Der seit Mitte Juli beobachtete Zuwachs in den übermittelten Fallzahlen mit dem Coronavirus habe sich in der letzten Woche stabilisiert, hieß es am Mittwochabend in einem Lagebericht des Robert-Koch-Instituts (RKI). „Auch wenn die Fallzahlen wieder abnehmen, muss die Lage weiterhin sorgfältig beobachtet werden.“ Insbesondere gelte es zu verhindern, dass wie zu Beginn der Pandemie wieder vermehrt ältere und besonders gefährdete Bevölkerungsgruppen erkranken.
Unterdessen haben Gesundheitspolitiker mehrerer Fraktionen für kürzere Quarantänezeit bei Corona-Verdachtsfällen plädiert. „Ich halte es für sehr sinnvoll, die Quarantänezeit auf fünf Tage zu begrenzen“, sagte der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach der Zeitung „Welt“ (Freitagsausgabe). Es sei bekannt, dass die allermeisten Menschen fünf Tage nach Beginn der Symptome nicht mehr ansteckend sind, auch wenn der Corona-Test noch ein positives Ergebnis ausweise. Zuvor hatte der Berliner Virologe Christian Drosten kürzere Quarantänezeiten bei Verdachtsfällen vorgeschlagen.

Verzögerung bei den aktuellen Corona-Zahlen für Deutschland des RKI

Am Freitagmorgen wurden von der Deutschen Presse-Agentur zunächst keine neuen Zahlen in einer Meldung übermittelt. Als Grund dafür gab die Agentur widersprüchliche Daten an.
Im Wortlaut: „Auf der Homepage des Robert Koch-Instituts (RKI) sind die Zahlen zu Corona-Neuinfektionen in Deutschland widersprüchlich, deswegen verzögert sich die Meldung zu den Fallzahlen bis auf weiteres. Eine Meldung wird angeboten, sobald die Zahlen mit dem RKI geklärt sind.“
Die DPA bearbeitet jeden Tag Daten von der Homepage des RKI zur Corona-Krise. An diesem Freitagmorgen kommt es dabei offenbar zu Verzögerungen.
Die DPA bearbeitet jeden Tag Daten von der Homepage des RKI zur Corona-Krise. An diesem Freitagmorgen kommt es dabei offenbar zu Verzögerungen.
© Foto: Screenshot; Quelle: RKI
Das RKI wies auf seinem Dashboard später darauf hin, dass seit Donnerstag 16 Uhr keine Zahlen der Landesbehörden mehr übermittelt worden waren. Daher seien etwa 650 Fälle zu wenig ausgewiesen worden. Dies führe dazu, dass die 7-Tage-R-Werte unterschätzt werden. das Problem ist im Lauf des Freitagmorgens behoben worden. Die Zahlen gehen bei der nächsten Aktualisierung des Datenstandes in die Statistik ein.

Diese Corona-Zahlen meldet die Agentur AFP für Deutschland

Am späteren Freitagmorgen veröffentlichte die französische Nachrichtenagentur AFP dann eine Meldung mit aktuellen Zahlen. Demnach habe das RKI in Berlin die Zahl der in Deutschland mit dem Coronavirus infizierten Menschen am Freitag mit 246.948 angegeben - ein Plus von 782 seit dem Vortag. Die in der US-Stadt Baltimore ansässige Johns-Hopkins-Universität (JHU) meldete 248.840 Infizierte. Das RKI, das nur die elektronisch übermittelten Zahlen aus den Bundesländern berücksichtigt und seine Aufstellung einmal täglich aktualisiert, registrierte 9319 Todesfälle und damit zwei weniger als am Vortag. Die JHU zählte 9325 Tote. Die Zahl der Genesenen lag laut RKI bei etwa 221.900.

Die Corona-Zahlen vom Donnerstag für Deutschland: So viele Neuinfektionen, Tote und Genesene gab es

R-Wert: So hoch liegt laut RKI die Reproduktionszahl in Deutschland

Die Reproduktionszahl, kurz R-Wert, lag nach RKI-Schätzungen in Deutschland laut Mitteilung vom Mittwochabend bei 0,80 (Vortag: 0,84). Das bedeutet, dass ein Infizierter im Mittel weniger als einen weiteren Menschen ansteckt. Der R-Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen etwa eineinhalb Wochen zuvor ab.
Zudem gibt das RKI in seinem aktuellen Lagebericht ein sogenanntes Sieben-Tage-R an. Der Wert bezieht sich auf einen längeren Zeitraum und unterliegt daher weniger tagesaktuellen Schwankungen. Nach RKI-Schätzungen lag dieser Wert bei 0,91 (Vortag: 0,89). Er zeigt das Infektionsgeschehen von vor acht bis 16 Tagen.

RKI-Dashboard zeigt die Zahlen der Bundesländer und Kreise

Wer Daten zu den einzelnen Bundesländern wie Bayern und Baden-Württemberg sowie den darunter liegenden Kreisen einsehen möchte, kann das auf dem Dashboard des RKI tun.
Globale Daten gibt es in der sogenannten Map, einer Weltkarte, der Johns-Hopkins-University.
Auf seinem Dashboard veröffentlicht das RKI jeden Tag Daten zu den Bundesländern sowie den darunter liegenden Kreisen.
Auf seinem Dashboard veröffentlicht das RKI jeden Tag Daten zu den Bundesländern sowie den darunter liegenden Kreisen.
© Foto: Screenshot; Quelle: RKI

RKI: Zwölf Millionen Tests auf das Coronavirus in Deutschland

Das RKI hat bis vergangenen Sonntag mehr als zwölf Millionen Tests auf Sars-CoV-2 erfasst. Bei gut 280.000 davon wurde der Erreger nachgewiesen, wie das RKI in seinem Lagebericht vom Mittwoch mitteilte. In der Woche vom 24. bis 30. wurden demnach gut 1,1 Millionen Tests gezählt - noch einmal knapp 50.000 mehr als in der Vorwoche. In der Woche vom 22. bis 28. Juni waren es noch weniger als eine halbe Million Tests, seither ist ihre Zahl stetig gestiegen. Der Anteil positiver Testergebnisse sank in den vergangenen vier Wochen auf nun 0,74 Prozent. Das RKI betont, dass die Zahl der Tests nicht der Zahl der Getesteten entspricht, da die Daten Mehrfachtestungen von Menschen enthalten können.

Corona und Grippe: Laut Paul-Ehrlich-Institut ausreichend Impfstoff vorhanden

Das Paul-Ehrlich-Institut hält die Mengen an Grippeimpfstoff zum Start der neuen Influenzasaison für ausreichend. „Wir können derzeit keinen Mangel an Grippeimpfstoff für die Influenzasaison 2020/21 in Deutschland erkennen“, sagte Klaus Cichutek, Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI), der Deutschen Presse-Agentur. „Wir gehen davon aus, dass die Hersteller mindestens 21 Millionen Dosen bereitstellen werden.“ 13,6 Millionen Dosen seien nach Chargenprüfung bereits für Deutschland freigegeben. Für diese Jahreszeit sei das eine übliche Menge.
Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) orderte nach eigenen Angaben weitere sechs Millionen Dosen, die vorrangig im November und Dezember geimpft werden sollen. In der vergangenen Saison hatten insgesamt 21 Millionen Dosen zur Verfügung gestanden. Zuletzt hatte der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach vor Lieferengpässen bei Grippeimpfungen gewarnt. „Wir brauchen unbedingt noch zusätzlichen Impfstoff“, sagte Lauterbach dem RedaktionsNetzwerk Deutschland.
Die Grippeimpfung wird in der Corona-Pandemie vor allem Risikogruppen wie Senioren und chronisch Kranken empfohlen. Dabei geht es darum, Superinfektionen mit anderen gefährlichen Erregern zu vermeiden, aber auch darum, die Zahl der Krankenhausaufenthalte wegen Grippe möglichst gering zu halten. Empfohlen wird eine Grippeimpfung auch für medizinisches Personal in Krankenhäusern, Pflege- und Senioreneinrichtungen und im Gesundheitswesen, dazu für Schwangere und Bewohner von Alters- oder Pflegeheimen.
Sollten sie alle eine Impfung haben wollen, wären das rund 40 Millionen Menschen. Für Experten ist das aber kein Widerspruch zu den geringeren Impfstoffmengen: Zuletzt ließen sich nach Angaben des Berliner Robert Koch-Instituts nur rund ein Drittel der Senioren (35 Prozent) immunisieren. Bei Menschen mit chronischen Grundleiden waren es ein Fünftel bis die Hälfte. „Die Erfahrungen der letzten Jahre haben auch gezeigt, dass die jeweils verfügbaren Impfstoffmengen nicht vollständig in der jeweiligen Saison verbraucht wurden“, sagte BMG-Sprecher Sebastian Gülde.

Ärztepräsident: Neue Grippewelle könnte harmloser ausfallen

Die Grippewelle könnte nach Ansicht von Ärztepräsident Klaus Reinhardt unter anderem wegen der Corona-Hygienregeln harmloser verlaufen als in früheren Jahren. „Durch die Corona-Routine, also durch häufiges Händewaschen, Maskentragen und Abstandhalten, werden Infektionen insgesamt reduziert“, sagte Reinhardt den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Donnerstag). Zudem könne eine Grippeimpfung einen positiven Effekt auf das Corona-Risiko haben. „Jede Impfung ist ein Trainingsprogramm für das Immunsystem. Die Grippeschutzimpfung führt zwar nicht zu einer spezifischen Immunisierung gegen das Corona-Virus, kann aber das Immunsystem so stärken, dass eine Infektion harmloser verläuft“, sagte der Ärztepräsident.