• Der Lockdown in Deutschland wird grundsätzlich bis zum 28.03.2021 verlängert - allerdings soll es dennoch Lockerungen geben
  • Beim Corona-Gipfel am 03.03.2021 geht es um das weitere Vorgehen in der Corona-Pandemie
  • Die Corona-Fallzahlen und die 7-Tage-Inzidenz sind durch die Corona-Regeln lange kontinuierlich gesunken - doch zuletzt stiegen sie wieder.
  • Grund sind die Mutationen, die hochansteckend und teilweise auch tödlicher sind.
  • Vor allem die Mutation B117 aus England verbreitet sich sehr stark.
  • In Kalifornien ist eine neue Variante aufgetaucht, die bis zu elfmal tödlicher sein soll.
Die so genannten Varianten des Coronavirus sind ein Schreckgespenst, das seit Wochen den Experten und Entscheidungsträgern in der Politik die Sorgenfalten auf die Stirn treibt. RKI-Chef Prof. Lothar Wieler sieht aufgrund der Mutationen „deutliche Signale einer Trendumkehr“. Mutationen sind der wesentliche Faktor bei den Beratungen des Corona-Gipfels mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (66/CDU) und den Ministerpräsidenten der Länder.

Beschlussvorlage: Mutationen bestimmen wesentlich die Gipfel-Beschlüsse

Dementsprechend hieß es schon in der neuesten Beschlussvorlage zum Gipfel am 03.03.2021, dass die Effekte des Lockdowns spürbar seien.
Aber dort steht auch: „Gleichzeitig steigt der Anteil der Virusvariante B.1.1.7 an den Infektionen in Deutschland schnell an, wodurch die Zahl der Neuinfektionen jetzt wieder zu steigen beginnt. Die Erfahrungen in anderen Staaten zeigen, wie gefährlich die verschiedenen Covid-19-Varianten sind. Sie verdeutlichen, dass es notwendig ist, beim erneuten Hochfahren des öffentlichen Lebens vorsichtig zu sein.

Lockdown bis Ende März verlängert

Der Lockdown zur Bekämpfung der Corona-Pandemie in Deutschland soll grundsätzlich bis zum 28. März verlängert werden. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Mittwoch aus mehreren Quellen aus den Beratungen von Bund und Ländern. Ein endgültiger Beschluss über die künftigen Maßnahmen stand aber noch aus.

Corona Mutation: Britische Variante laut RKI bei 46 Prozent

Die mutierte Variante B1.1.7 des Coronavirus Sars-CoV-2 macht in Deutschland mittlerweile fast die Hälfte der Infektionen aus. Nach Informationen der Bild meldet das Robert Koch-Institut (RKI) aktuell einen Anteil von 46 Prozent der Neuinfektionen aus. Vor zwei Wochen lag der Anteil der britischen Variante noch bei etwas 20 Prozent.
Das RKI sieht „Signale einer Trendumkehr“ bei der Corona-Pandemie in Deutschland. Es erwartet, dass die ansteckendere britische Mutante demnächst die Oberhand gewinnt: „Es ist absehbar, dass B.1.1.7 bald die vorherrschende Variante in Deutschland sein wird“, sagte RKI-Präsident Lothar Wieler am Freitag (5.3.21) in Berlin. „Dann wird es noch schwieriger, das Virus im Zaum zu halten.“ Die in Großbritannien entdeckte Variante sei „noch ansteckender und noch gefährlicher“.

Fragen und Antworten zu den Corona-Mutanten

Warum sind Mutationen so gefährlich und bedeutend für den weiteren Umgang mit der Corona-Krise und mithin für die Gestaltung des Alltags jedes Menschen in Deutschland und weltweit? Die Gründe sind vielfältig. Fragen und Antworten zu den Mutationen.

Welche Mutationen des Coronavirus SARS-CoV-2 gibt es aktuell?

Grundsätzlich gibt es tausende Veränderungen des Coronavirus SARS-CoV-2. Doch nur drei sind zurzeit wirklich bedeutsam. Als laut Robert-Koch-Institut (RKI) „bedenkliche Varianten“ (Variants of Concern, kurz VOC) gelten unter anderem
  • die britische Mutation B117,
  • die südafrikanische Mutation B1351 und
  • die brasilianische Variante P1.
  • In Kalifornien wurde im Zuge einer Studie eine neue, offenbar sehr gefährliche Mutation B1427 entdeckt. B1427 ist ebenso hochansteckend wie die britische Mutation B117. Infizierte müssen bis zu fünfmal häufiger auf die Intensivstation, die Wahrscheinlichkeit an Covid-19 zu sterben ist der noch unveröffentlichten Studie zufolge elfmal höher.

Was macht die jeweiligen Mutationen so gefährlich?

Für die Besorgnis wegen der Mutationen gibt es mehrere Gründe:
  • Mutationen, vor allem B117 aus England, verbreiten sich rasant in Deutschland und lassen die Fallzahlen steigen. Damit stiege auch die Zahl der schweren Verläufe und Todesfälle. Schätzungen zufolge liegt die Infektionsrate durch B117 zwischen 22 und 30 Prozent in Deutschland. In einigen bayerischen Regionen soll sie sogar bei 40 bis 70 Prozent liegen. Insgesamt ist B117 vermutlich bis zu 70 Prozent ansteckender.
  • Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (72/Grüne) warnt: Es gebe Berechnungen, dass Mitte März die Mutationen dominierten. Tatsächlich wurde am Dienstag gemeldet, dass die Coronavirus-Varianten sich im Südwesten rasant ausbreiten. Entfielen in der letzten Januarwoche nur 7,4 Prozent aller vom Laborverband ALM untersuchten positiven Tests auf Besorgnis erregende Varianten, waren es vergangene Woche schon 50 Prozent. Auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (40/CDU) sagte, dass B117 die dominierende Variant werden könnte. Das Problem: Das bestehende Coronavirus wird von B117 kaum verdrängt. Es werden also insgesamt mehr Fälle.
  • Manche Mutationen können für schwerere Verläufe sorgen - und damit auch die Mortalität, also die Sterblichkeit, erhöhen. Das gilt zum Beispiel rechnerisch für die Variante B117.
  • Zudem können bereits infizierte oder geimpfte Menschen bei der Variante aus Südafrika und Brasilien weniger oder nicht mehr immun sein.
  • Neben den drei wichtigsten bisher bekannten Virusmutationen ist die „Bristol-Variante“ mit dem Merkmal E484K aufgetaucht. Sie könnte Merkmale anderer Mutationen in sich vereinen.

Warum breitet die englische Variante B117 sich schneller aus?

Vermutlich liegt das prinzipiell an Genveränderungen, welche dem Virus die Verbreitung „erleichtern“. Es gibt drei Theorien:
  • Laut dem Sender NTV ist es möglich, dass Genveränderungen am sogenannten Spike-Protein, einer Andockstelle, es der britischen Variante erleichtern, in menschliche Zellen einzudringen.
  • Eine weitere Theorie besagt, dass die Mutation für eine höhere Viruslast, also eine höhere Virenmenge sorgt: Je mehr Viren in der Nase oder im Rachen sind, desto mehr können beim Sprechen, Atmen, Niesen freigesetzt werden - und desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass andere davon etwas abbekommen.
  • Und eine weitere Theorie besagt, dass Infektionen mit B117 im Schnitt fünf Tage länger dauern. Damit sind Infizierte auch länger ansteckend - und können mehr Menschen infizieren. Das könnte bedeuten, dass die Quarantäne bei B117 länger als die bisherigen zehn Tage dauern müsste.

Wirken Impfstoffe gegen Mutationen?

  • „Die vorhandenen Vakzine schützen bislang alle vor schwerer Krankheit und Tod“, sagt der Gießener Virologe Friedemann Weber laut der dpa. Und wenn bereits geimpfte Menschen positiv auf B.1.1.7. getestet wurden, sei das „nicht besorgniserregend, sondern zeigt, dass die Impfung funktioniert“, sagt der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, Carsten Watzl. Die Impfung würde schwere Verläufe verhindern, und das sei die Aufgabe.
  • Bei der südafrikanischen Mutante warfen Studienergebnisse jüngst Zweifel an der Wirksamkeit des Astrazeneca-Impfstoffs auf. Beim Impfstoff der Hersteller Biontech/Pfizer deuten erste Laborergebnisse auf eine Wirksamkeit auch gegen Schlüsselmutationen der britischen wie auch der südafrikanischen Variante hin.
  • Der Biontech-Impfstoff schützt einer aktuellen Untersuchung zufolge wahrscheinlich auch vor der südafrikanischen Virusvariante - allerdings ist die Zahl der dagegen gebildeten Antikörper wohl geringer. Es ist noch unklar, welchen Effekt dies für die Wirkung der Impfung gegen die südafrikanische Virusvariante hat.

Können Impfstoffe an Mutationen angepasst werden?

Das kommt auf die Mutation an. Die aktuellen Corona-Impfstoffe können relativ schnell an neue Virusvarianten angepasst werden. Sie könnten dann entweder eine neue oder eine zusätzliche Komponente enthalten, erklärte Klaus Cichutek, Präsident des für Impfstoffe zuständigen Paul-Ehrlich-Instituts (PEI). Bei mRNA-Impfstoffen wie Biontech oder Moderna sei eine Umstellung binnen sechs Wochen möglich und die Herstellung von Millionen Dosen innerhalb weiterer sechs Wochen, sagte Cichutek.

Wird es weitere Mutationen des Coronavirus geben?

Seit Beginn der Pandemie hat das als träge geltende Sars-CoV-2 schon mehrere potenziell ansteckendere und gefährlichere Varianten ausgeprägt - obwohl es noch keine Herdenimmunität gab und der „Anpassungsdruck“ für das Virus relativ gering war. Wird es also mit steigender Immunisierung der Menschen gefährlicher? „Das ist schwierig vorherzusagen“, sagt der Gießener Virologe Friedemann Weber. Es könne sein, dass eine nur mittlere oder „halbgare“ Immunität in der Bevölkerung die Entstehung neuer Varianten begünstige. Dann seien viele Viren unterwegs, was Mutationen wahrscheinlicher mache. Und es gebe hier und da einen Anpassungsdruck, auf den das Virus reagiere.

Wo ist die Corona-Mutation verbreitet?

Um die weitere Ausbreitung der Mutanten zu verhindern, weist das RKI neben den Risikogebieten, nun auch bestimmte Regionen als Virusvarianten-Gebiete aus. Das sind (Stand 2.3.):
Botsuana
  • Brasilien
  • Eswatini
  • Frankreich- das Département Moselle
  • Irland
  • Lesotho
  • Malawi
  • Mosambik
  • Österreich – das Bundesland Tirol (Ausgenommen sind der politische Bezirk Lienz (Osttirol), die Gemeinde Jungholz, sowie das Rißtal im Gemeindegebiet von Vomp und Eben am Achensee)
  • Portugal
  • Sambia
  • Simbabwe
  • Slowakei
  • Südafrika
  • Tschechien
  • Vereinigtes Königreich Großbritannien und Nordirland (inkl. aller Überseegebiete, Isle of Man sowie aller Kanalinseln)