Recep Tayyip Erdogan ist der aktuell amtierende Präsident der Türkei. Sowohl im In- als auch im Ausland ist er eine umstrittene Figur. Während die einen seine konservative Haltung teilen, kritisieren andere seinen zunehmend autoritären Führungsstil. Am 14.05.2023 fanden in der Türkei wieder Parlaments- und Präsidentschaftswahlen statt. Weder Erdogan noch seinem Herausforderer Kemal Kilicdaroglu gelang es, die zu einem Wahlsieg notwendige absolute Mehrheit von 50 Prozent zu erreichen. Die beiden Konkurrenten werden nun am 28. Mai in einer Stichwahl gegeneinander antreten.
Doch wie begann die politische Karriere des amtierenden Präsidenten Erdogan überhaupt? Wie ist er privat? Hat er Frau und Kinder? Wir stellen euch den Politiker im Porträt vor.
Recep Tayyip Erdogan: Alter, Geburtsort, Ehefrau
- Name: Recep Tayyip Erdogan
- Geburtstag: 26. Februar 1954
- Geburtsort: Istanbul, Türkei
- Wohnort: Istanbul
- Größe: 1,85 m
- Beruf: Politiker
- Ehefrau: Emine Erdogan (verheiratet seit 4. Juli 1978)
- Kinder: zwei Söhne (Ahmet Burak und Necmeddin Bilal) und zwei Töchter (Esra und Sümeyye)
- Mutter: Tenzile Erdogan
- Vater: Ahmet Erdogan
- Geschwister: drei Brüder und eine Schwester
- Vermögen: Geschätzt 6,3 Millionen Euro (laut focus.de)
Erdogan privat: Familie und Leben
Erdoğan ist der Sohn von Ahmet und Tenzile Erdoğan. Er entstammt nach eigener Aussage einer aus Batumi immigrierten georgischen Familie aus Rize im Nordosten der Türkei. Die Familie ließ sich im Großraum Istanbul nieder. Der Vater war Seemann und arbeitete als Küstenschiffer und auch bei der türkischen Küstenwache. Seinen Sohn benannte er nach seinem Geburtsmonat Recep, dem siebten Monat des islamischen Kalenders. Sein zweiter Name wurde Tayyip, der Name des Großvaters.
Erdoğan wurde im alten Istanbuler Hafenviertel Kasımpaşa (Stadtteil Beyoğlu) geboren. Er wuchs mit drei Brüdern, einer Schwester und seinem Cousin Danny „Talât“ Torosoğlu dort und in Rize auf.
Erdoğan heiratete am 4. Juli 1978 Emine Erdoğan, das Paar hat zwei Söhne, Ahmet Burak und Necmeddin Bilal, und zwei Töchter, Esra und Sümeyye. Die Töchter haben in den USA studiert.
Die politische Karriere von Recep Tayyip Erdogan
Nach der Grundschule wurde Erdogan von seinem Vater auf eine Religionsschule geschickt. Er galt als eifriger Koranschüler und schloss die Ausbildung mit einem Fachabitur für Imame ab. Neben seiner Begeisterung für den Koran entdeckte er in dieser Zeit jedoch auch sein Redetalent: Die politische Karriere von Recep Tayyip Erdogan nahm ihren Lauf.
Sein erstes politisches Amt war die Position eines Vorstands in der Nachfolgepartei der „Nationalen Heilspartei“ (MSP), welche der religiös-konservativen Rechten zugeordnet wird. 1994 wurde er zum Oberbürgermeister von Istanbul gewählt. Das türkische Verfassungsgericht verbot 1998 die damalige Partei Erdogans, da ihr Sympathien zum Dschihad und zur Einführung der Scharia vorgeworfen wurden. Erdogan wurde damals wegen „Aufstachlung der Bevölkerung zu Hass und Feindschaft“ zu einer zehnmonatigen Haftstrafe verurteilt. Allerdings wurde er nach Eintritt in die Haft 1999 nach vier Monaten wieder entlassen.
Im Jahr 2001 gründete er mit anderen ehemaligen Mitgliedern einer weiteren Nachfolgepartei der MSP die „Partei für Gerechtigkeit und Aufschwung“ (AKP). Mit der AKP gelang es Erdogan, hohe politische Ämter zu übernehmen. Im Jahr 2003 wurde er zum Ministerpräsidenten, 2014 wechselte er in das Amt des Staatspräsidenten, welches er seitdem innehat.
Ein autoritärer Herrscher: Die politischen Positionen Erdogans
Mit seinem Eintritt in das Amt des Präsidenten der Türkei begannen Erdogans Bemühungen, die Kompetenzen dieses Amtes auszuweiten. Ein wichtiger Schritt war hier die Volksabstimmung zur Verfassungsänderung von 2017. Bei dieser Verfassungsänderung ging es vor allem darum, dem Präsidenten mehr Exekutivbefugnisse und einen stärkeren Einfluss auf die Justiz zuzugestehen. Diese Verfassungsänderung bedeutete auch die Änderung der Regierungsform der Türkei von einem Parlamentarischen Regierungssystem hin zu einem Präsidialsystem. Nach offiziellen Angaben stimmten 51 Prozent der Bürgerinnen und Bürger der Türkei für die Änderung – ein Ergebnis, welches von der Opposition angezweifelt wurde. Der Vorwurf des Wahlbetrugs stand im Raum, Neuwahlen wurden nicht durchgeführt.
Einschränkung der Presse- und Meinungsfreiheit
Seit mittlerweile über zehn Jahren wird von der zunehmenden Einschränkung der Pressefreiheit in der Türkei unter Präsident Erdogan berichtet. Die Organisation Reporter ohne Grenzen führte Erdogan auf ihrer Liste der „Feinde der Pressefreiheit 2016“ und berichtete damals die Türkei gehöre zu einem der Länder mit den meisten inhaftierten Journalisten weltweit.
Völkermord an den Armeniern
Nach Ansicht von Erdogan habe es keinen Völkermord an den Armeniern gegeben. Er verneint, dass die Massaker ab 1915 wirklich geschehen seien und ließ im Jahr 2011 sogar ein Denkmal abreißen, welches zur Versöhnung zwischen der Türkei und Armenien aufrufen sollte.
Schwangerschaftsabbruch und Frauenbild
Im Jahr 2014 sprach sich Erdogan öffentlich gegen eine vollständige Gleichstellung von Mann und Frau aus. 2016 argumentierte in einer im Fernsehen übertragenen Rede, Verhütung würde dem „Werk Gottes“ im Wege stehen und „keine muslimische Familie sollte so etwas tun“. 2021 trat die Türkei durch ein Dekret von Erdogan aus dem im Jahr 2014 in Istanbul beschlossenem Übereinkommen des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt aus. Die Begründung war, dass das Dekret der Einheit der Familie schaden und Scheidungen fördern würde.
Erdogan nach der Wahl: Bereit für Stichwahl in der Türkei
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat sich nach Bekanntwerden vorläufiger Ergebnisse bei der Präsidentschaftswahl bereit für eine Stichwahl gezeigt. „Wir wissen noch nicht, ob die Wahl in der ersten Runde zu Ende sein wird, aber wenn die Menschen uns in eine zweite Runde schicken, werden wir das auch respektieren“, sagte Erdogan in der Nacht zu Montag vor Anhängern in Ankara.
Stunden nach Schließung der Wahllokale zeichnete sich bei der Präsidentschaftswahl in der Türkei noch kein klares Ergebnis ab. Während staatliche Medien den amtierenden Präsidenten vorne sahen, reklamierte die Opposition mit ihrem Spitzenkandidaten Kilicdaroglu die Führung für sich. Die Zählung der Stimmen dauerte am Montag noch an.
Erdogan behauptete, er habe eine „klare Führung“ gegenüber seinem Herausforderer Kemal Kilicdaroglu. „Wir respektieren die Wahl und wir werden die nächste Wahl respektieren“, sagte er mit Blick auf eine mögliche Stichwahl in zwei Wochen.
Anadolu meldete am späten Sonntagabend mit Verweis auf fast 90 Prozent ausgezählte Stimmen einen Anteil von knapp unter 50 Prozent für Erdogan - für den Staatspräsidenten lag der Anteil demnach bei 49,94 Prozent, für Kilicdaroglu bei 44,3 Prozent.
Präsident wird, wer im ersten Wahlgang mehr als 50 Prozent der Stimmen bekommt. Schafft dies keiner der Kandidaten, treten die zwei Erstplatzierten in zwei Wochen in einer Stichwahl gegeneinander an.
Verwirrung über Gesundheitszustand von Erdogan
Zuletzt hatten Gerüchte um einen Krankenhausaufenthalt aufgrund eines Herzinfarktes von Erdogan auf sozialen Medien für Diskussionen über den Gesundheitszustand von Erdogan gesorgt. Dies wurde allerdings von einem Sprecher dementiert.
Bereits vor den Gerüchten hatte Erdogan krankheitsbedingt wichtige Wahlkampftermine abgesagt. Wie etwa die Einweihung des ersten Atomkraftwerks des Landes.
Auch ein Live-Interview im Fernsehen hatte Erdogan abbrechen müssen: Das Programm hatte mit 90 Minuten Verzögerung begonnen und wurde dann nach zehn Minuten mitten in einer Frage durch Werbung unterbrochen. Etwa eine Viertelstunde später kehrte Erdogan zurück und entschuldigte sich. "Gestern und heute waren harte Arbeit. Deswegen habe ich eine Magen-Darm-Grippe bekommen", sagte er. Der Politiker sah bleich aus und beendete das Interview wenig später.