Ein Foto mit Dennis Chessa. Eine Unterschrift von Bastian Allgeier. Bälle und Schuhe halten die Kinder in den Händen, die Trikots tragen sie. Schwarz-weiß ist wieder gefragt. Der Andrang und das Interesse, den die Spieler erleben, ist nach der Aufstiegssaison nicht zu vergleichen mit dem, was noch vor 365 Tagen war. Eltern gehen mit ihren Söhnen und Töchtern jetzt wieder zum SSV Ulm wie beim Testspiel in Bellenberg. Am Sportgelände wartet ein Mädchen mit Fischerhut und dem Namen „Reichert“ auf dem Rücken geduldig auf ihr Idol. Als der Ulmer Kapitän, umringt von Kindern, endlich bei ihr ankommt, muss er sich entschuldigen: „Wir können unsere Trikots leider nicht verschenken.“
In einer Liga mit Arminia Bielefeld und Dynamo Dresden
In dieser Klasse spielen die Profis des SSV Ulm 1846 Fußball dann doch noch nicht mit. Der Sprung in die 3. Liga war trotzdem ein großer. Verdienterweise startet für die Spatzen am Sonntag, 6. August (13.30 Uhr), gegen den 1. FC Saarbrücken die Rückkehr in den Profifußball. Wie gut der Auftakt gelingt, wird sich zeigen. Immerhin zählt Saarbrücken zu den Top-Teams im neuen Klassement. Das letzte Aufeinandertreffen, eine 1:2-Niederlage, ist gar nicht so lange her: Es war im September der wegen Corona abgebrochenen Spielzeit 2019/20, die die Saarländer mit dem Aufstieg am grünen Tisch beendeten.
Vier Jahre sind seitdem vergangenen, in denen die Spatzen große Schritte in Richtung Profifußball gemacht haben. Der entscheidende gelang am 20. Mai 2023. Der 5:0-Sieg gegen Fulda, das Fußball-Fest mit über 10 000 Zuschauern im Donaustadion, Ulm im Freudentaumel. Nun, in der höheren Liga angekommen, zählt nur eines: der Klassenerhalt. Zwischen gestandenen Drittligisten wie FC Ingolstadt, Waldhof Mannheim und Dynamo Dresden und den Zweitliga-Absteiger Arminia Bielefeld, SV Sandhausen und Jahn Regensburg muss der SSV Ulm seinen Platz finden. Die Mannschaft um Cheftrainer Thomas Wörle wurde vor allem um junge Spieler ergänzt. Große Namen finden sich nicht unter den Neuverpflichtungen. Doch weder Abenteuer noch einmaliger Höhenflug wie einst in der Bundesliga-Saison 1999/2000: Der SSV Ulm will wieder langfristig eine Rolle im bundesweiten Fußball spielen – darauf sind die Planungen und Hoffnungen an der Donau ausgelegt.
Wenn es um Visionen und Perspektiven geht, bemüht Geschäftsführer Markus Thiele gerne das Bild vom „Start-up mit Tradition“. Grundlegendes wie eine Fußball-Historie und ein solider Unterbau, der vor allem in den letzten neun Jahren nach der dritten Insolvenz geschafft wurde, sind da. Vieles aber muss sich noch entwickeln, neu gedacht und angepackt werden. Die finanzielle Situation, das ist mittlerweile kein Geheimnis mehr, war in der zurückliegenden Saison mehr als angespannt. 1,2 Millionen Euro mussten über den Einstieg von Investoren nachgeschossen werden, um mit einem ausgeglichenen Haushalt aus der sportlich-erfolgreichen Saison gehen zu können. Ein Kraftakt, der Spuren hinterließ, aber nun auch zuversichtlich nach vorne blicken lässt.
Erneuerungen am Donaustadion, neues VIP-Zelt für Sponsoren und Geldgeber
Das Sponsoringvolumen ist deutlich gestiegen: „Wir liegen bereits vor dem Start bei drei Millionen Euro“, sagt Thiele. Zum Vergleich: Die Regionalliga-Spielzeit 2022/23 brachte insgesamt 2,6 Millionen Euro ein. Der Effekt lässt sich durch die veränderten Konditionen erklären: Die größere Aufmerksamkeit und der gestiegene Wert des Sponsorings gleich mehr Geld, das von Geldgebern einzubringen ist. Aber auch neue Sponsoren seien eingestiegen, sagt Thiele: „Es ist genug Potenzial da, um uns weiter zu strecken.“ Ein Punkt wurde vor Saisonstart abgehakt: Die Spatzen haben ein neues VIP-Zelt, in dem bis zu 350 Personen als Übergangslösung an der Jahnhalle Platz finden.
Die Infrastruktur um das Donaustadion, mit den Gleisbauarbeiten an der Linie 1, ist an den Spieltagen im August bedenklich. Innerhalb des Stadions hat sich einiges verändert, was erst auf den zweiten Blick auffällt: Das Flutlicht ist neu, die großen weißen Lautsprecher, die von der Decke hängen, und die Kameras, die mit acht Linsen alles, was auf der Tribüne passiert, im Blick haben.
Ob hundertprozentig bereit oder nicht: Am Sonntag zählt es. Willkommen in der 3. Liga.