In fast ganz Deutschland wurden die Corona-Maßnahmen zuletzt verschärft. Gleichzeitig wurden allerdings Lockerungen für eine Gruppe beschlossen: Geboosterte Menschen müssen sich in einigen Bundesländern nicht testen lassen, wenn die Corona-Regel 2G-plus gilt. Die Maßnahme bedeutet eigentlich, dass nur Geimpfte und Genesene Zutritt haben, die zusätzlich einen negativen Corona-Test nachweisen können. Gilt die Ausnahme, haben Menschen, die eine dritte Corona-Impfung erhalten haben, auch ohne negativen Corona-Test Zutritt. Baden-Württemberg setzt sogar noch weitere Lockerungen für Geimpfte um. Dort haben in der Gastronomie auch doppelt Geimpfte Vorteile. Die Gesundheitsminister von Bund und Ländern haben am Montagabend über einen möglichen flächendeckenden Wegfall der Testpflicht für Menschen mit Booster-Impfung bei 2G-plus-Regeln diskutiert. Ab Tag 15 nach dem Boostern - also der ersten Corona-Auffrischungsimpfung - hält der designierte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) den Wegfall der Testpflicht für gut vertretbar.
  • Ab wann gilt man als geboostert?
  • Restaurant, Fitnessstudio, Friseur – Wo brauchen geboosterte keinen negativen Test mehr?
  • In Mecklenburg-Vorpommern sind auch Lockerungen nach der Booster-Impfung im Gespräch. Wie ist der aktuelle Stand?

2G+ Regel: Testpflicht entfällt nach der Booster-Impfung

Wer bereits geboostert ist, wird in Baden-Württemberg, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz seit Samstag von der Testpflicht befreit. Dreimal gegen Corona geimpfte Menschen könnten Einrichtungen mit 2G-Plus-Regel dann ohne Test besuchen, teilte das Sozialministerium in Hannover am Freitag mit. Sie bräuchten „beispielsweise für ihren Besuch in einem Restaurant oder beim Betreten eines Fitnessstudios keinen weiteren Test mehr“, erklärte die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD).

In Baden-Württemberg entfällt die Testpflicht auch für Geimpfte und Genesene

Die Corona-Regeln für Baden-Württemberg wurden am vergangenen Wochenende erneut verschärft. In vielen Bereichen, beispielsweise in der Gastronomie oder in Freizeiteinrichtungen sowie Fitnessstudios oder Zoos sollte die 2G-Plus-Regel eingeführt werden. Auf die Verkündung der neuen Maßnahmen folgten dann allerdings direkt Lockerungen für bestimmte Personengruppen – und das sorgte für Verwirrung. Das Land ruderte am Sonntag wieder zurück und nahm auch Geimpfte und Genesene von der Testpflicht aus. Mehr Infos im folgenden Artikel:

Neue Ausnahmen von Testpflicht bei 2Gplus in BW beschlossen

Von der seit dem Wochenende geltenden strengeren coronabedingten Zutrittsregelung soll es etliche Ausnahmen geben. Die Landregierung nimmt von der 2G-plus-Regel nicht nur wie bereits bekannt Menschen mit Boosterimpfung, sondern auch Genesene aus. Letztere müssen nachweisen, dass die Infektion maximal sechs Monate zurückliegt, teilte das Gesundheitsministerium am Sonntag weiter mit. Hintergrund ist, dass in vielen Bereichen des öffentlichen Lebens auch Geimpfte und Genesene einen negativen Corona-Test brauchen.
Weitere Ausnahmen von dieser sogenannten 2G-plus-Regel sind Geimpfte mit höchstens vor sechs Monaten abgeschlossener Grundimmunisierung (zweiter Corona-Impfung). Grundlage dieser Abweichungen seien wissenschaftliche Expertisen, so das Ministerium. Die CDU-Fraktion betonte, sie habe sich dafür stark gemacht, dass auch Menschen, deren Zweitimpfung oder Genesung nicht länger als sechs Monate zurückliegt, ebenfalls von der Testpflicht befreit werden. Es dürfe keine vollständig Geimpften erster und zweiter Klasse geben.
Das klingt nach Ausnahmen und wird von der Landespolitik auch so behandelt. Das sind sie aber keineswegs. Denn nach Zahlen des Landesgesundheitsamtes (LGA) haben in den vergangenen sechs Monaten rund 5 Millionen Menschen in Baden-Württemberg ihren vollen Impfschutz erhalten. Die Spritze für den „Booster“ bekamen mehr als 1,5 Millionen Menschen. Unklar ist, wie viele Menschen von der neuen Regelung für Genesene profitieren werden.

Corona BW 2Gplus: Das sagt das Gesundheitsministerium zu den vielen Ausnahmen

Die Verwirrung ist groß, seit die neue Corona-Verordnung am späten Freitagabend, 03.12. zunächst kurzfristig veröffentlicht und im Laufe des Wochenendes weitere Ausnahmen von der Testpflicht bekanntgegeben wurden. „Ja, das ist nicht optimal gelaufen“, sagte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums. Allerdings gelte eine Verordnung auch erst zum Zeitpunkt ihrer Notverkündung. „Also dann, wenn alle Änderungen der beteiligten Ressorts eingearbeitet sind“, sagte er weiter. Es sei sehr schwer gewesen, nach dem Bund-Länder-Gespräch und den dortigen Beschlüssen vom Donnerstag innerhalb von 24 Stunden eine rechtssichere Verordnung abzustimmen.
Die SPD sprach von verspäteten, unklaren und widersprüchlichen Informationen, die die Menschen verunsicherten. „So nimmt das Vertrauen und die Akzeptanz in die Politik weiter ab. Und es ist schädlich für die weitere Pandemie-Bekämpfung im Land“, sagte Landtagsfraktionschef Andreas Stoch. So waren etwa am Freitag erst Vorteile für Booster-Geimpfte ausgeschlossen worden, diese wenige Stunden später aber doch gewährt worden.
Ministerpräsident Winfried Kretschmann hat sich nach dem Wirrwarr bei den neuen Corona-Regeln am Wochenende bei den Menschen im Land entschuldigt. Die Regierung müsse unter hohem Zeitdruck Beschlüsse in Verordnungen umsetzen. „Das ist uns dieses Mal einfach verrutscht, das tut mir leid“, sagte der Grüne am Dienstag vor Journalisten in Stuttgart. Er bedauere die Verunsicherung, die wegen der ursprünglich geplanten Testpflicht auch für Geimpfte und Genesene (2G plus) zum Beispiel in Restaurants entstanden sei. Im Landtag sagte Kretschmann später: „Das war nicht gut, das war nicht richtig, das soll auch nicht mehr vorkommen.“

Kontrollen bei Geboosterten ohne Testpflicht bei 2G+ – Wer prüft den Impfnachweis?

Für Personen mit Auffrischungsimpfung gilt in Baden-Württemberg keine Corona-Testpflicht bei 2G+ mehr. Auch Genesene und Geimpfte, deren Impfung oder Corona-Erkrankung nicht länger als sechs Monate zurückliegt, müssen nicht überall einen Test vorweisen. Die SPD kritisiert die erneut nicht einheitlichen und klar kommunizierten Regeln. „So nimmt das Vertrauen und die Akzeptanz in die Politik weiter ab. Und es ist schädlich für die weitere Pandemie-Bekämpfung im Land“, sagte Landtagsfraktionschef Andreas Stoch dem SWR.
Die Kontrollen der Booster-Impfnachweise soll durch das Ordnungsamt erfolgen. Das erweist sich als schwierig: In einigen Kommunen seien die Ämter laut SWR mit den Kontrollen bereits bei den zuvor geltenden Regeln überlastet gewesen.

Impfnachweis zur 3. Corona-Impfung statt Corona-Schnelltest bei 2G+ in RLP und Niedersachsen

Es genügt in beiden Bundesländern der Nachweis über die Impfungen. In Rheinland-Pfalz tritt die geänderte Coronaverordnung bereits am Samstag in Kraft. Die niedersächsische Verordnung soll ab der kommenden Woche geändert werden, dennoch soll die wegfallende Testpflicht für dreimal Geimpfte bereits ab Samstag umgesetzt werden. Verstöße gegen die laut aktueller Verordnung gültige Testpflicht durch Geboosterte würden bis zum Inkrafttreten der geänderten Verordnung geduldet, hieß es.

Auch Mecklenburg-Vorpommern schafft vielleicht die Testpflicht für Geboosterte ab

Auch Mecklenburg-Vorpommern prüft die Möglichkeit, Geboosterte von der Testpflicht zu befreien. Gesundheitsministerin Stefanie Drese (SPD) hoffe jedoch auf eine bundesweite Lösung und wolle das Thema bei der Gesundheitsministerkonferenz am Montag ansprechen, sagte ein Ministeriumssprecher der Deutschen Presse-Agentur.
Die Testpflicht für dreifach gegen Corona geimpfte Menschen sollte nach Auffassung der CDU auch in Mecklenburg-Vorpommern schnellstens entfallen. Die Landesregierung sollte umgehend dem Vorbild Niedersachsens folgen, wo die 2G-plus-Regel für Menschen mit erfolgter Auffrischimpfung seit Sonnabend nicht mehr gilt, forderte der Fraktionsvorsitzende der CDU im Landtag, Franz-Robert Liskow, am Sonntag. Dort haben die Menschen nach einer sogenannten Booster-Impfung wieder ohne zusätzlichen Test Zugang zu Einrichtungen, in denen 2G plus gilt.

Friseur, Gastronomie, Fitness-Studio – Hier brauchen Geboosterte trotz 2G+ keinen Test mehr

Wo Personen mit einem vollständigen Impfschutz nach der Booster-Impfung auch ohne Test Zutritt haben, hängt vom jeweiligen Bundesland und dessen Corona-Verordnung ab. Grundsätzlich gilt in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Niedersachsen – als erste Bundesländer – aktuell: überall da, wo 2G+ gilt, dürfen Geboosterte ohne Test hinein.
Die 2G-Plus-Regel wird ab 4. Dezember in Rheinland-Pfalz ausgeweitet und gilt in Innenräumen überall dort, wo keine Maske getragen werden kann. Doppelt geimpfte Menschen müssen weiterhin einen gültigen negativen Corona-Test vorlegen.
In Niedersachsen gilt in fast allen Bereichen des öffentlichen Lebens seit Mittwoch, 01.12.21, eine Testpflicht auch für geimpfte und genesene Menschen (2G-plus). Die Regel gilt zum Beispiel bei Veranstaltungen in Innenbereichen bei Kultur-, Sport- und Freizeiteinrichtungen, in Diskos, in der Gastronomie, bei der Beherbergung und bei körpernahen Dienstleistungen wie Friseuren und auf Weihnachtsmärkten.

Corona in Niedersachsen: Kein Test nötig nach Auffrischungsimpfung – auch um Testzentren zu entlasten

Niedersachsen reagiere so auf Erkenntnisse, nach denen die Gefahr einer Infektion und Übertragung nach drei Impfungen "ausgesprochen gering" sei. Zudem solle die Neuregelung dazu beitragen, "die stark beanspruchten Testkapazitäten" zu entlasten. "Die Auffrischungsimpfung erhöht den Impfschutz enorm", erklärte auch Dreyer. In Rheinland-Pfalz gilt ab dem Wochenende in Innenräumen flächendeckend die 2G-Plus-Regel. In Niedersachsen gilt sie vielerorts seit Mittwoch.

Ab wann gilt man als „geboostert“ und wann ist der Impfschutz nach der Booster-Impfung vollständig?

Bis die dritte Impfung auf das Immunsystem wirkt und der vollständige Impfschutz gewährleistet ist, dauert es etwa so lang wie nach der ersten und zweiten Dosis. „Nach Informationen der BZgA wurde in einer Studie aus Israel festgestellt, dass sich die Infektionen in der Gruppe mit Auffrischungsimpfung ab 12 Tagen nach der Verabreichung um den Faktor 11,3 gegenüber der Gruppe ohne Auffrischungsimpfung verringert hatten“, schreiben die Stuttgarter Nachrichten in einem Bericht. Ab wann man offiziell als geboostert gilt, ist bislang nicht einheitlich festgelegt. In Niedersachsen hat man sich jedoch darauf geeinigt, dass der Booster-Vorteil ab dem Zeitpunkt der Impfung gilt. Das heißt, man muss nicht, wie nach der Zweitimpfung, noch 14 Tage warten, bis man als Geboostert gilt. Wie das andere Länder regeln, ist nicht bekannt.

Auffrischungsimpfung gegen Corona: Der beste Immunschutz

Aus wissenschaftlicher Sicht bestehe nach der Auffrischungsimpfung eine sehr geringe Wahrscheinlichkeit, sich und andere anzustecken. „Der Impfschutz ist bei dieser Gruppe auf einem derart hohen Niveau, dass die Gefahr, dass Geimpfte untereinander das Virus weitergeben, doch wahrscheinlich nur noch verschwindend gering ist“, hatte Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) zuvor gesagt.

Wie viele Menschen in Deutschland sind schon dreimal gegen Corona geimpft?

Bei den Corona-Impfungen haben inzwischen mindestens 13 Millionen Geimpfte eine zusätzliche Auffrischungsdosis bekommen. Den vollständigen Grundschutz mit der meist nötigen zweiten Spritze haben demnach nun mindestens 57,3 Millionen Menschen oder 68,9 Prozent der Bevölkerung. Mindestens eine erste Impfung haben 59,8 Millionen Menschen oder 71,9 Prozent aller Einwohner erhalten.