Es ist beschlossene Sache: Der harte Corona-Lockdown in Deutschland wird ausgedehnt – und zwar bis mindestens zum 31. Januar. In Bayern wird daher aller Voraussicht nach auch die nächtliche Ausgangssperre zwischen 21 und 5 Uhr verlängert. Nur wer einen triftigen Grund hat, darf die eigenen vier Wände verlassen.

Beschränkter Bewegungsradius in Corona-Hotspots - Jenseits Radius von 15 Kilometer Bewegungsverbot

Bund und Länder haben sich zudem darauf verständigt, dass in Hotspots auch der Bewegungsradius eingeschränkt werden soll im Sinne einer „Stay-at-Home-“-Anordnung. Diese Bewegungseinschränkung soll für einen Radius von 15 Kilometer um den Wohnort herum gelten. Als so genannte Hotspots gelten aktuell Regionen mit einer 7-Tage-Inzidenz über 200 Infektionen pro 1000.000 Einwohner binnen 7 Tagen.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) betonte nach dem Corona-Gipfel, dass die Lage „nach wie vor ernst“ sei. Die Zahlen seien „sehr hoch“. Es gebe „keine Möglichkeit zur Entwarnung“. Daher wäre es falsch, die Corona-Eindämmungsbemühungen „frühzeitig abzubrechen“. „Wir machen keine Experimente, wir setzen auf Sicherheit“, sagte Söder. „Je weniger intensiv wir einen Lockdown machen, desto länger wird er dauern mit der Gefahr der geringen Wirkung - je intensiver wir ihn machen, desto besser ist die Chance.“

Söder: „Müssen eher davon ausgehen, dass diese Zahlen wachsen“

Er geht davon aus, dass mit dem Ende der Feiertage die Corona-Infektionszahlen weiter steigen werden. Die Dunkelziffer sei wahrscheinlich relativ hoch, da über Weihnachten und Silvester weniger getestet worden sei, sagte der CSU-Chef. Auch Reiserückkehrer seien noch nicht in den aktuellen Zahlen des Robert Koch-Instituts abgebildet. „Wir müssen eher davon ausgehen, dass diese Zahlen wachsen“, betonte Söder.
Die deutschen Gesundheitsämter haben dem Robert Koch-Institut (RKI) zuletzt 11.897 Corona-Neuinfektionen binnen eines Tages gemeldet. Außerdem wurden 944 neue Todesfälle innerhalb von 24 Stunden verzeichnet.
Eine Interpretation dieser Daten bleibt weiter schwierig, weil um Weihnachten und den Jahreswechsel Corona-Fälle laut RKI verzögert entdeckt, erfasst und übermittelt wurden. Dem Verband Akkreditierter Labore in der Medizin (ALM) zufolge war die Zahl der Labortests auf das Coronavirus über den Jahreswechsel im Vergleich zur Weihnachtswoche noch einmal weiter gesunken. Verglichen mit der Woche vor Weihnachten hat sich die Zahl in der vergangenen Woche ungefähr halbiert.
Söder zeigte sich gut eine Woche nach dem Impfstart in Deutschland besorgt über die Impfbereitschaft. „Es ist nicht so, dass die Impfquote extrem hoch ist“, sagte Söder nach ersten Erfahrungen in Alten- und Pflegeheimen. Es ergebe sich ein „differenziertes Bild“ sowohl bei Heimbewohnern als auch beim Pflegepersonal. Er gehe davon aus, dass noch stärker als bisher für das Impfen gegen das Coronavirus geworben werden müsse.
Söder wies erneut auf die Problematik von Reiserückkehrern aus Risikogebieten hin. Die bayerische Grenzpolizei habe 1300 Fälle an den Grenzen festgestellt, die an die Gesundheitsbehörden gemeldet werden mussten und wo eine Nachverfolgung nötig sei. Die jetzt auch vom Bund übernommene doppelte Teststrategie - also das Testen unmittelbar bei der Einreise und anschließende Quarantäne, die erst nach fünf Tagen durch einen weiteren negativen Test abgelöst werden kann, hätte bereits früher eingeführt werden können, sagte Söder.

Drastischer Pflegepersonal-Mangel in Bayern

Um einen Zusammenbruch der pflegerischen und medizinischen Versorgung im Freistaat abzuwenden, hatte auch die Vereinigung der Pflegenden in Bayern (VdPB) für einen längeren Lockdown plädiert. Bedingt durch Erkrankungen, Quarantäne und hohen Betreuungsbedarf herrsche in zahlreichen Einrichtungen ein dramatischer Personalmangel in allen Bereichen der Versorgung, heißt es in einer Mitteilung der VdPB vom Montag. „Für die beruflich Pflegenden ist derzeit keinerlei Entlastung in Sicht. Erst wenn ein deutliches Absinken der Neuinfektionsrate erkennbar ist und sich die Arbeitsbelastung in der Akut- und Langzeitversorgung entspannt, kann über Lockerungsmaßnahmen beraten werden“, forderte VdPB-Präsident Georg Sigl-Lehner.
Die Vereinigung der Pflegenden in Bayern (VdPB) ist ein Sprachrohr von und für professionelle Pflegekräfte. Sie hat unter anderem die Aufgabe, die Qualität der Pflege weiterzuentwickeln.

Corona in Bayern: Mehrheit zweifelt an Wirksamkeit der Regeln

Ein großer Teil der Bayern bezweifelt die Wirksamkeit der bisherigen Corona-Maßnahmen. Gegenüber der Impfung ist die Mehrheit aber aufgeschlossen.
Während sich eine Mehrzahl der Menschen in Bayern gegen Corona impfen lassen würde, sind viele Menschen skeptisch hinsichtlich der WIrksamkeit der getroffenen Regeln. Das geht aus einer Umfrage hervor.
Während sich eine Mehrzahl der Menschen in Bayern gegen Corona impfen lassen würde, sind viele Menschen skeptisch hinsichtlich der WIrksamkeit der getroffenen Regeln. Das geht aus einer Umfrage hervor.
© Foto: Soeren Stache/DPA