„Es tut weh, aber es ist der einzige Weg. Wir müssen strenger sein." Mit diesen Worten kündigte der Ministerpräsident der Niederlande, Mark Rutte, auf einer im Fernsehen übertragenen Pressekonferenz an, die die Corona-Maßnahmen drastisch zu verschärfen: Rutte kündigte in Den Haag einen „Teil-Lockdown“ an, da die Lage auch in den Krankenhäusern langsam schwierig wird. Die Regelungen gelten seit Mittwochabend 22.00 Uhr, nach zwei Wochen will die niederländische Regierung ihre Wirksamkeit überprüfen „Mehr Maske, weniger Party und neue Zwangsquarantäne“, lautet unteressen das vorläufige Fazit beim deutschen Corona-Gipfel in Berlin.
Die Regeln des Corona-Lockdowns in Holland im Überblick
Der Teil-Lockdown in den Niederlanden betrifft die Holländer in ihrem Alltag, und bedeutet einen harten Einschnitt für die Gastronomie und den Tourismus. Das sind die Regeln:
- Kneipen, Cafés und Restaurants werden geschlossen
- Speisen und Getränke dürfen sie nur noch zum Mitnehmen anbieten.
- Der Verkauf von Alkohol und Cannabis wird ab 20 Uhr verboten.
- Außerdem dürfen die Bürger nur noch maximal drei Gäste pro Tag in ihren Wohnungen empfangen
- die Holländer sollen Bus und Bahn nur noch in dringenden Fällen nutzen.
- Premier Rutte kündigte auch eine allgemeine Maskenpflicht an für alle öffentlichen Räume wie Geschäfte, Museen oder Bibliotheken, bisher war dies nur eine dringende Empfehlung.
„Es liegt nun an uns allen selbst“, sagte der Premier in der live im TV ausgestrahlten Pressekonferenz. „Seien Sie realistische Niederländer und übernehmen Sie Verantwortung.“
Infektionszahlen in den Niederlanden/Holland
Die Regierung reagiert damit auf die dramatisch steigenden Neu-Infektionen mit dem Coronavirus. In den vergangenen sieben Tagen waren 57.265 Neuinfektionen gemeldet worden. Fast in allen Regionen sei die Lage „alarmierend“, sagte Rutte.
Das sind die Werte am Donnerstag, 22.10. (Quelle: JHU, 12 Uhr)
- Zahl der Infizierten: 259.207
- Zahl der Neuinfektionen: 8.796
- Zahl der Genesenen: 5.365
- Zahl der Verstorbenen: 6.934 (60 mehr als am Vortrag)
Krankenhaus-Notaufnahme in den Niederlanden überlastet
Die Niederlande hatten zuletzt über 8000 Corona-Infektionen am Tag zu verzeichnen. Fast in allen Regionen sei die Lage „alarmierend“, sagte Rutte. Fast jedes dritte Bett auf den Intensivstationen ist mit einem Covid-19-Patienten belegt. Inzwischen werden Patienten bereits auf andere Kliniken verteilt. Auch Krankenhäuser in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen hatten angeboten, Patienten aus den Niederlanden aufzunehmen.
In Amsterdam, Rotterdam und Den Haag mussten die Notaufnahmen von Krankenhäusern zeitweise geschlossen werden, berichtete der Sender n-tv.
Die vergleichsweise lockere und liberale Seuchenpolitik war zuletzt kritisiert worden. Laut Medienberichten wird auch die Nachverfolgung von Corona-Kontakten in den Niederlanden immer schwieriger und die Zahlen scheinen fast unaufhaltsam anzusteigen.
Nach Limburg wird auch Zeeland zum Risikogebiet
Für Deutschland galten bereits seit dem 7. Oktober fast die gesamten Niederlande mit Ausnahme der Provinz Zeeland als Risikogebiet mitsamt Reisewarnung vom Auswärtigen Amt. Zuletzt hatte es die Provinz Limburg direkt an der deutschen Grenze getroffen, was dann auch Einschränkungen für NRW nach sich zog. Am 17. Oktober kam noch die Provinz Zeeland hinzu, womit dann die ganzen Niederlande für Deutschland als Risikogebiet gelten.
Hohe Corona-Inzidenz in den niederländischen Provinzen
In diesen Regionen ist die durchschnittliche Zahl an bestätigten Corona-Fällen pro 100.000 Einwohnern pro Tag am größten (Stand: 20. Oktober).
- Amsterdam-Amstelland: 61.1
- Brabant-Zuidoost: 45.7
- Haaglanden: 50.8
- Hollands-Midden: 53.6
- Rotterdam-Rijnmond: 74.2
- Utrecht: 64.4
- Zaanstreek-Waterland: 84.3
- Zuid-Holland Zuid: 40