- Die Corona-Zahlen in Deutschland sind unverändert zu hoch.
- Beim Corona-Gipfel Ende November hatten Bund und Länder Lockerungen der Regeln an Weihnachten beschlossen
- Der Städte- und Gemeindebund stellt diese Lockerungen angesichts des Infektionsgeschehens nun aber in Frage
Der Deutsche Städte- und Gemeindebund hat wegen der weiterhin hohen Corona-Infektionszahlen die angekündigten Lockerungen für die Feiertage rund um Weihnachten (und Silvester) in Frage gestellt. „Wir werden in Deutschland insgesamt darüber sprechen müssen, ob die geplanten Lockerungen für Weihnachten und Silvester tatsächlich richtig sind“, sagte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg der Düsseldorfer „Rheinischen Post“ (Montagsausgabe). „Sie werden unweigerlich zu weiteren Kontakten und zusätzlichen Reiseaktivitäten führen und stellen damit ein Risiko für einen Anstieg der Neuinfektionen dar.“
Am heutigen Montag etwa liegt die Zahl der Corona-Neuinfektionen deutlich über der des vorangegangenen Montags. Das gleiche Bild hatte es am gestrigen Sonntag gegeben.
Keine Lockerungen an Weihnachten? Vieles hängt von den Zahlen ab
Landsberg sprach sich dafür aus, die Entwicklung der Corona-Zahlen in den nächsten anderthalb Wochen abzuwarten. Bund und Länder hatten sich darauf geeinigt, über die Weihnachtsfeiertage die Beschränkungen im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus zu lockern. Vom 23. Dezember bis maximal 1. Januar sollen Treffen im engsten Familien- oder Freundeskreis möglich sein - mit höchstens zehn Personen. Kinder bis 14 Jahre werden dabei nicht mitgezählt.
Angesichts weiter hoher Corona-Infektionszahlen werden jedoch Rufe aus der Politik nach schärferen Beschränkungen über Weihnachten und Silvester lauter. Bayern will wegen der weiter steigenden Zahlen den Katastrophenfall ausrufen und in der kommenden Woche weitreichende Beschränkungen verhängen. Zudem soll im Freistaat auf Lockerungen an Silvester verzichtet werden, was auch andere Länder erwägen.
„Ob Ausgangsbeschränkungen für bestimmte Nachtzeiten ein wirksames Mittel sind, muss sich erst zeigen“, sagte Landsberg. Er verwies darauf, dass auch in Bayern eine flächendeckende Kontrolle kaum möglich sein werde. Die anderen Maßnahmen hält Landsberg für sinnvoll. Da in einigen Bundesländern, wie etwa in Bayern, die Hotspots zunähmen, sei es nachvollziehbar, dass die bayerische Staatsregierung die einschränkenden Maßnahmen verschärfe. „Wechselunterricht in den Schulen, eine verstärkte Maskenpflicht und Besuchsvorschriften für Alten- und Pflegeeinrichtungen sowie das Vorschreiben von FFP2-Masken können dazu beitragen, die Zahl der Neuinfektionen zu reduzieren.“
Um Lockerungen an Weihnachten aufrecht zu erhalten - Braun will schärfere Regeln
Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) sprach sich ebenfalls für eine deutliche Verschärfung der Beschränkungen „mindestens in den Hotspots“ aus. Er plädierte für einen weiteren Corona-Krisengipfel von Bund und Ländern in dieser oder der nächsten Woche, um darüber zu beraten.
Lockerungen zu Weihnachten wurden beim Corona-Gipfel beschlossen
Bund und Länder hatten vereinbart, bei Familientreffen vom 23. Dezember bis 1. Januar zehn Personen plus Kinder zuzulassen. In Bayern beschloss das Kabinett nun, die geplanten Lockerungen nur noch vom 23. bis zum 26. Dezember aufrecht zu erhalten. Nun sind in Bayern nur noch vom Tag vor Heilig Abend bis zum zweiten Weihnachtsfeiertag Treffen über zwei Hausstände hinaus mit bis zu maximal zehn Personen erlaubt. Ansonsten dürfen maximal fünf Leute aus zwei Hausständen zusammen sein. Eine ähnliche Regelung hat bereits Baden-Württemberg. In Berlin sind über die gesamten Feiertage maximal fünf Leute erlaubt.
Auch in anderen Bundesländern wird darüber nachgedacht, von Erleichterungen über die Feiertage abzurücken. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) sagte am Sonntagabend in der ZDF-Sendung „Berlin direkt“, es müsse „nachgesteuert“ werden in den Hotspots. „Wir sprechen in der Regierung darüber, was es noch für Möglichkeiten gibt. Wir werden da sicherlich im Laufe dieser Woche auch noch weitere Entscheidungen treffen.“
Bouffier: Ausgangssperre ab Inzidenz von 200 notwendig
Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier sagte am Sonntagabend im ARD-„Bericht aus Berlin“, er glaube, dass eine Ausgangssperre bei Inzidenzwerten über 200 notwendig sei. Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) wurde von der Funke-Mediengruppe mit den Worten zitiert: „Es wird keine Entlastungen für Weihnachten und Silvester geben.“ Am Dienstag soll das Kabinett darüber beraten.
Der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) hatte in der „Augsburger Allgemeinen“ (Samstag) gemahnt: „Eines ist doch klar: Wir dürfen kein Risiko eingehen, auch nicht an Silvester.“ Kanzleramtschef Braun betonte, der Spielraum bis Silvester sei gedacht gewesen für Menschen, die über Weihnachten arbeiten müssen. Diese Regelung dürfe aber kein Einfallstor für Millionen andere sein, Silvester Partys zu feiern. Braun warb dafür, Weihnachtsbesuche bis 27./28. Dezember zu beschränken.
Besorgt ist die Politik nicht nur über die anhaltend hohe Zahl von Neuinfektionen, sondern auch über die gestiegene Zahl von Toten infolge eine Coronavirus-Infektion. Der bisherige Höchstwert war mit 487 Todesfällen am vergangenen Mittwoch registriert worden. Braun warnte davor, sich an solche Zahlen zu gewöhnen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sagte im RTL-Jahresrückblick am Sonntagabend: „Wir reden gerade viel darüber, wie wir Weihnachten feiern. Diese Menschen werden Weihnachten gar nicht mehr feiern.“
Corona Zahlen Deutschland aktuell: Die Fallzahlen am Montag, den 7.12.2020
Das Robert-Koch-Institut (RKI) erfasst täglich die aktuelle Corona-Lage für Deutschland, bewertet nach eigenen Angaben auf der Homepage „alle Informationen und schätzt das Risiko für die Bevölkerung in Deutschland ein“. Zudem stellt das RKI Empfehlungen für die Fachöffentlichkeit zur Verfügung wie Fallzahlen und Informationen zu allgemeinen Infektionsschutzmaßnahmen, Diagnostik und Teststrategie und Prävention in Gesundheitseinrichtungen.
- Neuinfektionen: Laut RKI-Angaben haben sich deutschlandweit mindestens 12.332 Personen neu mit dem Coronavirus infiziert. Zum Vergleich: Am Samstag waren es mehr als 23.300 neue Infizierte und am gestrigen Sonntag 17.767. Am Montag der Vorwoche, dem 30.11.2020, hatte es mehr als 11.000 Neuinfektionen binnen 24 Stunden gegeben. An Sonntagen und Montagen sind die erfassten Fallzahlen meist niedriger, unter anderem weil am Wochenende weniger getestet wird. Nach Angaben von „Zeit Online“ gibt es heute 14.827 Neuinfektionen. Die Zahlen von Zeit Online basieren auf den direkten Angaben aus den Landkreisen. Sie sind weniger als die Statistiken des Robert Koch-Instituts von verzögerten Meldeketten betroffen und können deshalb abweichen
- Bestätigte Neuinfektionen in den letzten sieben Tagen: Wie „Zeit Online“ berichtet, registrierten die Ämter 129.181 neue Fälle in den letzten sieben Tagen.
- Infizierte: Die Gesamtzahl der Infektionen seit Beginn der Pandemie in Deutschland beträgt laut jüngsten Werten des RKI 1.183.655 Fälle.
- Tote: Die Zahl der Menschen, die mit oder an einer Corona-Infektion gestorben sind, liegt bei 18.919. Das sind 147 Tote mehr als am Vortag und bedeutet einen weiterhin sehr hohen Wert. Am Mittwoch waren binnen eines Tages 487 Tote gemeldet worden - das war ein neuer Rekord seit Beginn der Pandemie.
- Genesene: Die Zahl der Genesenen beläuft sich laut RKI auf etwa 863.300.
- R-Wert: Das RKI gibt in seinem aktuellen Lagebericht ein so genanntes Sieben-Tage-R an. Dieser Wert bezieht sich auf einen längeren Zeitraum und unterliegt daher weniger tagesaktuellen Schwankungen. Das sogenannte Sieben-Tage-R lag laut RKI-Lagebericht vom Sonntagabend bei 1,10 (Samstag: ebenfalls 1,10). Der Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen vor 8 bis 16 Tagen ab. Liegt der Wert für längere Zeit unter 1, flaut das Infektionsgeschehen ab.
- Intensivstationen: Immer mehr Covid-19-Patienten werden auf Intensivstationen behandelt. Ihre Zahl stieg am Sonntag auf mehr als 4100 und erreichte zum dritten Mal in Folge einen Höchststand, wie das Robert Koch-Institut (RKI) mitteilte. Am Sonntag waren nach Angaben der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) 4108 Covid-19-Patienten in intensivmedizinischer Behandlung - nach 4051 am Samstag und 4011 am Freitag, als erstmals die Schwelle von 4000 Corona-Patienten auf Intensivstationen überschritten wurde. 60 Prozent der Patienten werden per Tubus - also durch einen Schlauch - beatmet. Das sind 2457 Menschen.