Unter deutschen Urlaubern ist sie ein beliebtes Reiseziel: die französische Region Provence-Alpes-Côte d’Azur. Mit ihrer malerischen Küste, imposanter Landschaft und geschichtsträchtigen Städten wie Marseille oder Nizza zieht sie Jahr für Jahr zahlreiche Touristen an. Doch seit Montag gibt es für Reisende aus Deutschland einen Dämpfer: Weil die Corona-Zahlen stark angestiegen sind, hat die Bundesregierung die Region Provence-Alpes-Côte d’Azur als Risikogebiet eingestuft. Auch das Gebiet Île-de-France  mit der Hauptstadt Paris steht nun auf der Liste. Darüber hinaus wird ebenfalls vor nicht notwendigen, touristischen Reisen nach Französisch Guyana gewarnt.

Risikogebiet Côte d'Azur: Mehr als 50 Fälle pro 100.000 Einwohner

Zum Hintergrund: Eine Einstufung als Risikogebiet erfolgt nach gemeinsamer Entscheidung von
  • Gesundheitsministerium
  • Außenministerium
  • und Innenministerium.
Entscheidend für die Einstufung als Risikogebiet ist, dass die Zahl der Neuinfektionen bei mehr als 50 Fällen pro 100.000 Einwohner auf sieben Tagen liegt. In dieser Situation müsse man reagieren, erklärte der Tourismusbeauftragte der Bundesregierung, Thomas Bareiß, mit Blick auf die aktuelle Corona-Lage in Frankreich. Die Entscheidung, die bereits genannten Regionen im Nachbarland als Risikogebiet einzustufen, halte er für angemessen.
Frankreich wurde von der Corona-Pandemie besonders schwer getroffen – mehr als 30.500 Menschen sind bisher gestorben. Den Experten macht derzeit vor allem Sorge, dass sich besonders viele junge Menschen mit dem Virus infizieren - aber keine oder kaum Symptome haben. Diese könnten dann wiederum ältere Menschen anstecken.

Das sind die Corona-Zahlen in Frankreich

Laut Daten des Dashboards der Johns Hopkins Universität von Freitag 28.08.20, 13:00 Uhr, gibt es in Frankreich seit Beginn der Pandemie:
  • 297.485 Infizierte
  • 30.581 Tote
  • 86.271 sind wieder genesen
In Frankreich sind die Corona-Zahlen in den vergangenen Tagen wieder sprunghaft angestiegen.
In Frankreich sind die Corona-Zahlen in den vergangenen Tagen wieder sprunghaft angestiegen.
© Foto: Screenshot Johns Hopkins Universität

Südfrankreich: FKK-Anlage wird zum Corona-Hotspot

Immer wieder gibt es im Land verschiedene Corona-Hotspots. Etwa 100 Urlauber wurden beispielsweise in einer FKK-Anlage in Südfrankreich positiv auf das Corona-Virus getestet. Das teilte die französische Gesundheitsbehörde mit. 38 Menschen wurden in der Stadt Cap D'Agde positiv getestet.
Ein Corona-Ausbruch in einer FKK-Anlage bereitet der französischen Regierung Sorgen.
Ein Corona-Ausbruch in einer FKK-Anlage bereitet der französischen Regierung Sorgen.
© Foto: Nicole Dugré/Pixaby

Urlaub in Südfrankreich: Diese Corona-Regeln gelten

Wer eine Reise nach Südfrankreich, beispielsweise in die bei Touristen populären Städte wie:
plant, benötigt für die Einreise keine speziellen Unterlagen. Auch eine Quarantäne ist nicht notwendig. In öffentlichen Verkehrsmitteln und öffentlichen geschlossenen Räumen wie beispielsweise Geschäften gilt die Maskenpflicht.
Das bestätigt auch ein Reporter der SÜDWEST PRESSE, der sich zurzeit in Südfrankreich aufhält. Am Strand werde zudem auf den Abstand geachtet. Die Corona-Schwerpunkte liegen dabei vor allem auf Marseille und Nizza.
In Nizza, die als „Hauptstadt der Côte d'Azur“ bezeichnet wird, muss sogar unter freiem Himmel ein Mund-Nasen-Schutz getragen werden. Tickets für viele Sehenswürdigkeiten sind begrenzt, damit Besucher genügend Abstand halten können. Eintrittskarten müssen meistens vorab online reserviert oder gekauft werden.

Urlaub im Risikogebiet: Pauschalreisende können kostenlos stornieren

Mit der Einstufung als Risikogebiet spricht die Bundesregierung kein Reiseverbot, sondern lediglich eine Reisewarnung aus. Sie beabsichtigt dabei bei Touristen eine abschreckende Wirkung. Für Verbraucher gibt es dabei einen positiven Aspekt: Pauschalreisenden können Buchungen in Risikogebieten kostenlos stornieren.

Reisewarnung für die Côte d'Azur: Das müssen Pauschalreisende wissen

Pauschalurlauber, die bereits vor Ort sind, werden auf Kosten ihres Reiseveranstalters nach Deutschland zurückgeholt. Das heißt: Im Zweifel steht eine frühere Abreise an. „Pauschalurlauber sollten den vom Veranstalter organisierten Rückflug auch nutzen“, rät die Juristin Sabine Fischer-Volk von der Kanzlei Karimi in Berlin. „Denn sonst müssen sie ihre Rückreise später selbst bezahlen.“
Pauschalurlauber, die ihre Reise in den kommenden Tagen antreten wollten, haben nun schlechte Karten: Für deutsche Reiseveranstalter ist die Reisewarnung bindend. Die Unternehmen sagen ihre Reisen in der Regel ab, sobald eine Warnung vorliegt. Anzahlungen bekommen die Gäste in diesem Fall zurück. Urlauber mit baldigem Reiseantritt können nun auch ihrerseits kostenlos den Reisevertrag kündigen.
Pauschalurlauber, die erst für die Herbstferien gebucht haben, müssen nun geduldig sein. Es ist offen, wie lange die Reisewarnung gelten wird, die Corona-Lage kann sich schnell ändern.
Wer für die Herbstferien eine Pauschalreise gebucht habe, könne nicht gleich morgen seine Reise kostenlos stornieren, sagt Fischer-Volk. Denn bis zum Urlaub sind es noch einige Wochen. „Hier muss ich abwarten, wie sich die Lage entwickelt“, erklärt die Reiserechtsexpertin. Wer jetzt sofort kündigt, dem drohen Stornogebühren. „Am besten schaut man, wie die Situation am Reiseziel vier Wochen vor Reiseantritt aussieht.“ Dann sei eine Prognose zur Durchführbarkeit der Reise sicherer.

Urlaub in französischen Risikogebieten: Das müssen Individualreisende wissen

Individualreisende, die bereits vor Ort sind, müssen sich selbst und auf eigene Kosten um eine Rückreise kümmern. Sie sind allerdings nicht gezwungen, abzureisen. Das heißt, sie können auch ihren gebuchten Rückflug nehmen. Sie sollten aber prüfen, ob dieser weiter wie geplant angeboten wird. Es könnte sein, dass Airlines Verbindungen streichen.
Individualreisende, die ihre Reise bald antreten wollten, sollten sich gegebenenfalls mit ihrer Fluggesellschaft in Verbindung setzen. Streicht die Airline nun den Flug, muss sie das Geld erstatten. Falls der Flug aber wie geplant durchgeführt wird, gibt es kein Geld zurück, wenn der Passagier den Flug verfallen lässt. Viele Fluggesellschaften sind derzeit bei Umbuchungen kulant. So kann es möglich sein, den Flug erst einmal kostenlos zu verschieben.

Frankreich weist 19 neue Corona-Risikogebiete

Unterdessen hat Frankreich 19 neue Corona-Risikogebiete im eigenen Land ausgewiesen. Unter anderem die Verwaltungsbezirke um die Großstädte Bordeaux und Toulouse. Dort übersteigt die Zahl der Neuansteckungen die Schwelle von 50 auf 100.000 Einwohner.
Weitere Details findet ihr in diesem Artikel:

Neue Regelungen für Rückkehrer aus Risiko-Gebieten

Für Reiserückkehrer aus Risikogebieten soll es künftig keine Entschädigung für den Einkommensausfall durch Quarantäne mehr geben. Bund und Länder streben eine kurzfristige entsprechende Rechtsänderung an, wie sie am Donnerstag in einer Schaltkonferenz beschlossen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) betonte, dies solle aber nur gelten, wenn etwa ein Land bereits zum Reiseantritt zum Risikogebiet erklärt worden war. Merkel rief die Bürger dazu auf, auf Reisen in ausgewiesene Risikogebiete zu verzichten - „wo immer es möglich ist“.