Am 14. Mai 2023 sind in der Türkei 64 Millionen Menschen zur Wahl aufgerufen. Dann sollen der Präsident und das Parlament gewählt werden. Auch Hunderttausende der insgesamt etwa 1,5 Millionen in Deutschland lebenden Türken werden an der Wahl teilnehmen. Wer will Mitte Mai Präsident der Türkei werden? Wir stellen die Kandidaten vor.

Das sind die Kandidaten der Präsidentschaftswahl in der Türkei 2023

Diese Kandidaten treten bei der Wahl zum Präsidenten an:
  • Kemal Kilicdaroglu (74)
  • Muharrem Ince (58) - Rückzug von der Wahl
  • Recep Tayyip Erdogan (69)
  • Sinan Ogan (55)
Wer sind diese Kandidaten? Hier gibt es weitere Informationen:

Recep Tayyip Erdogan

Die Wahl wird laut der letzten Umfragen kein Selbstläufer für Amtsinhaber Erdogan. Der 69-Jährige ist seit 20 Jahren an der Macht - zunächst als Premierminister und später als Präsident. Er hat in den vergangenen Monaten den Zorn zahlreicher Türken auf sich gezogen. Viele Bürger machen Erdogan für die Wirtschaftskrise und die hohe Inflation verantwortlich. Auch sein Krisenmanagement nach dem Erdbeben wird scharf kritisiert.
Hinzukommen gesundheitliche Probleme, die Erdogan aktuell im Wahlkampf ausbremsen. Am Dienstag musste er krankheitsbedingt mehrere Wahlkampftermine absagen. „Heute werde ich mich auf Anraten unserer Ärzte zuhause ausruhen“, erklärte Erdogan am Mittwoch im Onlinedienst Twitter. Der 69-Jährige leidet eigenen Angaben zufolge an einer Magenverstimmung. Am Dienstag hatte der türkische Präsident ein Live-Interview im Fernsehen abbrechen müssen. Das Programm hatte mit 90 Minuten Verzögerung begonnen und wurde dann nach zehn Minuten mitten in einer Frage durch Werbung unterbrochen.
Laut Umfragen könnte es für den Amtsinhaber bei der Wahl in rund einem Monat sehr knapp werden. Einigen Prognosen zufolge könnte der Kandidat des Oppositionsbündnisses, Kemal Kiliçdaroglu, aus einer Stichwahl als Sieger hervorgehen.

Kemal Kilicdaroglu

CHP-Politiker Kemal Kilicdaroglu zieht als Spitzenkandidat eines Bündnisses aus sechs Parteien in den Wahlkampf. Der Hauptkonkurrent vom Amtsinhaber Erdogan ist schon lange in der Politik. Schon bei den Parlamentswahlen im Jahr 2002 errang Kilicdaroglu einen Sitz in der Nationalversammlung. Danach trat er unter anderem bei der Istanbuler Bürgermeisterwahl an und überlebte zwei Anschläge. Jetzt sorgte der 74-Jährige mit einem Twitter-Video für Aufsehen. In diesem thematisierte er erstmals öffentlich seine Zugehörigkeit zum Alevitentum - und hat so mit einem großen Tabu in der Türkei gebrochen. Es sei an der Zeit, dieses „sehr sensible“ Thema anzusprechen, sagte Kilicdaroglu. Laut Spiegel hatte das Video innerhalb weniger Tage mehr als 30 Millionen Aufrufe. Die Aleviten, die einigen Regeln und Riten des Islam nicht folgen, sind in der Vergangenheit in der Türkei Opfer von Diskriminierung und Massakern geworden. Strengen Sunniten gelten sie nach wie vor als Ketzer.

Muharrem Ince

Muharrem Ince will nicht der Sündenbock sein, wenn Recep Tayyip Erdogan an der Macht bleibt. Und deshalb hat der säkular-nationalistische Präsidentschaftskandidat am Donnerstag, 11. mai 2023, - gerade einmal drei Tage vor den Wahlen in der Türkei - das Handtuch geworfen. Bei einer Niederlage der Opposition würde sie ihm „alle Schuld“ geben, begründet der 59-Jährige seinen Rückzug. Er wolle aber nicht, dass das vom stärksten Erdogan-Rivalen Kemal Kilicdaroglu angeführte Oppositionsbündnis "eine Ausrede" habe.
Tatsächlich hat Inces spektaktulär kurzfristiger Ausstieg das Potenzial, das Wahlrennen auf der Schlussstrecke entscheidend zugunsten der Opposition zu beeinflussen. Ince, Gründer der Partei Memleket (Vaterland) und dezidierter Erdogan-Widersacher, wäre selber bei der Wahl völlig chancenlos gewesen. Doch da das Rennen zwischen Erdogan und Kilicdaroglu knapp werden könnte, hätte Ince dem Kandidaten eines Sechs-Parteien-Bündnisses möglicherweise entscheidende Stimmen abgenommen.

Sinan Ogan

Sinan Ogan ist Kandidat eines Rechtsaußenbündnisses und ehemaliges Mitglied der ultranationalistischen Partei MHP. Er gilt als Außenseiter bei der Wahl am 14. Mai.

Wieviele Stimmen braucht der Sieger der Wahl?

Im ersten Wahlgang muss ein Kandidat bei der türkischen Präsidentschaftswahl am 14. Mai mehr als 50 Prozent der Stimmen auf sich vereinen. Geschieht das nicht, gibt es ein Duell zwischen den beiden stärksten Kandidaten zwei Wochen nach dem ersten Wahltermin.