenhaus bei Tel Aviv eine Studie zur vierten Impfung gegen das Virus begonnen. Der Fokus lag dort auf dem Impfstoff von Biontech/Pfizer. Dabei sollten die Erhöhung von Antikörpern sowie das Potenzial zur Verhinderung einer Corona-Infektion untersucht werden. Auch negative Auswirkungen der Impfung wurden berücksichtigt. Insgesamt sechs Monate werden die rund 150 Studienteilnehmer beobachtet. Erste Zwischenergebnisse am Sonntag zeigten ähnliche Nebenwirkungen wie nach der dritten Dosis.
Dagegen sei der fünffache Anstieg der Antikörper „gut, aber nicht ausreichend“, wie die Leiterin der Studie, Gili Regev, bestätigt. Kurz nach der vierten Impfung sei man demnach auf dem gleichen Stand wie nach der dritten Impfung. Bei gefährdeten Bevölkerungsgruppen, wie immungeschwächten und alten Menschen, lohne sich die Auffrischung zwar, ob man die zweite Booster-Impfung aber allen Menschen geben müsse, sei fraglich. „Wir brauchen noch mehr Informationen“, sagt die Professorin.
Entsprechend betonte Regev die Wichtigkeit der ersten Booster-Impfung: „Wer die erste und zweite Dosis bekommen hat, muss dringend auch die dritte bekommen.“
Booster-Impfung in Deutschland: Das sagen Experten und Gesundheitsminister Lauterbach
Für Gesundheitsexperten in Deutschland ist die vierte Impfung indes noch kein Thema. „Es ist wirklich wichtig, die dritte Impfung zu geben. Die macht einen Unterschied. Das haben wir in eigenen Studien und Analysen gesehen“, sagte der Experte der Berliner Charité Leif Erik Sanders bei ntv.
Gesundheitsminister Karl Lauterbach geht indes davon aus, dass es in Deutschland nicht bei der einen Booster-Impfung bleiben wird: „Ich persönlich würde von einer vierten Impfung ausgehen“, sagte er vor Weihnachten. 70 bis 80 Prozent der symptomatischen Krankheitsfälle könne man, laut Lauterbach, mit einer zweiten Auffrischimpfung verhindern. Deshalb sei im späteren Jahresverlauf eine vierte Impfung notwendig, die speziell auf die Omikron-Variante abgestimmt sei.
Ob regelmäßige Impfungen notwendig seien, bleibt indes weiter offen: „Das wird davon abhängen, wie lange die Booster-Impfung wirkt. Zur Impfroutine kann man noch nichts sagen“, sagt der Gesundheitsminister.
Der Chef der Sächsischen Impfkommission (Siko), Thomas Grünewald, geht hingegen davon aus, dass zukünftig regelmäßige Impfungen nötig sein werden. „In welchem Intervall ein solches Boostern notwendig wird, lässt sich heute noch nicht mit Sicherheit sagen. Möglicherweise könnte das jedes Jahr oder alle zwei Jahre der Fall sein. Das hängt auch davon ab, wie hoch die Mutationsrate des Virus ist“, sagte er am Freitag, 07.01.2022, in einem Interview der „Leipziger Volkszeitung“.
80 Millionen neue Impfdosen im Frühjahr
Um für die mögliche nächste Booster-Impfung vorbereitet zu sein, wurden bereits spezifische Omikron-Impfstoffe beim Unternehmen Biontech gekauft. Diese sollen laut Wissenschaftlern einen besseren Schutz vor der Corona-Variante gewährleisten. Mit insgesamt 80 Millionen Impfdosen werde ab April oder Mai gerechnet. Auch Moderna-Impfstoff soll dann wieder angeboten werden.
Im November hat der Impfstoffhersteller Biontech bekanntgegeben, dass er an der Entwicklung eines an die Omikron-Variante angepassten Impfstoffs arbeite. 180 Millionen Impfdosen möchten die EU-Länder davon kaufen. Bis März möchte der Hersteller den Impfstoff bereitstellen.
Beschlussvorlage des nächsten Corona-Gipfels liegt vor
Schon vor dem Bund-Länder-Treffen am 07.01.2022 ist zum Teil bekannt, was Gesundheitsminister Karl Lauterbach fordern wird. Die Beschlussvorlage zur Konferenz von Kanzler Olaf Scholz und den Ministern soll laut Bild-Zeitung schon jetzt da sein. Was steht drin? Hier die Forderungen, die in der Vorlage zur Ministerpräsidentenkonferenz stehen soll:
- Für Ungeimpfte und Genesene soll gelten: Ein Freitesten aus der Quarantäne ist als Kontaktperson nur mit negativem PCR-Test möglich.
- Bei Geimpften kann die Isolationszeit durch einen Schnelltest nach sieben Tagen enden.
- Nach Kontakt zu Infizierten können Personen aus systemrelevanten Berufen nach fünf Tagen aus der Quarantäne – aber nur mit PCR-Test.
- Geboosterte oder Personen, deren zweite Impfung weniger als drei Monate zurückliegt, müssen nach Kontakt mit Infizierten nicht in Quarantäne.