Der Krieg in der Ukraine währt nun schon seit über einem Jahr. Die Verluste sind hoch und ein Ende des Krieges scheint bislang in weiter Ferne. Am 24.02.2022 hat der Krieg mit dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine begonnen, jedoch geht ihm eine jahrelange Geschichte voraus. Ein Überblick über die wichtigsten Hintergründe und die Vorgeschichte zum Ukraine-Krieg.

1991 - 2004: Unabhängigkeit und Freundschaftsvertrag

Die Ukraine ist mit einer Fläche von 603.000 Quadratkilometern der größte Staat, dessen Grenzen vollständig in Europa liegen. Sie liegt zwischen der EU-Ostgrenze (Polen, Slowakei, Ungarn, Rumänien) und Russland. Bis 1991 war die Ukraine eine von 15 Sowjetrepubliken - also ein Teil der damaligen Sowjetunion. Seit deren Auflösung sind die ehemaligen Sowjetrepubliken eigene Staaten. Nach dem Zerfall der Sowjetunion erreicht die Ukraine 1991 wieder ihre staatliche Unabhängigkeit, so auch die Ukraine. Deren Unabhängigkeit wurde von Russland im Budapester Memorandum von 1994 anerkannt, im Gegenzug gab die Ukraine ihre Nuklearwaffen ab. Damals stand die Ukraine mit dem russischen Nachbarland noch in einem guten Verhältnis, welches im Freundschaftsvertrag von 1997 festgehalten wurde.

2004 - 2023: Präsidentschaftswahlen und Spannungen

Im Jahr 2004 beginnt die Beziehung der beiden Länder erstmals zu bröckeln: Bei den ukrainischen Präsidentschaftswahlen unterstützt Russland den prorussischen Kandidaten Viktor Janukowitsch. Auf die Vorwürfe, Janukowitsch hätte Wahlbetrug betrieben, folgt die sogenannte „Orangene Revolution“, eine Reihe mehrwöchiger Proteste und Demonstrationen. Sie verhindert den Sieg des prorussischen Präsidentschaftskandidaten - der westlich orientierte Kandidat Wiktor Juschtschenko siegt bei der Wahl. Schon damals zeichnet sich eine Spaltung der ukrainischen Bevölkerung ab: Der Süden und Osten des Landes hatte mehrheitlich für Janukowitsch gestimmt. Sowohl 2006 als auch 2009 stoppte Russland danach im russisch-ukrainischen Gasstreit vorübergehend die Gaslieferungen an die Ukraine.
Juschtschenkos Amtszeit verläuft holprig: Die Unzufriedenheit der Ukrainer löst einen landesweiten Drang nach Veränderung aus. Die Präsidentschaftswahlen 2010 gewinnt Wiktor Janukowitsch.

2013 - 2014: Maidan-Proteste und Annexion der Krim

Im Herbst 2013 kam es nach der Ankündigung der ukrainischen Regierung unter Wiktor Janukowytsch, die Unterzeichnung des Assoziierungsabkommens mit der Europäischen Union zu verschieben, in Kiew zu ausgedehnten Massenprotesten für eine stärkere europäische Integration. Zunehmend richteten sich die Proteste auch gegen die als korrupt empfundene Regierung der Ukraine, es kam zu Todesopfern. In Folge der Maidan-Proteste flieht der ukrainische Präsident Janukowitsch aus Kiew, das Parlament enthebt ihn seines Amtes. Kurz darauf kommt es zur Annexion der Krim. Mit der Behauptung, die Rechte der russischstämmigen Bevölkerung auf der Krim beschützen zu wollen, besetzten russische Soldaten die Halbinsel.
Proteste auf dem Maidan-Platz am 04.12.2013.
Proteste auf dem Maidan-Platz am 04.12.2013.
© Foto: Tim Brakemeier/picture alliance /dpa
Nach den Protesten auf dem Maidan-Platz 2013, der Absetzung der Regierung von Viktor Janukowitsch und der Abspaltung der Halbinsel Krim kommt es zu anhalten Unruhen in der Ostukraine. Separatisten fordern mehr Eigenständigkeit der Ukraine und den Anschluss an Russland - sie haben diverse Orte gewaltsam unter ihre Kontrolle gebracht. In Donezk und Lugansk haben die Menschen bei einem umstrittenen Referendum für die Abspaltung von der Ukraine abgestimmt.
Bei der Präsidentschaftswahl im Mai 2014 wählen die Ukrainer Petro Poroschenko zum neuen Präsidenten. Poroschenko wollte mit Russland in Dialog treten, als langfristiges Ziel sieht er die Ukraine aber in der EU. Im September 2014 tritt mit dem Minsker Friedensabkommen erstmals eine Waffenruhe in Kraft, die allerdings schon bald brüchig wird. In den folgenden Jahren kommt es immer wieder zu Gefechten zwischen den von Russland unterstützten Rebellen und proeuropäisch orientierten ukrainischen Kräften: Es gibt über 13.000 Todesopfer und Hunderttausende Flüchtlinge.

2019-2022: Selenskyj übernimmt Präsidentenamt

Bei der Präsidentschaftswahl 2019 stimmen die Ukrainer in einer abschließenden Stichwahl für den Rechtswissenschaftler, Schauspieler und Komiker Wolodymyr Selenskyj.
Wolodymyr Selenskyj beim Treffen mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron in Paris, Frankreich am 08.02.2023.
Wolodymyr Selenskyj beim Treffen mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron in Paris, Frankreich am 08.02.2023.
© Foto: Juilen De Rosa/dpa
Seit dem Frühjahr 2021 kommt es zu einer massiven Aufrüstung russischer Truppen entlang der ukrainischen Grenze: bis Ende 2021 hat Russland ein Truppenaufkommen von rund 150.000 rund um die Ukraine postiert. 30.000 Soldaten befinden sich im benachbarten Belarus zur Durchführung eines gemeinsamen Militärmanövers. Die westliche Staatengemeinschaft warnt Russland eindringlich vor einer Verletzung der Grenzen und ruft zur Deeskalation auf.
Die diplomatischen Bemühungen laufen wochenlang auf Hochtouren, führen jedoch letztendlich zu keinem Erfolg. Russlands Präsident Wladimir Putin erkennt Ende Februar 2022 die selbsternannten „Volksrepubliken“ Donezk und Luhansk als unabhängige Staaten an und startet eine großangelegte Militäroffensive in der Ukraine, um die angebliche Bedrohung der russischen Staatsbürger abzuwenden und die Ukraine zu „entmilitarisieren“.

Alle Informationen zum Ukraine-Krieg

Die Ukraine wehrt sich bereits seit über einem Jahr gegen die russische Invasion. Die Verluste sind dabei auf beiden Seiten hoch.
Alle aktuellen Informationen gibt es im Ukraine-Krieg Liveticker.