Angesichts beständig sinkender Corona-Zahlen lockert Bayern die Corona-Schutzmaßnahmen weiter: Nach den bayerischen Grundschülern müssen auch Kinder und Jugendliche an weiterführenden Schulen am Sitzplatz keine Maske mehr tragen. Es gibt dafür lediglich eine Bedingung: Die regionale Sieben-Tage-Inzidenz muss unter 25 liegen - was nahezu flächendeckend der Fall ist. Das Kabinett beschloss die Lockerung am Dienstag in München, wie Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sagte. Es solle dabei empfohlen werden, dreimal statt zweimal pro Woche einen Corona-Test zu machen.
Vergangene Woche hatte das Kabinett bereits die Maskenpflicht im Unterricht an Grundschulen ausgesetzt. Die Freien Wähler forderten schon länger eine Aufhebung der Maskenpflicht an allen Schulen.

Corona Bayern: Mehr Zuschauer bei Kultur- und Sportevents

Auch die Regeln für Kultur- und Sportveranstaltungen werden weiter gelockert. Unter Einhaltung entsprechender Hygienekonzepte sind im Freien statt bisher 500 künftig bis zu 1500 Zuschauer erlaubt, davon bis zu 200 auf Stehplätzen mit Mindestabstand. In Hallen und Theatern sind weiterhin so viele Zuschauer erlaubt, wie bei Einhaltung von jeweils mindestens 1,5 Metern Abstand möglich sind, höchstens aber 1000. Die Regelungen gelten auch für Tagungen und Kongresse.
Vor allem die Amateur-Fußballvereine hatten den Öffnungsschritt lange ersehnt und eingefordert. Der FC Schweinfurt hatte sogar versucht, sich für ein Relegationsspiel eine höhere Zuschauerzahl zu erklagen.

Gastro Bayern: Sperrstunde auf 1 Uhr verlängert

Die Sperrstunde in der Gastronomie wird laut Kabinettsbeschluss von Mitternacht auf 1.00 Uhr verlängert. Es werde aber in diesem Jahr „keine Volksfeste“ geben, sagte Söder, „auch kleinere nicht“.
Den Corona-Schutz an Schulen will das Kabinett mit Luftreinigern verstärken: Bis zum Herbst soll es in allen bayerischen Klassenzimmern solche Geräte geben. Das Kabinett beschloss, dass der Freistaat den Kommunen dafür 50 Prozent der Anschaffungskosten erstatten wird. Der Ausbau sei eine Gemeinschaftsausgabe, sagte Söder. Derzeit gebe es rund 14.000 Schulkassen, die mit Filteranlagen ausgebaut seien, in Kitas seien es rund 1000. „Wir möchten, dass das ausgebaut wird.“ Im Freistaat lernen rund 1,65 Millionen Schülerinnen und Schüler in etwa 75.000 Klassen an knapp 6200 Schulen.

Delta-Variante: Söder mahnt zu Vorsicht und Klugheit

Söder sprach insgesamt von einer guten Entwicklung der Corona-Lage. Die Delta-Variante erfordere aber Vorsicht und Klugheit im Umgang. Man wolle Lebensfreude nicht dämpfen, aber vorsichtig sein, betonte er.

Ab Juli regelt Bayern wieder selbst Vorgaben für Hochinzidenzgebiete

Nach dem Wegfall der Bundesnotbremse ab dem 1. Juli hat Bayern die Corona-Regeln für Regionen mit einer Inzidenz über 100 binnen sieben Tagen neu geregelt. Es werde keine Übernahme der bisherigen Bundesregel in Landesrecht geben, aber es gelten weiter Vorsichtsmaßnahmen, Söder. Der Ministerrat beschloss demnach, dass in Bayern bei Inzidenzen oberhalb von 100 künftig die gleichen Regeln gelten, die bisher bereits für Regionen mit einer Inzidenz oberhalb von 50 vorgeschrieben waren.
Dazu zählen unter anderem die Kontaktbeschränkung auf den eigenen Hausstand und maximal zwei weitere Hausstände, Veranstaltungen dürfen innen nur noch mit maximal 25 Personen und außen 50 Personen durchgeführt werden, für Gastronomie, Beherbergungswesen, Sport und Kultur gelten wieder Testnachweispflichten. Sollte eine Inzidenz von mehr als 100 eintreten, „sind die Kommunen verpflichtet, weitergehende, intensive Maßnahmen zu machen nach der jeweiligen Rücksprache mit dem Gesundheitsministerium, betonte Söder.
Die sogenannte Bundesnotbremse hatte in den vergangenen Monaten bundesweit die gleichen Regeln für Regionen mit mehr als 100 Ansteckungen pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche vorgegeben. Innerhalb der Koalition hatte es immer wieder Streit um die Regelung gegeben, die Freien Wähler lehnten sie ab, weil sie Befugnisse des Landes gefährdet sahen und auch einzelne Regeln ablehnten.