- Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) und seine EU-Kollegen beraten angesichts der sich rasch ausbreitenden Corona-Mutationen über strengere Grenzkontrollen.
- Grund sind die Mutationen B117, P1 und B1351 des Coronavirus.
- Auch andere Länder haben ihre Regeln bereits verschärft
- Und Deutschland diskutiert andererseits in Teilen bereits darüber, wann der Lockdown enden soll.
Die EU-Staats- und Regierungschefs hatten sich vergangene Woche darauf verständigt, den Reiseverkehr in Europa weitgehend auszubremsen. Daraufhin schlug die EU-Kommission für Länder und Regionen mit besonders hohen Infektionszahlen strengere Test- und Quarantäne-Regeln vor. In Deutschland gelten schon seit Sonntag verschärfte Einreiseregeln für mehr als 20 Staaten. Weitere Reisebeschränkungen schloss die Bundesregierung zuletzt allerdings nicht aus.
Urlaub in Corona-Zeiten? Diskussion um Verbot von nicht notwendigen Reisen
Auch andere Länder haben ihre Regeln bereits deutlich verschärft und so Fakten geschaffen: In Belgien ist seit Mittwoch beispielsweise ein Verbot aller nicht notwendigen Reisen aus und in das Land in Kraft. Bis zum 1. März sind alle Urlaubs- und Freizeitreisen verboten. Ausnahmen gibt es etwa für Besuche bei einem Ehe- oder Lebenspartner sowie für Reisen aus beruflichen oder Studiengründen. Auch der Warenverkehr soll weiter fließen. Dies war zu Beginn der Corona-Krise nicht immer der Fall.
Corona in der EU: Einreiseregeln wegen Corona verschärft
Nachdem die Länder in Europa teils unkoordiniert Grenzkontrollen- und -schließungen eingeführt hatten, waren die Grenzen zeitweise auch für den Lieferverkehr dicht. Ein solches Chaos ist seither weitgehend vermieden worden. Doch auch andere Länder wie Finnland und Dänemark haben ihre Einreiseregeln wegen der Corona-Krise zuletzt wieder deutlich verschärft. Bei der Videokonferenz am Donnerstag dürfte es vor allem um die Koordination untereinander gehen.
Corona in Deutschland: Kommt eine Einschränkung des Flugverkehrs?
Laut „Bild“ könnte die drastische Einschränkung des Flugverkehrs nach Deutschland bereits nächste Woche umgesetzt werden. Einreisesperren soll es demnach für Flüge aus Risikoländern geben, in denen es bereits Virus-Mutanten gibt. Dazu gehören Großbritannien, Südafrika, Brasilien und Portugal. Ebenfalls treffen könnte es dem Bericht zufolge die Niederlande und Dänemark.
Bereits jetzt dürfen Reisende aus Hochrisikogebieten nicht ohne negativen Corona-Test nach Deutschland befördert werden. Bei Reisen mit dem Flugzeug ist die Fluggesellschaft verpflichtet, das Testergebnis vor Abflug zu kontrollieren.
Als "Hochrisikogebiete" gelten Länder, bei denen der so genannte Inzidenzwert bei mehr als 200 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen liegt. Auch Länder mit einer besonderen Ausbreitung der als hochansteckend geltenden Virus-Mutanten sind aufgeführt. Die gesamte Liste ist auf der Internetseite des Robert-Koch-Instituts (RKI) zu finden.
Medien berichten über geplante Einreisebeschränkungen angesichts der sich ausbreitenden Mutationen
Über geplante Einreiseverbote berichtete auch das Magazin "Der Spiegel". Deutsche Staatsbürger seien aber von dem geplanten Verbot nicht betroffen. Ausnahmen solle es zudem für Berufspendler und Diplomaten geben. Eine Entscheidung des Bundeskabinetts über die Verbote soll laut übereinstimmenden Informationen von "Bild" und "Spiegel" bereits am Freitag fallen.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte bereits am Dienstag schärfere Regeln für Urlaubsreisen empfohlen. Dem schlossen sich am Mittwoch mehrere Unionspolitiker an.
Der Vorsitzende der CDU-Landtagsfraktion in Baden-Württemberg, Wolfgang Reinhart, sagte der Zeitung "Die Welt": "Es kann nicht sein, dass durch Flüge hochgefährliche Virus-Mutationen nach Deutschland eingeschleppt werden." Der CSU-Fraktionschef im bayerischen Landtag, Thomas Kreuzer, sagte derselben Zeitung: "Damit Beschränkungsmaßnahmen im eigenen Land Erfolg haben können, muss eine dauernde Einschleppung des Virus aus dem Ausland unterbunden werden."
Vorbereitung für Einreisesperren
Ein Sprecher des Bundesinnenministeriums bestätigte mittlerweile Pläne für Einreisesperren aus bestimmten Ländern. Nach einem Bericht der Tagesschau, handelt es sich dabei um
- Großbritannien,
- Brasilien
- und Südafrika.
Eine Vorlage für diese Pläne werde laut dem Bericht mit der Bundesregierung abgestimmt.
Wegen Corona-Mutationen: Portugal stellt Flugverkehr mit Brasilien ein
In anderen Ländern gelten bereits strikte Einreisebeschränkungen. Portugal stellte am Mittwoch sämtliche Flugverbindungen mit Brasilien ein, wo vor kurzem eine neue Corona-Mutante entdeckt worden war. Norwegen kündigte an, ab Donnerstag um Mitternacht seine Grenzen für fast alle Ausländer dicht zu machen. Finnland untersagte alle nicht notwendigen Reisen mit dem Flugzeug.
Israel kündigte derweil an, auch seine Landgrenzen zu Jordanien und Ägypten für Reisende zu schließen. Bereits seit Dienstag ist der internationale Flugverkehr in Israel weitgehend eingestellt.
Auch die britische Regierung kündigte Verschärfungen an. Künftig müssten sich britische Reiserückkehrer, die aus Hochrisikogebieten eintreffen, für zehn Tage in eine Hotel-Quarantäne begeben, sagte Innenministerin Priti Patel im Parlament in London. Wann genau die Regelung in Kraft treten soll, sagte sie nicht.
Die neuen Varianten des Coronavirus breiteten sich zuletzt in immer mehr Ländern aus. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wurde die zunächst in Großbritannien registrierte Mutante inzwischen in 70 Ländern nachgewiesen. Die zunächst in Südafrika nachgewiesene Mutante wurde demnach inzwischen in 31 Ländern festgestellt. Für die zuerst in Brasilien aufgetauchte Mutante gab die WHO nun an, dass acht Länder betroffen seien.
Trotz massiver Einschränkungen in vielen Ländern steigt die Zahl der Corona-Toten weltweit weiter deutlich an. Erstmals überschritt die Zahl der täglich verzeichneten Corona-Toten weltweit am Mittwoch die Schwelle von 18.000.
Norwegen schließt die Grenzen
Norwegen hat derweil angekündigt die Grenzen für fast alle Ausländer am Freitag zu schließen. Damit treten die härtesten Reisebeschränkungen seit März in Kraft. Hintergrund ist die Sorge vor der Ausbreitung der Corona-Mutationen. Die Situation in Norwegen ist aktuell relativ entspannt. Doch besonders in der Region um die Hauptstadt Oslo steigen die Fallzahlen.
Wie gefährlich sind die neuen Corona-Mutationen?
Dass Viren ihr Erbgut verändern, also mutieren, ist normal. Nicht immer geht das mit Vorteilen für den Erreger einher. Derzeit stehen insbesondere Varianten im Fokus, die zunächst in Großbritannien (B.1.1.7) und Südafrika (B.1.351) nachgewiesen wurden: Sie gelten als ansteckender im Vergleich zu früheren Formen. Auch für eine in Brasilien zirkulierende Variante wird das befürchtet.
Da die Suche nach Varianten hierzulande erst kürzlich ausgeweitet wurde, wird erst in einigen Wochen mit belastbareren Daten zum Vorkommen in Deutschland gerechnet. Bis Montag waren gut 70 Nachweise der Varianten aus Großbritannien, Südafrika und Brasilien beim RKI gemeldet. Allerdings gibt es hier Meldeverzögerungen.
Über die britische Variante B.1.1.7 hieß es zunächst, sie steigere die Übertragbarkeit um 50 bis 70 Prozent im Vergleich zu früheren Formen. Mittlerweile sei anhand einer robusteren Datenbasis davon auszugehen, dass der Wert eher bei circa 22 bis 35 Prozent liege, sagte der Berliner Virologe Christian Drosten kürzlich. Auch dieser Prozentsatz dürfte eine erheblich erschwerte Eindämmung der Pandemie bedeuten. Ob die Variante tatsächlich mit einer erhöhten Sterblichkeit einhergeht, wie jüngst vom britischen Premierminister Boris Johnson verkündet, gilt aber noch als fraglich.
Die verschiedenen Varianten werfen darüber hinaus Fragen zur künftigen Wirksamkeit zum Beispiel von Impfstoffen und Antikörper-Therapien auf. Befürchtet wird zudem, dass manche Mutationen auch dazu führen könnten, dass sich Covid-19-Genesene mit den neuen Varianten ein zweites Mal anstecken.
Die Mutation B.1.1.7 war Ende vergangenen Jahres in der südostenglischen Grafschaft Kent aufgetaucht und hatte sich rasch in London und Teilen des Landes ausgebreitet. Die Behörden machen sie für einen starken Anstieg der Neuinfektionen verantwortlich. „Virus-Varianten können wirken wie eine zweite Pandemie“, mahnte kürzlich Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU).
Aktuelle Corona-Zahlen
Die Corona-Zahlen steigen in den Ländern, in denen sich die Mutationen ausbreiten. So ist die Lage nach aktuellen Zahlen der Johns Hopkins Universität in den USA (Stand 28.1.):
- Brasilien zählt zu den am meisten betroffenen Ländern weltweit: 8.996.193 Infizierte - 220.161 Tote
- Großbritannien ist einer der Spitzenreiter in Europa: 3.725.712 Infizierte - 102.085 Tote
- Südafrika: 1.430.648 Infizierte - 42.550 Tote
- Niederlande: 974.972 Infizierte - 13.841 Tote
- Tschechien: 964.660 Infizierte - 15.944 Tote
- Portugal 668.951 Infizierte - 11.305 Tote
- Norwegen: 61.961 Infizierte - 556 Tote
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