Auch am Donnerstag wüteten in verschiedenen Gegenden Griechenlands kleinere und größere Wald- und Buschbrände. Es besteht jedoch Hoffnung, wie zahlreiche Feuerwehrleute und Bürgermeister aus den betroffenen Regionen im griechischen Rundfunk (ERT) betonten. „Sieben Löschhelikopter sind mit dem ersten Tageslicht eingesetzt worden. Und die Winde haben endlich nachgelassen“, äußerten zwei Bürgermeister der Region rund um das Parnitha-Gebirge im Norden Athens übereinstimmend. Insgesamt wurden bisher über 40.000 Hektar Land durch die Brände vernichtet.

Wo brennt es zurzeit in Griechenland?

Hunderte Feuerwehrleute haben in Griechenland am sechsten Tag in Folge verzweifelt gegen eine Reihe von Großbränden angekämpft. Besonders schwierig war die Lage am Donnerstag im Parnitha-Gebirge nördlich der Hauptstadt Athen. Laut dem Katastrophenschutzministerium gab es dort am Morgen mehrere Versuche von Brandstiftung. Unter den Anwohnern am Fuß des Gebirges wuchs derweil die Wut auf das Krisenmanagement der griechischen Regierung.
"Im Parnitha-Gebirge befinden sich derzeit die größten Brandherde", erklärte Feuerwehrsprecher Yiannis Artopios im staatlichen Fernsehsender ERT. Dort werde mit großer Anstrengung gegen die Flammen angekämpft. In der Nacht zu Donnerstag habe es zudem in einer Waldschlucht eine "Feuerexplosion" gegeben, welche die Gefahr für die bewohnten Gebiete erneut erhöht habe, sagte Artopios.
Katastrophenschutzminister Vassilis Kikilias erklärte, in dem Gebirge habe es seit dem Morgen zudem mehrere Versuche von Brandstiftern gegeben, neue Brände zu legen. Die Polizei und der griechische Geheimdienst EYP hätten Ermittlungen aufgenommen.
Weiter angespannt war die Lage in der Hafenstadt Alexandroupoli im Norden des Landes an der Grenze zur Türkei. Dort war am Samstag ein Großbrand ausgebrochen, der sich über 15 Kilometer ausgebreitet hatte.
Im Bezirk Böotien im Norden Athens entkam das 1000 Jahre alte Byzantinische Kloster Hosios Loukas am Mittwoch nur knapp einer Zerstörung durch die Flammen.

25.000 Anwohner und ein Krankenhaus evakuiert

Am Dienstag brach unter anderem ein Feuer auf einer Mülldeponie im Gewerbegebiet von Aspropyrgos nahe Athen aus. Infolgedessen musste ein Teil der Umgehungsstraße der Hauptstadt gesperrt werden. Ebenfalls in der Parnitha, nördlich von Athen, entstand ein neuer Brandherd. Später ordnete die Feuerwehr die Evakuierung des nahegelegenen Bezirks Ano Liosia an. Davon betroffen waren mehr als 25.000 Menschen.
"Die Situation ist beispiellos, die Wetterbedingungen sind extrem", sagte Feuerwehrsprecher Giannis Artopios dem Fernsehsender ERT. Innerhalb kürzester Zeit seien die Brände am Dienstag "auf eine gigantische Größe" angewachsen.
In der Region rund um Alexandroupoli wüteten die Brände bereits den vierten Tag in Folge. Am Montagabend musste ein Krankenhaus der Hafenstadt evakuiert werden; nach Angaben der Küstenwache wurden 65 Patienten auf einer Fähre im Hafen in Sicherheit gebracht.
23.08.2023, Griechenland, Kapota: Den fünften Tag in Folge kämpft das Land weiter gegen gewaltige Vegetationsbrände.
23.08.2023, Griechenland, Kapota: Den fünften Tag in Folge kämpft das Land weiter gegen gewaltige Vegetationsbrände.
© Foto: Thanassis Stavrakis/dpa

18 verbrannte Leichen in Hütte entdeckt

Bei den Waldbränden im Nordosten Griechenlands sind anscheinend 18 Migranten in der Nähe der Grenze zur Türkei ums Leben gekommen. Die tragischen Todesfälle wurden am Dienstag in der Gegend nördlich der Hafenstadt Alexandroupoli von einem Sprecher der Feuerwehr bestätigt.
Diese Region wird von Migranten oft als Route für den illegalen Grenzübertritt von der Türkei in die Europäische Union genutzt. Da keine vermissten Einwohner gemeldet wurden, wird nun die Möglichkeit in Betracht gezogen, dass es sich um Personen handelt, die illegal ins Land gekommen sind, erklärte der Feuerwehrsprecher Giannis Artopios in einer Fernsehansprache.
Bereits am Montag wurde in der Region Alexandroupoli ein mutmaßlicher Migrant gefunden, und nördlich von Athen wurde ein Schäfer tot aufgefunden. In den vergangenen Tagen sind somit insgesamt 20 Menschen bei den Waldbränden ums Leben gekommen.

Anschuldigungen gegen Migranten in Onlinenetzwerken

In den Online-Plattformen kursierten derweil nicht verifizierte Spekulationen und Beschuldigungen, die behaupteten, dass Migranten für den Ausbruch der Brände verantwortlich seien. Die Staatsanwaltschaft des Obersten Gerichtshofs Griechenlands gab am Mittwoch den lokalen Behörden die Anweisung, sowohl die Ursachen der Brandkatastrophe als auch möglicherweise rassistisch motivierte Anschuldigungen gegenüber Migranten zu untersuchen.

Fast ganz Griechenland leidet unter Rauchwolke und hohen Feinstaubwerten

Wegen der zahlreichen großen Wald- und Buschbrände in Griechenland hat sich die Luftqualität in den vergangenen Tagen in weiten Teilen des Landes massiv verschlechtert. Einem Bericht der Tageszeitung „Kathimerini“ zufolge sollen zwischenzeitlich bis zu 80 Prozent der Landesfläche von Rauchwolken bedeckt gewesen sein.

Wetteraussichten machen zunächst keine Hoffnung

Innerhalb eines Monats erlebt Griechenland bereits die zweite Welle von Waldbränden. Die Feuerwehr sieht sich aufgrund der starken Winde, zusätzlich zur Hitze und Trockenheit, großen Herausforderungen gegenüber. Zwischen dem 19. und 21. August allein wurden laut dem Nationalen Observatorium in Athen bereits über 40.000 Hektar Land durch die Flammen vernichtet.
Meteorologen prognostizieren weiterhin heißes und trockenes Wetter bis Freitag, was bedeutet, dass die Brandgefahr mindestens bis zum Ende der Woche anhalten wird.

„Schlimmster Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen“

Feuerwehrchef Giorgos Pournaras ist vor laufenden Kameras sichtlich fassungslos. „In 32 Jahren meiner beruflichen Karriere habe ich so etwas noch nie erlebt“, sagte er am Mittwoch angesichts der zahlreichen großen Brandherde, die in vielen Regionen Griechenlands Verwüstung anrichten und längst noch nicht unter Kontrolle sind. Auch Bürgerschutzminister Vassilis Kikilias pflichtete auf einer Pressekonferenz bei: „Es ist der schlimmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen.“

Waldbrände in Griechenland - Was Urlauber jetzt wissen sollten?

Ist es möglich, meine Reise zu stornieren, wenn es im Reiseland zu Bränden kommt? Welche Regelungen gelten für Pauschal- und Individualreisende? Diese Fragen beschäftigen derzeit auch zahlreiche Reisende, die Griechenland besuchen. In diesem Artikel finden Sie Antworten im Zusammenhang mit den Bränden auf den griechischen Ferieninseln Rhodos und Korfu. Dort mussten bereits viele tausende Reisende evakuiert werden.
(mit Material von afp und dpa)