In der Ukraine ist auch nach sechs Monaten Krieg kein Ende in Sicht. Ende September hat Russland in vier besetzten Gebieten Scheinreferenden begonnen, um im Anschluss eine Annexion dieser Gebiete durchzuführen. Das gleiche Spiel hat Moskau schon einmal durchgeführt: 2014 als Russland die Halbinsel Krim annektierte. Dem war ebenfalls ein Scheinreferendum vorangegangen. Die Halbinsel Krim spielt im Ukraine-Krieg also eine wichtige Rolle. Seit vielen Jahren herrscht zwischen Russland und der Ukraine ein Konflikt um die Halbinsel.
- Was ist die Krim und wo genau liegt sie?
- Warum gibt es den Konflikt um die Krim zwischen Russland und der Ukraine?
- Was passierte 2014 bei der Annexion?
Alle Infos zur Krim und ihrer Annexion lest ihr hier.
Lage, Größe, Bevölkerung – die wichtigsten Fakten zur Krim
- Land: Ukraine
- Lage: Halbinsel zwischen dem nördlichen schwarzen Meer und dem Asowschen Meer
- Größe: 26.844 Quadratkilometer
- Einwohner: 2.353.100 (Stand: 1.1.2014)
Halbinsel Krim: Diese Kämpfe gab es in der Geschichte
Seit jeher ist die Krim aufgrund ihrer Lage aus politischer und ökonomischer Perspektive ein begehrenswertes Gebiet. In ihrer Geschichte war die Krim besiedelt von Völkern unterschiedlicher Religionen und Nationen. Viele Jahre stand die Halbinsel auch unter russischer Herrschaft. Immer wieder kam es in der Geschichte dort zu kriegerischen Auseinandersetzungen. So auch in der Mitte des 19. Jahrhunderts zwischen Russland und dem osmanischen Reich. Russland, das die Krim unter Kaiserin Katharina der Großen annektiert hatte, verlor den Krieg.
Einen historischen Einschnitt erfuhr die Halbinsel 1920, als sie zur autonomen sozialistischen Sowjetrepublik ernannt wurde. So wurde sie in den Folgejahren auch unter dem Einfluss Stalins geleitet und während des zweiten Weltkriegs hart umkämpft. Vor allem die Großstadt Sewastopol wurde bei den Kämpfen fast komplett zerstört. 1944 wurde sie von der Sowjetunion befreit und, angeordnet von Stalin, komplett russifiziert. Mehr als 200.000 Krimtataren – die ursprünglichen Bewohner der Krim – wurden in dieser Zeit von der Krim in Richtung Sibirien und Mittelasien deportiert.
Halbinsel Krim: Russisch oder ukrainisch?
Im Zusammenhang mit der Halbinsel Krim wird sehr häufig von der Schenkung der Krim an die Ukraine gesprochen. Heutzutage ist die Frage der Zugehörigkeit der Krim besonders geladen. Wem „gehört“ also die Halbinsel wirklich?
Die Krim ist aber ursprünglich der Herkunftsort der Ethnie der Krimtataren. Die Krimtataren sprechen eine eigene Sprache (die dem Türkischen ähnlich ist), haben eine eigenen Kultur und sind vorrangig Muslime. Die Insel Krim gehörte seit 1783 zum Russischen Reich. In der Zeit der Sowjetunion wurden die Krimtataren von Moskau verfolgt und vertrieben. Im Rahmen dieser „Säuberungen“ wurden 200.000 Krimtataren nach Zentralasien deportiert. Ukrainer und Russen wurden ermutigt, sich auf die Halbinsel niederzulassen.
1954 vermachte der Parteichef Nikita Chruschtschow die Krim an die Ukraine. Dieser symbolische Akt sollte eine Art Versöhnung der Ukraine mit Russland bedeuten – es hatte damals aber keine Bedeutung, da sowieso alles zur Sowjetunion gehörte. Beim Unabhängigkeitsreferendum der Ukraine 1991 stimmten auch auf der Halbinsel eine Mehrheit der Bürger für die Unabhängigkeit. Russland erkannte die Grenzen der neugebildeten Ukraine an.
Annexion der Krim: Was passierte auf der Halbinsel?
Die Annexion der Krim 2014 war das Ergebnis bereits seit Jahren herrschender Auseinandersetzungen zwischen Russland und der Ukraine um die Halbinsel. Am 18. März wurde sie geopolitisch Teil Russlands. Russland brach damit auch mit Abkommen mit der Ukraine wie dem Freundschaftsvertrag und dem Budapester Memorandum von 1994, das die Grenzen der Ukraine achtete. 2016 bekräftigte die UN-Generalversammlung die Nichtanerkennung der Annexion der Krim durch Russland.
Die Konflikte zwischen den beiden Staaten begannen bereits mit der Unabhängigkeit der Ukraine. Russland startete 1992 mit ersten Abspaltungsversuchen der Krim. 2014 gelangte der Konflikt zu seinem Höhepunkt: In der Ukraine kam es zu Massenprotesten, nachdem der damalige ukrainische Präsident Viktor Janukowitsch aus Kiew ein Assoziierungsabkommen mit der Europäischen Union auf Eis legte und sich Russland zuwandte. Er wurde gestürzt. Das Krim-Parlament stimmte im Anschluss einem Beitritt zur Russischen Förderation zu und stieß gleichzeitig ein Referendum zur Abspaltung von der Ukraine an. Am 21. März 2014 nahm Moskau die Krim offiziell in das Land auf. Mit dem Beschluss begannen im Osten der Ukraine Kämpfe. Pro-russische Separatisten besetzen die Bezirke Donezk und Luhansk und riefen dort „unabhängige Volksrepubliken“ aus. Mehr als 13.000 Menschen sterben bei dem bewaffneten Konflikt.
Der damalige ukrainische Präsident Petro Poroschenko unterschreibt im Mai 2014 das unter seinem Vorgänger gescheiterte Assoziierungsabkommen mit der EU, woraufhin Russlands Präsident Wladimir Putin mit „ernsthaften Konsequenzen“ droht.
2015 beschließen Russland und die Ukraine eine Waffenruhe, welche von Seiten Russlands nicht eingehalten wird. Auch in den folgenden Jahren gibt es weitere Angriffe. 2021 startet Russland eine Militäroffensive mit mehr als 100.000 Soldaten an der ukrainischen Grenze. Die russische Regierung beteuert zunächst, dass sie keine Angriffe in der Ukraine plane, am 24. Februar 2022 marschiert die russische Armee in das Land ein. Seitdem herrscht dort Krieg.
Bedeutung für Russland: Warum ist Putin die Krim so wichtig?
Nicht erst seit Wladimir Putin strebt Russland danach, die Krim für sich zu annektieren. Schon früh kämpfte das Land um die Halbinsel, weil sie wirtschaftlich großes Potenzial aufweist. Immerhin liegt auf der Krim der Hafen Sewastopol. Aus militärischer Sicht ist der Weg von dort für russische Flotten in weite Teil der Welt deutlich leichter als beispielsweise von St. Petersburg an der Ostsee aus. Auch aus Sicht des Handels hat der Hafen eine ideale Lage, immerhin ist der Schiffstransport billiger als jeder andere Verkehrsweg. Mit der Hinwendung der Ukraine in Richtung Westen und der Nato, ist der Hafen auf der Krim für Russland nicht mehr sicher. Auch deshalb ließ Putin die Krim annektieren.
Bevölkerung auf der Halbinsel Krim: pro-russisch orientiert
Zwar gehört die Krim eigentlich zur Ukraine, aufgrund ihrer russisch geprägten Geschichte leben auf der Halbinsel aber vor allem Russen. Von den 2,35 Millionen Bewohnern sind 50 Prozent Russen, 25 Prozent Ukrainer. Auch die russische Sprache ist dort dominierend, lediglich 10 Prozent der Menschen dort sprechen ukrainisch, 77 Prozent russisch.
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