- Seit knapp einer Woche ist ganz Deutschland im zweiten Lockdown.
- Es gelten harte Corona-Regeln. Bisher ist kein Erfolg sichtbar - die Zahlen in Deutschland sind unverändert hoch.
- In Großbritannien verbreitet sich eine Mutation des Virus, die um 70 Prozent ansteckender sein soll.
- Boehringer Ingelheim und der Forschungs-Standort Biberach testen ein neues Corona-Medikament.
- Die Hoffnung: Die EU hat am Montag den Corona-Impfstoffs von Biontech und Pfizer zugelassen.
- Dennoch bleibt aktuell die Frage: Wie hoch sind die Corona-Zahlen in Deutschland heute, am Dienstag, 22.12.?
Deutschland ist knapp eine Woche im zweiten Lockdown - und kurz vor Weihnachten. Angesichts der anstehenden Feiertage mit ihren Treffen und Familienfeiern und den Lockerungen der eigentlich strengeren Maßnahmen steht die Frage: Wie werden sich die Corona-Zahlen entwickeln? Ein Effekt des Lockdowns werde erst in zwei bis drei Wochen spürbar sein, hatte Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) angekündigt.
Die Erwartungen sind also hoch - könnten durch die Feiertage aber auch einen Dämpfer erfahren. Die Bundesregierung hofft auf die Massenimpfungen mit den Impfstoffen von Biontech und Moderna. Doch bis diese vollzogen sein werden, ist weiter Geduld nötig. Denn Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) mahnt nach der EU-Zulassung für den ersten Corona-Impfstoff zu Geduld. „Der Impfstoff hilft, aber er wird nicht sofort helfen. Das wird noch einige Monate dauern“, sagte Müller am Dienstag im ARD-„Morgenmagazin“.
Wie fallen die Corona-Zahlen in Deutschland am Dienstag, 22.12.2020, kurz vor den Lockerungen der Kontaktbeschränkungen rund um Weihnachten aus?
Corona Zahlen in Deutschland heute - Die aktuellen Fallzahlen von Dienstag, 22.12.2020
Das Robert Koch-Institut (RKI) erfasst täglich die aktuelle Corona-Lage in Deutschland, den Bundesländern und Landkreisen und bewertet nach eigenen Angaben auf der Homepage „alle Informationen und schätzt das Risiko für die Bevölkerung in Deutschland ein“.
- Neuinfektionen: Laut RKI-Angaben haben sich binnen eines Tages deutschlandweit mindestens 19.528 Personen neu mit dem Coronavirus infiziert. Zum Vergleich: Am Montag wurden mehr als 16.000 Neuinfektionen gemeldet. Am Sonntag waren es 22.771 und am Samstag 31.300. Am Dienstag vor einer Woche hatten sich mehr als 14.400 Personen neu mit dem Coronavirus infiziert.
- „Zeit Online“ nennt heute Morgen ebenfalls 19.528 Neuinfektionen. Die Zahlen von Zeit Online basieren auf den direkten Angaben aus den Landkreisen. Sie sind weniger als die Statistiken des Robert Koch-Instituts von verzögerten Meldeketten betroffen und können deshalb abweichen.
- Laut „Zeit“ gab es 176.962 bestätigte Neuinfektionen in den letzten 7 Tagen.
- Infizierte: Die Gesamtzahl der Infektionen seit Beginn der Pandemie in Deutschland beträgt laut RKI 1.530.180 Fälle.
- Tote: Die Zahl der Menschen, die mit oder an einer Corona-Infektion gestorben sind, liegt am Dienstag bei 27.006.
- Das sind 731 Tote mehr als am Montag. Am Sonntag waren 409 neue Todesfälle vermeldet worden. Am Dienstag vor einer Woche waren vom RKI 500 neue Todesfälle registriert worden. Laut Zeit Online gab es insgesamt 544 Tote zu verzeichnen.
- Genesene: Die Zahl der Genesenen beläuft sich laut RKI auf etwa 1.136.700.
- R-Wert: Das RKI gibt in seinem aktuellen Lagebericht ein so genanntes Sieben-Tage-R an. Dieser Wert bezieht sich auf einen längeren Zeitraum und unterliegt daher weniger tagesaktuellen Schwankungen. Dieser Wert wurde mit 0,98 (Vortag: 1,04) angeben. Der Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen vor 8 bis 16 Tagen ab. Liegt der Wert für längere Zeit unter 1, flaut das Infektionsgeschehen ab.
- Aktuell gibt es „Zeit“ zufolge 370.722 aktive Corona-Fälle.
- 7-Tage-Inzidenz: Die zur Lagebeurteilung und für Beschlüsse rund um den Lockdown maßgebliche 7-Tage-Inzidenz steigt stetig. Der Wert beziffert die Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen und liegt aktuell bei 197,6. Das ist der höchste Stand seit Beginn der Pandemie. Am Montag betrug der Wert 197,1, am Sonntag 169. Am Samstag lag die Inzidenz noch bei 163,8 und am Dienstag vor einer Woche bei nur 139.
- Den höchsten Wochen-Inzidenzwert muss Sachsen melden: Dort liegt die Sieben-Tage-Inzidenz bei 426,8. Das ist mehr als doppelt so hoch wie der Bundesdurchschnitt. Es folgen Thüringen mit einem Wert von 299,4 und Bayern mit 215,9. Das Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg meldete am Montagabend eine 7-Tage-Inzidenz von 207,8. Der niedrigste Wert wird in Schleswig-Holstein mit 93,6 verzeichnet.
Dem Bericht von Zeit Online zufolge markiert der heutige Dienstag den 19. Tag in Folge, an dem mehr Infizierte gezählt wurden als in der Vorwoche.
Das sind die Corona-Zahlen weltweit laut Johns-
Hopkins-Universität
Die Johns-Hopkins-Universität in Baltimore, welche die Corona-Daten global erfasst, meldet am Dienstagmorgen weltweit
- 77,3 Millionen Infektionen mit dem Coronavirus bisher.
- Gestorben sind demnach auf der Welt bisher mehr als 1.7 Millionen Menschen. Die drei am stärksten Betroffenen Länder sind:
- USA: 18.034.214 Infizierte und 319.363 Tote
- Indien: 10.055.560 Infizierte und 145.810 Tote
- Brasilien: 7.263.619 Infizierte und 187.291 Toten
- Deutschland folgt auf dem 11. Rang mit laut JHU 1.543.218 bisher Infizierten und 27.110 Toten
WHO fordert wegen Mutation Krisensitzung
Die steigenden Zahlen und das mutierte Virus bewegen auch die WHO: Das Regionalbüro der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für Europa hat eine Krisensitzung seiner Mitgliedstaaten zu der mutierten, neuen Coronavirus-Variante aus Großbritannien einberufen. Regionaldirektor Hans Kluge schrieb auf Twitter, das WHO-Regionalbüro verfolge die Informationen über die Mutation genau und wolle als Reaktion darauf mit seinen Mitgliedstaaten über Strategien für Virustests, eine Eindämmung der Übertragung und "Kommunikationsrisiken" beraten.
Corona Zahlen Deutschland: Werte für Land- und Stadtkreise
Wer sich auch für die Zahlen einzelner Land- und Stadtkreise interessiert, kann sich auf dem Dashboard des RKI über das Infektionsgeschehen einzelner Regionen informieren. Auch werden hier die Werte für die Bundesländer angezeigt. Das Dashboard ist eine interaktive Karte.
Aktuelle Corona-Zahlen in BW - Neuinfektionen, Inzidenz, Tote, Genesene heute
Welche Corona-Zahlen meldet das Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg aktuell? Alle Werte zu Inzidenz, Zahl Neuinfektionen und Toten am 21.12.2020 in BW.
Die meisten Todesfälle gab es laut Zeit Online in Baden-Württemberg, wo 103 Menschen an oder mit Covid-19 starben. Das ist ein neuer Rekordwert für den Südwesten. Dahinter folgen Nordrhein-Westfalen, wo es am Montag dem Bericht zufolge 78 Corona-Todesfälle gab, sowie Bayern und Sachsen mit jeweils 73 Todesfällen.
Warnung vor illegalen Schnelltests aus Tankstellen und Supermärkten
Die Bezirksregierung Köln vor zwei bundesweit illegal in den Handel gelangten Corona-Schnelltests gewarnt. Sie könnten, wenn sie nicht von Fachkräften angewendet würden, „katastrophale Infektionsfolgen“ haben. Wie die Behörde am Montagabend mitteilte, sind solche Schnelltests unter anderem
- an Tankstellen,
- in Supermärkten,
- Tierarztpraxen,
- Brauereien
und vielen anderen Stellen illegal in den Verkehr gebracht worden.
Corona-Regeln an Weihnachten
Die Treffen der Familien an Feiertagen könnten Virologen zufolge die Infektionszahlen in die Höhe treiben. Zumal nicht wenige Menschen einer Umfrage zufolge bereit sind, die etwas gelockerten Corona-Regeln an Weihnachten zu brechen: Mehr als drei Viertel der Befragten befürworte die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie, ergab die Studie im Auftrag der Universität der Bundeswehr München. 42 Prozent sagten aber auch, sie wollten sich unter Umständen über geltende Regeln hinwegsetzen. Doch Vorsicht, die Bußgelder bei Regelverstößen sind so deftig wie der Weihnachtsbraten.
Inzidenz und Neuinfektionen - Die wichtigsten Kennzahlen der Corona-Pandemie erklärt
Seit Beginn der Corona-Pandemie werden jeden Tag Zahlen veröffentlicht, die den Verlauf nachzeichnen sollen. Hier die Erklärung, welche Zahlen was bedeuten.
Reproduktionszahl (R-Wert)
Die Reproduktionszahl - oder kurz R-Wert - beschreibt, wie viele Menschen ein Infizierter während seiner Erkrankung ansteckt. Liegt die Zahl über eins, breitet sich eine Krankheit immer weiter in der Bevölkerung aus. Je weiter sie sich von der eins entfernt, desto schneller und bedrohlicher verläuft der Trend. Dabei handelt es sich aber immer nur um eine pauschale bundesweite Lageeinschätzung.
Es gibt außerdem gewisse Ungenauigkeiten durch Meldeverzüge und andere Faktoren. In Deutschland schwankt der Wert nach Schätzungen des RKI derzeit um eins. Nach Angaben der Experten dort gilt das schon als Erfolg und weist darauf hin, dass Gegenmaßnahmen zur Kontaktreduzierung wirken. Diese verringern die Chance, dass ein Infizierter weiterer Menschen ansteckt und drücken so den R-Wert. Sonst könnte dieser durchaus bei drei oder vier liegen.
Neuinfektionen
Der R-Wert allein sagt nicht unbedingt etwas aus über die Dramatik der gesamten Entwicklung. Sie ergibt sich erst aus der Kombination mit der Zahl der täglichen oder wöchentlichen Neuinfektionen. Der Grund ist einfach: Bei gleichem R-Wert macht es einen gewaltigen Unterschied, ob täglich 50.000 Ansteckungen hinzukommen oder einige hundert. Die Ausbreitungsdynamik ist theoretisch gleich, belastet die Kapazitäten der Gesundheitssysteme im Fall der höheren Zahlen allein durch die schiere Masse aber mit wesentlich größerer Wucht.
In Deutschland bewegt sich die Zahl der täglichen Neuinfektionen inzwischen zwischen 12.000 und 30.000 Fällen. Das ist ein extremer Anstieg in relativ kurzer Zeit. Noch Anfang Oktober lag die Zahl der täglich neu gemeldeten Fälle laut RKI bei nur tausend bis 4000. In anderen europäischen Ländern ist die Entwicklung noch dramatischer.
Siebentage-Inzidenz
Die sogenannte Siebentageinzidenz ist ein zentraler Maßstab, um die Infektionsdynamik in einem bestimmten Gebiet zu beurteilen und über Gegenmaßnahmen zu entscheiden. Sie wird in Deutschland auf Gemeinde- oder Landkreisebene erfasst und drückt aus, wie viele Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in den zurückliegenden sieben Tagen registriert wurden.
Dahinter verbergen sich aber regional unterschiedliche Trends. Als wesentliche Schwelle zur Einführung strengerer Eindämmungsmaßnahmen wurde in Deutschland ein Inzidenzwert von 50 eingeführt, der inzwischen fast flächendeckend aber deutlich überschritten wurde.
Schwere Verläufe und Intensivbettenbelegung
Letztlich entscheiden nicht die Fallzahlen allein darüber, wie gut ein Land die Pandemie bewältigen kann. Von entscheidender Bedeutung ist vielmehr, ob die Kapazitäten des Gesundheitssystems ausreichen, um die Erkrankten zu behandeln. Deshalb beobachten Experten und Politik sehr genau, wie sich die Zahl der schweren Verläufe und der verfügbaren Behandlungsplätze entwickelt.
Erstere wird vor allem dadurch beeinflusst, wie sich das Virus innerhalb der Risikogruppen verbreitet, bei denen schwere Verläufe viel wahrscheinlicher sind. Besonders genau betrachtet wird die Anzahl der Intensivpatienten, die lebensbedrohlich erkrankt sind. Kapazitäten in diesem Bereich sind immer begrenzt, allein schon mit Blick auf das Fachpersonal.
Die Zahl ist auch noch aus anderem Grund ein wichtiger Maßstab bei Entscheidungen über die Eindämmungsmaßnahmen: Es gibt dabei keine Dunkelziffer. Anders als bei Meldezahlen zu Infektionen, die auch durch Teststrategien beeinflusst werden, gibt es bei den künstlich beatmeten Intensivpatienten in Kliniken keine „Untererfassung“. Zu beachten ist aber ein Zeitverzug von zwei Wochen. So lange dauert es nach einer Ansteckung, bis sich schwere Verläufe einstellen. Die Zahl der Intensivpatienten hinkt der Infektionsdynamik hinterher.