Der Corona-Gipfel am 10.02.2021 ist das bisher wohl wichtigste Treffen im Zuge der Corona-Krise. Nach zwei harten Lockdowns und sinkenden Fallzahlen ist der Ruf nach Lockerungen im Alltag der Menschen so laut wie nie. Allerdings: Die drei aktuell am stärksten verbreiteten Mutationen des Coronavirus aus
  • England (B117),
  • Südafrika (B1351/501.V2) und
  • Brasilien (P.1)
senken die Chancen für eine dauerhaft niedrige Inzidenz.

Beschlussvorlage für Gipfel: Warnung vor Mutationen des Coronavirus

In der bereits im Netz veröffentlichten Beschlussvorlage für den Gipfel hieß es grundsätzlich zu Mutationen: „Varianten des Coronavirus mit veränderten Eigenschaften breiten sich aus. Insbesondere solche Mutanten, die ansteckender sind als der Wildtyp des Virus, breiten sich besonders schnell aus und erfordern erheblliche zusätzliche Anstrengungen, um die Infektionszahlen wieder zu senken.“ Das scheint dringend nötig, denn die Mutationen enden nicht.

Gefährlich: In England neue Mutation der Mutation B117 aufgetaucht

Neben den drei wichtigsten bisher bekannten Virusmutationen ist jetzt eine weitere Mutation aufgetaucht. Die veränderte Form der britischen Coronavirus-Variante B117 macht britischen Forschern Sorgen. Wie das Gesundheitsministerium in London berichtet, wurde die zuerst in Bristol entdeckte Mutante mit dem Merkmal K484K als Besorgniserregende Variante („Variant of Concern“) eingestuft. Sie weise eine zusätzliche E484K-Mutation auf, hieß es zur Erklärung.
Dahinter steht vermutlich die Befürchtung, dass die in Bristol entdeckte Variante gefährliche Merkmale der britischen B117 und anderer Varianten in sich vereinen könnte. Das heißt, sie kann ansteckender sein und Impfstoffe könnten weniger wirksam sein. Eine ähnliche Mutante wurde auch in Liverpool festgestellt. Beide zusammen wurden in Großbritannien - Stand Dienstag, 9.02.2021, bislang in 76 Fällen nachgewiesen.

Beschlüsse zu Regeln auf Corona-Gipfel am 10.02.2021 erwartet

Damit sinken auch die Hoffnungen auf tiefer greifende Lockerungen der Corona-Regeln oder gar ein Ende des harten Lockdowns im Zuge der Corona-Schalte von Bund und Ländern. Dabei sollten auf dem Corona-Gipfel wegweisende Beschlüsse zu Regeln rund um Schule und Kitas, Handel, Gastronomie, Reisen, Friseure und Co. von Angela Merkel und den Ministerpräsidenten getroffen werden.

Dritte Welle und Inzidenz: Deswegen sind die Corona-Mutationen gefährlich

Die Mutation des SARS-CoV-2-Virus in verschiedenen Varianten ist Ursache für eine heranrollende Dritte Welle von Neuinfektionen und schweren Verläufen von Covid-19. Die gefährlichen Varianten breiten sich weltweit aus und bereiten Politikern und Wissenschaftlern auch in Deutschland weiterhin Sorgen. Das sind die Gründe:
  • Die Mutationen des Coronavirus breiten sich immer schneller in Deutschland aus. Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte nach NTV-Informationen im CDU-Präsidium gesagt, dass aktuell schon 20 Prozent aller Corona-Neuinfektionen auf Mutationen zurückgehen. eine Woche zuvor war noch von nur 6 Prozent Anteil die Rede gewesen.
  • Der SPD-Gesundheitsexperte und Politiker Prof. Karl Lauterbach schreibt zum Lockdown auf Twitter: „Epidemiologisch müssten wir sogar verschärfen, weil 3. Welle mit Turbo Virus droht.“
  • Die Mutationen lösen teilweise schwerere Verläufe der Lungenkrankheit Covid-19 aus, und sie sind deutlich infektiöser, also ansteckender. Hier helfen weiterhin nur Kontaktvermeidungen durch Lockdowns - oder eben Impfungen. mit dem Ziel der Immunisierung.
  • Um aber eine so hgenannte Herdenimmunität der Bevölkerung zu erreichen, müssen etwa 70 Prozent der Menschen geimpft werden - bisher. Durch die sich ausbreitenden Mutationen steigt dieser notwendige Durchimpfungs-Wert Virologen zufolge. Das heißt, die Impf-Quote in Deutschland müsste steigen, zum Beispiel auf 80 Prozent. Das ist mangels Impfstoffen schwierig.
  • Außerdem hat sich herausgestellt, dass der Impfstoff von Astrazeneca bei der Südafrika-Variante (B1351/501.V2) des Coronavirus schlecht wirkt. Das senkt die Chancen, die Herdenimunität zu erreichen. Südafrika hat deswegen seine Impf-Kampagne mit Astrazenecas Impfstoff ausgesetzt, beziehungsweise verschoben.

Lockerungen könnten Corona-Lockdown bis Ostern zur Folge haben

Gesundheitsexperte Prof. Karl Lauterbach hat darauf hingewiesen, dass auch die anderen Impfstoffe bei der Südafrika-Variante schlechter wirken würden, das sei "ein Problem". Außerdem gehe das Impfen nach wie vor zu langsam. Zu Beschlüssen nach dem Gipfel meinte er im Vorfeld auf Twitter: „Die politisch schlechteste Lösung wäre: warten, bis die 3. Welle beginnt (...) Das wäre falsch. Weil die verlorene Zeit nicht einholbar ist. Es bliebe nur Lockdown bis Ostern. Jetzt sind Mut und Transparenz gefragt.“

Verlängerung des Lockdowns wegen der Mutante des Coronavirus

Angesichts der vielen Neuinfektionen durch Mutationen hatte Hamburgs Erster Bürgermeister und Vorsitzender der Ministerpräsidentenkonferenz (MPK), Peter Tschentscher (SPD), sich ebenfalls bereits im Vorfeld des Corona-Gipfels vom 10.02.2021 für eine Verlängerung des Lockdowns ausgesprochen und zu einem einheitlichen Vorgehen aufgerufen. „Öffnungsschritte darf es erst geben, wenn der Einfluss der Mutationen auf das Infektionsgeschehen beurteilt werden kann. Das ist derzeit noch nicht der Fall“, sagte der Mediziner und Molekularbiologe dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.

Winfried Kretschmann warnt wegen Mutation vor Lockerungen der Regeln im Lockdown

Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hat sich angesichts der sich ausbreitenden Mutationen aus England (B117) und Südafrika (B1351) gegen Lockerungen der aktuell geltenden Corona-Maßnahmen ausgesprochen. Die Infektionszahlen müssten weiter gesenkt werden, sagte er am Dienstag, 9.2.2021 in der Regierungspressekonferenz in Stuttgart. Nur so könne man die schnelle Ausbreitung der ansteckenderen Virus-Mutationen verhindern. Zu frühe Öffnungen könnten zu dramatischen Rückschlägen führen, wie man auch an andere Ländern sehen könne, mahnte Winfried Kretschmann zur Vorsicht.

Lockdown bis 2022: Virologin warnt vor Lockerungen bei Inzidenz unter 50

Die Virologin Melanie Brinkmann vom Braunschweiger Helmholtz-Zentrum hat geforderte Lockerungen der Corona-Maßnahmen vor dem Corona-Gipfel im „Spiegel“ scharf kritisiert. Die Hoffnung, man könne "mit einer Inzidenz von knapp unter 50 Maßnahmen lockern und dabei das Virus im Zaum halten", sei "fatal". "Mit diesem Kurs haben wir keine Chance. Die Zahlen würden sofort wieder steigen." Das wiederum werde zu ständig neuen Lockdowns noch "bis ins Jahr 2022 hinein" führen, warnte die Expertin, die auch schon Bund und Länder zur Frage der Corona-Politik beraten hat.