• Besonders im Land Baden-Württemberg steigen die Corona-Zahlen seit Wochen immer weiter.
  • Gestern, am 28.Oktober 2021, meldete das RKI 28.037 Neuinfektionen binnen der letzten 24 Stunden für ganz Deutschland.
  • Die Lage auf den Intensivstationen ist angespannt.
  • Sind mehr als 249 Intensivbetten belegt, geht Baden-Württemberg von der Basisstufe in die Warnstufe über. Von dieser Zahl ist man im Land aktuell (Stand 28.10.) nicht mehr weit entfernt.
  • Die Warnstufe bedeutet Einschränkungen für Ungeimpfte.
  • Entscheidend ist also die Frage: Wie hoch ist die Hospitalisierungsrate in BW?
  • Wie viele Intensivbetten sind derzeit in Baden-Württemberg mit Covid-19-Patienten belegt?

Intensivbettenbelegung und Warnstufe BW: Wann werden die Regeln verschärft?

Die steigende Zahl der Covid-19-Patienten auf Intensivstationen in Baden-Württemberg nähert sich der Marke von 250, die für härtere Gegenmaßnahmen entscheidend ist. Am Donnerstag (Stand 16:15 Uhr) waren es 246 Fälle. Wird der Wert von 250 an zwei aufeinanderfolgenden Werktagen erreicht oder überschritten, ruft Baden-Württemberg die sogenannte Warnstufe mit strengeren Regeln vor allem für Ungeimpfte aus.
Der Koordinator für die intensivmedizinische Versorgung von Covid-Patienten in Baden-Württemberg blickt angesichts der hohen Zahl an belegten Intensivbetten besorgt auf die weitere Entwicklung. Wenn die derzeitigen Prognosen eintreffen sollten, sei das ein wirkliches Problem, sagte Götz Geldner, Ärtzlicher Direktor der Ludwigsburger RKH-Kliniken, der Deutschen Presse-Agentur. Er rechne damit, dass noch im Laufe dieser Woche die Zahl von 250 Covid-19-Patienten auf Intensivstationen und damit die Warnstufe erreicht werde. Ein Prognosemodell der Uniklinik Freiburg für das Landesgesundheitsamt sagte zuletzt mehr als 300 Covid-19-Intensivpatienten bis Anfang November voraus.

Hospitalisierungsrate BW: Infos zu Corona-Patienten auf Intensivstationen

Die Zahl der Menschen, die pro 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche mit Corona-Symptomen in eine Klinik kommen, wird als Hospitalisierungsrate bezeichnet. Diese Kennzahl ist ein wichtiger Parameter für eine mögliche Verschärfung der Corona-Maßnahmen. Liegt sie an fünf aufeinanderfolgenden Werktagen bei 8,0 oder darüber, ist das ebenfalls ein Kriterium für die Corona-Warnstufe.
Die sogenannte Hospitalisierungsinzidenz kletterte nach oben und lag am Mittwoch, 27.10.2021, bei 4,2 (Vortag: 3,9). Die aktuelle Zahl der Klinikeinweisungen liegt allerdings in der Regel höher als in der Hospitalisierungsinzidenz ausgewiesen. Die vollständigen Werte liegen oft erst nach ein bis zwei Wochen vor. Das Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg hielt am Mittwoch, 28.10., folgende aktuelle Zahlen fest:
  • 7-Tage-Hospitalisierungsinzidenz im Landes-Durchschnitt: 4,3
  • 28-Tage-Hospitalisierungsinzidenz bei vollständig Geimpften: 6,1
  • 28-Tage-Hospitalisierungsinzidenz bei Ungeimpften, nicht vollständig Geimpften und Fällen ohne Angaben zum Impfstatus: 34,4
Zum Vergleich: Bundesweit liegt die aktuelle Hospitalisierungsrate (Stand: 28.10.) bei 3,31.

Intensivbetten in BW: Wie viele Corona-Patienten liegen auf den Intensivstationen?

Die Zahl der Corona-Patienten auf Intensivstationen in Baden-Württemberg ist gestiegen. Wird die 250 an zwei aufeinanderfolgenden Werktagen erreicht oder überschritten, treten strengere Maßnahmen landesweit in Kraft. Aktuelle Zahlen zur Belegung der Intensivbetten in BW können auch auf der Seite des DIVI-Intensivregister eingesehen werden. Demnach sind in Baden-Württemberg (Stand: 28.10.2021, 16:15 Uhr):
  • Covid-Fälle in intensivmedizinischer Behandlung: 246
  • davon invasiv beatmet: 131
  • Intensivbetten belegt: 2024
  • Intensivbetten frei: 272
  • Intensivbetten insgesamt: 2.296
  • Anteil der Covid-Patienten an der Gesamtzahl der belegten Intensivbetten: 10,71 %
Die aktuelle Zahl der Klinikeinweisungen liegt in der Regel aber höher als in der Hospitalisierungsinzidenz ausgewiesen. Die vollständigen Werte liegen oft erst nach ein bis zwei Wochen vor.

Warnsystem Corona-Verordnung BW: Steigt die Hospitalisierungsrate weiter, gelten strengere Regeln

Je höher die Hospitalisierungsrate und die Belegung der Intensivbetten, desto schärfer fallen in Baden-Württemberg die Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung aus. Einschränkungen betreffen dann vor allem Ungeimpfte. In der Corona-Verordnung des Landes wurde ein dreistufiges Warnsystem zur Eindämmung des Virus’, das sich an Hospitalisierungsrate und Intensivbettenbelegung orientiert, etabliert.
Wenn nun die Zahl der belegten Intensivbetten die Marke 250 erreicht, kommen strengere Maßnahmen: Es würden wieder Kontaktbeschränkungen gelten: Ein Haushalt dürfte sich nur noch mit fünf weiteren Personen treffen. Ausgenommen wären Genesene und Geimpfte, Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren und Menschen, die sich zum Beispiel aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen können. Außerdem müssten Menschen, die weder gegen das Virus geimpft noch von einer Covid-19-Erkrankung genesen sind, in vielen Bereichen - beispielsweise Gastronomie und Veranstaltungen - negative PCR-Tests vorweisen.
Alle Infos zum Stufensystem der Corona-Verordnung BW hier:

Hospitalisierungsrate BW: Kretschmann und Lucha sehen Ungeimpfte in Verantwortung

Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) sagte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur: „Die Gründe für die Entwicklung sind für mich klar: Die wenigen Prozente der Nichtgeimpften sind verantwortlich für rund 80 Prozent der Infektionen und damit natürlich auch für die angespannte Lage in den Intensivstationen.“ Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) sieht das ähnlich: „Die Träger der Pandemie sind jetzt die Ungeimpften“, sagte er am Dienstag, 26.10.2021. „Und sie entscheiden letztlich darüber, ob es zu diesen Maßnahmen kommt oder nicht.“

Immer mehr jüngerere Covid-Patienten liegen auf Intensivstationen

Da sich die Covid-19-Patienten laut Geldner inzwischen sehr gleichmäßig auf die Kliniken im Südwesten verteilen, gebe es kaum noch Ausweichmöglichkeiten für Verlegungen. Problematisch sei zudem, dass mittlerweile ein Großteil der Patientinnen und Patienten mit 35 bis 65 Jahren deutlich jünger sei als zuvor. Diese Erkrankten seien länger auf der Intensivstation als Ältere, was die Kapazitäten weiter verknappe. Nahezu alle Intensivpatienten seien zudem ungeimpft.
Die Stimmung in den Kliniken im Land sei angesichts der Lage und der sich abzeichnenden Entwicklung bescheiden, sagte Geldner. Nun gelte es, die noch Unentschlossenen zu erreichen und von einer Corona-Impfung zu überzeugen.

Corona-Einschränkungen für Ungeimpfte – steigern sie die Impfquote?

Sollte die Warnstufe in Kraft treten, wird das von der Landespolitik als eine Chance der Entlastung der Krankenhäuser verstanden. Zudem könnten sich durch neue Einschränkungen mehr Menschen impfen lassen: „Ich halte es für möglich, dass mit Erreichen der Warnstufe auch die Impfquote steigt“, sagte der Gesundheitsminister Lucha. „Denn die erfolgreichsten Maßnahmen der vergangenen 20 Monate waren die rigiden und leider nicht die, die auf die Vernunft und Einsicht der Menschen setzen.“ Außerdem rechne er damit, dass der Anstieg der Corona-Ansteckungen durch das Auslösen der Warnstufe gebremst wird. Durch eine konsequente PCR-Testung werde ein guter Schutz eingebaut.