Am Sonntag, 14. Mai 2023, stimmten die Menschen in der Türkei über das Präsidentenamt und ein neues Parlament ab. 100 Jahre nach der Republikgründung steht das Land vor einer richtungsweisenden Entscheidung. Mittlerweile liegt das Endergebnis vor. Hier gibt es alle Infos zur Wahl 2023 in der Türkei:

Hochrechnung, Prognose, Ergebnis - So läuft die Auszählung der Stimmen in der Türkei

Die Wahllokale in der Türkei öffneten am Sonntag um 07.00 Uhr (MESZ) und schlossen um 16.00 Uhr (MESZ). Einen Tag später gibt es nun das Endergebnis der Präsidentschaftswahl Wer liegt vorn - Recep Tayyip Erdogan oder Oppositionsführer Kemal Kilicdaroglu? So sieht das Endergebnis aus:
  • Erdogan: 49,51 Prozent
  • Kilicdaroglu: 44,88 Prozent
  • Ogan: 5,17 Prozent
  • Ince: 0,44 Prozent
Damit rutscht Amtsinhaber Erdogan unter die 50-Prozent-Marke. Als gerade einmal ein Viertel der Stimmen ausgewertet waren, hatte der Präsident noch mit über 54 Prozent vorn gelegen. Somit steht fest: Es gibt es an diesem Sonntag keinen Sieger der Präsidentschaftswahl. Gewinnt nämlich keiner der Kandidaten in der ersten Runde die absolute Mehrheit, kommt es am 28. Mai zu einer Stichwahl. Alle Infos zur Stichwahl gibt es in diesem Extra-Beitrag:

Reaktionen auf das Wahlergebnis

Der türkische Präsident hat sich nach Bekanntwerden vorläufiger Ergebnisse bei der Präsidentschaftswahl bereit für eine Stichwahl gezeigt. „Wir wissen noch nicht, ob die Wahl in der ersten Runde zu Ende sein wird, aber wenn die Menschen uns in eine zweite Runde schicken, werden wir das auch respektieren", sagte Erdogan in der Nacht zu Montag vor Anhängern in Ankara. Erdogan behauptete, er habe eine „klare Führung“ gegenüber seinem Herausforderer Kemal Kilicdaroglu. „Wir respektieren die Wahl und wir werden die nächste Wahl respektieren“, sagte er mit Blick auf eine mögliche Stichwahl in zwei Wochen.
Der türkische Oppositionsführer, Kemal Kilicdaroglu, hat seine Anhänger dazu aufgerufen, bis zum Ende der Auszählung bei den Wahlurnen zu bleiben. „Verlasst die Urnen und die Wahlkommissionen niemals“, sagte er in der Nacht zu Montag in Ankara. „Wir bleiben hier, bis jede Stimme ausgezählt ist.“
Zahlreiche Provinzen, in denen die Opposition traditionell stark sei, seien noch nicht ausgezählt worden, sagte Kilicdaroglu. „An den Urnen, an denen wir einen hohen Stimmanteil haben, blockieren sie das System mit aufeinanderfolgenden Einsprüchen“, sage er zum Vorgehen der islamisch-konservativen Regierungspartei AKP.
In Ankara gebe es etwa bei 300 Wahlurnen Einsprüche, in Istanbul rund 780. „Es gibt Urnen, gegen die elf Mal Einspruch erhoben wurde. Was ihr da blockiert, ist der Wille der Türkei. Mit Einsprüchen könnt ihr nicht verhindern, was kommen wird“, sagte Kilicdaroglu.

Hochrechnung und Ergebnis der Parlamentswahl

Auch im Parlament deutete sich ein knappes Rennen an. Nach Öffnung von 98,8,7 Prozent der Wahlboxen hat die Erdogan-Allianz nach Angaben von Anadolu eine Mehrheit von 49,31 Prozent der Stimmen. Das Bündnis um Kilicdaroglu käme demnach nur auf 35,18 Prozent der Stimmen. Selbst mit der Unterstützung der Allianz um die prokurdische HDP (10,52 Prozent) kämen sie nicht auf eine absolute Mehrheit.

Was und wer wird in der Türkei gewählt?

Die Wähler hatten am 14. Mai zwei Stimmen: Eine für den Präsidenten und eine für das Parlament. Gegen Amtsinhaber Recep Tayyip Erdogan (69) tritt als aussichtsreichster Kandidat Oppositionsführer Kemal Kilicdaroglu (74) für ein Bündnis aus sechs Parteien an. Auf dem Wahlzettel standen noch zwei weitere Namen: Sinan Ogan (55) und Muharrem Ince (59). Letzterer hatte aber am Donnerstag, 11. Mai, seinen Rückzug erklärt. Alle Infos zu den Kandidaten gibt es in diesem Extra-Beitrag:

Wahlen in der Türkei: Schon früh lange Schlangen

In der Türkei hat am Sonntagmorgen die mit Spannung erwartete Präsidentschafts- und Parlamentswahl begonnen. Schon vor der Öffnung der Wahllokale bildeten sich in Istanbul und Ankara teilweise lange Schlangen. Präsident Recep Tayyip Erdogan sagte nach der Stimmabgabe, er hoffe auf ein gutes Wahlergebnis für die Zukunft der Türkei. „Ich hoffe bei Gott, dass das Ergebnis nach Abschluss der Auszählung heute Abend gut für die Zukunft unseres Landes und die türkische Demokratie ist“, sagte der 69-Jährige.
Recep Tayyip Erdogan, Präsident der Türkei und Präsidentschaftskandidat, gibt seinen Stimmzettel in eine Wahlurne in einem Wahllokal in Istanbul.
Recep Tayyip Erdogan, Präsident der Türkei und Präsidentschaftskandidat, gibt seinen Stimmzettel in eine Wahlurne in einem Wahllokal in Istanbul.
© Foto: Umit Bektas/dpa

Kleinere Zwischenfälle bei den Wahlen in der Türkei

Die Parlaments- und Präsidentenwahl in der Türkei läuft nach Einschätzung der Wahlbehörde bislang ohne größere Zwischenfälle. „Bis jetzt verliefen die Wahlen ohne Probleme“, sagte der Chef der Wahlkommission YSK nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu am Sonntag. Er hoffe, dass es dabei bleibe.
Die prokurdische Oppositionspartei HDP bestätigte der Deutschen Presse-Agentur einen Medienbericht, wonach im südosttürkischen Mardin Wahlbeobachter der Schwesterpartei YSP angegriffen wurden. Es sei zum Streit gekommen, nachdem Beobachter mehr als einem Familienmitglied den Zutritt zur Wahlkabine verweigert hätten.
Ein Abgeordneter der CHP teilte ein Video, auf dem zu sehen sein soll, wie im südosttürkischen Sanliurfa reihenweise Wahlzettel für Präsident Recep Tayyip Erdogan gestempelt wurden. Weder ließ sich verifizieren, wann und wo die Aufnahmen gemacht wurden, noch, ob es sich bei den Wahlzetteln um echte handelte.