Wie entwickeln sich die Corona-Zahlen in Deutschland?
- Nach den neuesten Beschlüssen von Bundeskanzlerin Angela Merkel und den Ministerpräsidenten hofft das ganze Land auf eine baldige Entspannung der Pandemie-Lage.
- Wie sehen die Zahlen heute, am Donnerstag, 26.11.2020, aus?
Es hatte lange gedauert – sehr lange. Erst um 21.32 Uhr trat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Mittwochabend vor die Kamera, um die Ergebnisse des Corona-Gipfels mit den Ministerpräsidenten zu verkünden. Das Wichtigste vorab: Der Teil-Lockdown wird bis mindestens 20. Dezember verlängert. An Weihnachten gelten Sonderregeln: Vom 23. Dezember bis zum 1. Januar wird ein Treffen eines Haushaltes mit Personen, die diesem Haushalt nicht angehören, möglich sein. Allerdings ist eine Zusammenkunft auf zehn Personen beschränkt. Kinder bis 14 Jahren sind davon ausgenommen.
Mit strengen Einschränkungen im Alltag soll es also im Dezember weitergehen, um die Ausbreitung des Virus in den kommenden Wochen zu verhindern. Aber wie sehen die Corona-Zahlen heute, am Donnerstag, 26.11.2020, aus? Wie hoch sind sie im Vergleich zum Donnerstag der Vorwoche, dem 19.11.2020?
Corona-Zahlen in Deutschland heute: Rekordwert bei Todesfällen am 25.11. gemeldet
Das Robert Koch-Institut (RKI) erfasst kontinuierlich die aktuelle Corona-Lage für Deutschland, bewertet nach eigenen Angaben auf der Homepage „alle Informationen und schätzt das Risiko für die Bevölkerung in Deutschland ein“. Zudem stellt das RKI Empfehlungen für die Fachöffentlichkeit zur Verfügung wie Fallzahlen und Informationen zu allgemeinen Infektionsschutzmaßnahmen, Diagnostik und Teststrategie und Prävention in Gesundheitseinrichtungen.
- Neuinfektionen: Deutschlandweit haben sich laut RKI mindestens 22.268 Personen mit dem Coronavirus infiziert. Zum Vergleich: Am gestrigen Mittwoch waren mehr als 18.633 Neuinfektionen gemeldet worden und am Donnerstag vor einer Woche mehr als 22.600. Laut Daten von „Zeit Online“ registrierten die Ämter 20.416 neue Fälle. Die Zahlen von Zeit Online basieren auf den direkten Angaben aus den Landkreisen. Sie sind weniger als die Statistiken des Robert Koch-Instituts von verzögerten Meldeketten betroffen und können deshalb abweichen.
- 7-Tage-Inzidenz: Laut Zeit Online liegt die 7-Tage-Inzidenz am Donnerstag bei 155 Fällen pro 100.000 Einwohner. In den den beiden vorangegangenen Wochen hatte sie jeweils bei 154,4 gelegen.
- Infizierte: Insgesamt wurden seit dem Beginn der Pandemie in Deutschland laut den jüngsten Zahlen des Instituts 983.588 Infektionsfälle registriert.
- Tote: Die Zahl der Todesfälle, die mit oder im Zusammenhang mit Corona starben, liegt bei 15.160. Das sind 389 Tote mehr als am Vortag. Zeit Online meldete 400 Tote binnen 24 Stunden und insgesamt 15.392 Todesfälle.
- Genesene: Die Zahl der Genesenen beläuft sich laut RKI auf etwa 676.100
- R-Wert: Das RKI gibt in seinem aktuellen Lagebericht ein so genanntes Sieben-Tage-R an. Dieser Wert bezieht sich auf einen längeren Zeitraum und unterliegt daher weniger tagesaktuellen Schwankungen. Das sogenannte Sieben-Tage-R lag laut RKI-Lagebericht vom Mittwochabend bei 0,87 (Vortag: 0,90). Das heißt, dass 100 Infizierte rechnerisch 87 weitere Menschen anstecken. Der Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen vor 8 bis 16 Tagen ab. Liegt der Wert für längere Zeit unter 1, flaut das Infektionsgeschehen ab.
RKI-Zahlen für Deutschland im Dashboard
Wer sich über die bundesweiten Zahlen hinaus für das Infektionsgeschehen in seiner näheren Umgebung - also in seinem Bundesland oder in seinem Landkreis - interessiert, findet jeden Tag aktuelle Daten im Dashboard des RKI.
In Bayern sind weitergehende Regelungen nicht ausgeschlossen
Stundenlang berieten Bund und Länder am Mittwoch über die künftige Anti-Corona-Politik. Rechtlich umsetzen müssen das Ganze in allererster Linie die Länder. Und das will Bayern rasch tun.
Wechselunterricht: Diese Corona-Maßnahmen gelten in Baden-Württemberg in Schulen
An Schulen in Baden-Württemberg soll es bei sehr hohen Fallzahlen künftig Wechselunterricht geben. Die Maßnahme, bei der etwa Klassen halbiert und abwechselnd zu Hause und in der Schule unterrichtet werden, greift Kretschmann zufolge bei einer hohen 7-Tage-Inzidenz, und zwar bei mehr als 200 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in einer Woche.
Nach den Daten des Landesgesundheitsamts vom Mittwoch wurde diese Grenze zuletzt in den Stadtkreisen
- Heilbronn,
- Mannheim,
- Pforzheim und
- im Landkreis Tuttlingen
überschritten.
Die Einigungen von Bund und Ländern zu neuen Corona-Maßnahmen sehen vor, dass Wechselunterricht nur bei Schülern ab der 8. Klasse zum Einsatz kommen soll - und wenn die Corona-Zahlen den Inzidenz-Wert von 200 übersteigen. Der so genannte Hybridunterricht wird auch nicht verpflichtend, sondern nur als Beispiel für etwaige Zusatzmaßnahmen bei starkem Infektionsgeschehen genannt. Über die Maßnahme solle weiterhin vor Ort und „schulspezifisch“ entschieden werden.
Wichtige Kennziffern der Corona-Pandemie in Deutschland
Seit Beginn der Pandemie werden jeden Tag Zahlen veröffentlicht, die den Verlauf nachzeichnen sollen. Hier die Erklärung, welche Zahlen was bedeuten.
Reproduktionszahl(R-Wert)
Die Reproduktionszahl - oder kurz R-Wert - beschreibt, wie viele Menschen ein Infizierter während seiner Erkrankung ansteckt. Liegt die Zahl über eins, breitet sich eine Krankheit immer weiter in der Bevölkerung aus. Je weiter sie sich von der eins entfernt, desto schneller und bedrohlicher verläuft der Trend. Dabei handelt es sich aber immer nur um eine pauschale bundesweite Lageeinschätzung.
Es gibt außerdem gewisse Ungenauigkeiten durch Meldeverzüge und andere Faktoren. In Deutschland schwankt der Wert nach Schätzungen des RKI derzeit um eins. Nach Angaben der Experten dort gilt das schon als Erfolg und weist darauf hin, dass Gegenmaßnahmen zur Kontaktreduzierung wirken. Diese verringern die Chance, dass ein Infizierter weiterer Menschen ansteckt und drücken so den R-Wert. Sonst könnte dieser durchaus bei drei oder vier liegen.
Neuinfektionen
Der R-Wert allein sagt nicht unbedingt etwas aus über die Dramatik der gesamten Entwicklung. Sie ergibt sich erst aus der Kombination mit der Zahl der täglichen oder wöchentlichen Neuinfektionen. Der Grund ist einfach: Bei gleichem R-Wert macht es einen gewaltigen Unterschied, ob täglich 50.000 Ansteckungen hinzukommen oder einige hundert. Die Ausbreitungsdynamik ist theoretisch gleich, belastet die Kapazitäten der Gesundheitssysteme im Fall der höheren Zahlen allein durch die schiere Masse aber mit wesentlich größerer Wucht.
In Deutschland bewegt sich die Zahl der täglichen Neuinfektionen inzwischen zwischen 12.000 und 23.000 Fällen. Das ist ein extremer Anstieg in relativ kurzer Zeit. Noch Anfang Oktober lag die Zahl der täglich neu gemeldeten Fälle laut RKI bei nur tausend bis 4000. In anderen europäischen Ländern ist die Entwicklung noch dramatischer.
Siebentage-Inzidenz
Die sogenannte Siebentageinzidenz ist ein zentraler Maßstab, um die Infektionsdynamik in einem bestimmten Gebiet zu beurteilen und über Gegenmaßnahmen zu entscheiden. Sie wird in Deutschland auf Gemeinde- oder Landkreisebene erfasst und drückt aus, wie viele Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in den zurückliegenden sieben Tagen registriert wurden. Bundesweit liegt sie inzwischen bei 139.
Dahinter verbergen sich aber regional unterschiedliche Trends. Als wesentliche Schwelle zur Einführung strengerer Eindämmungsmaßnahmen wurde in Deutschland ein Inzidenzwert von 50 eingeführt, der inzwischen fast flächendeckend aber deutlich überschritten wurde.
Schwere Verläufe und Intensivbettenbelegung
Letztlich entscheiden nicht die Fallzahlen allein darüber, wie gut ein Land die Pandemie bewältigen kann. Von entscheidender Bedeutung ist vielmehr, ob die Kapazitäten des Gesundheitssystems ausreichen, um die Erkrankten zu behandeln. Deshalb beobachten Experten und Politik sehr genau, wie sich die Zahl der schweren Verläufe und der verfügbaren Behandlungsplätze entwickelt.
Erstere wird vor allem dadurch beeinflusst, wie sich das Virus innerhalb der Risikogruppen verbreitet, bei denen schwere Verläufe viel wahrscheinlicher sind. Besonders genau betrachtet wird die Anzahl der Intensivpatienten, die lebensbedrohlich erkrankt sind. Kapazitäten in diesem Bereich sind immer begrenzt, allein schon mit Blick auf das Fachpersonal.
Die Zahl ist auch noch aus anderem Grund ein wichtiger Maßstab bei Entscheidungen über die Eindämmungsmaßnahmen: Es gibt dabei keine Dunkelziffer. Anders als bei Meldezahlen zu Infektionen, die auch durch Teststrategien beeinflusst werden, gibt es bei den künstlich beatmeten Intensivpatienten in Kliniken keine „Untererfassung“. Zu beachten ist aber ein Zeitverzug von zwei Wochen. So lange dauert es nach einer Ansteckung, bis sich schwere Verläufe einstellen. Die Zahl der Intensivpatienten hinkt der Infektionsdynamik hinterher.