Die Insel San Biagio im Gardasee ist wegen des niedrigen Wasserstandes in diesem Jahr zu Fuß zu erreichen und in Spanien trocknet das Feuchtgebiet Donona aus. Eine aktuelle Studie hat nun aufgezeigt, dass große Seen global in den letzten Jahrzehnten allgemein mit Wasserverlusten zu kämpfen haben. Menschliche Aktivitäten und der Klimawandel hätten zu einem signifikanten Rückgang des Wasservolumens in mehr als der Hälfte der natürlichen Seen und Stauseen geführt. Die Ergebnisse der Untersuchung von Yao et al. betonen die Notwendigkeit einer verbesserten Wasserbewirtschaftung zum Schutz der wichtigen Ökosystemleistungen dieser Gewässer.
Wasserverlust in Seen: Durchschnittlich etwa 22 Gigatonnen pro Jahr
Satellitenbeobachtungen, Klimamodelle und hydrologische Modelle dienten als Grundlage für die umfassende Studie, die insgesamt 1972 der größten Seen weltweit analysierte. Das Ergebnis: Zwischen 1992 und 2020 habe die Menge des gespeicherten Wassers von 53 Prozent dieser Gewässer signifikant abgenommen. Der jährliche Wasserverlust von 22 Gigatonnen entspricht laut den Forschenden dem gesamten Wasserverbrauch der USA im Jahr 2015. Besonders betroffen seien natürliche Seen, deren Volumenverlust größtenteils auf die Klimaerwärmung, die zunehmende Verdunstung und den menschlichen Wasserverbrauch zurückzuführen ist.
Millionen Menschen von austrocknenden Seen betroffen
Die Menschen sind von Süßwasserseen abhängig. Zum einen für die private, aber auch wirtschaftliche Wasserversorgung. Zum anderen sichern große Seen auch die Nahrungsversorgung, bieten wertvolle Lebensräume für Wasservögel und sind wichtige Bestandteile des Schadstoff- und Nährstoffkreislaufs. Darüber hinaus dienen sie als Erholungsorte. Die Studie betont deshalb die dringende Notwendigkeit, die Auswirkungen des Klimawandels und der Sedimentation in die nachhaltige Bewirtschaftung der Wasserressourcen einzubeziehen. Eine effektive Wasserbewirtschaftung sei entscheidend, um die Ökosystemleistungen der Seen zu schützen und gleichzeitig die Bedürfnisse einer wachsenden Weltbevölkerung zu erfüllen.
Warum trocknen die Seen aus?
Der Studie nach seien viele Auswirkungen des menschlichen Handelns und des Klimawandels auf den Wasserverlust in Seen unbekannt gewesen. Die Forscherinnen und Forscher stellen nun fest, dass der Klimawandel und ein erhöhter menschlicher Wasserverbrauch einen erheblichen Anteil am Wasserrückgang in natürlichen Seen haben. Diese Faktoren, insbesondere eine verstärkte Verdunstung aufgrund des Klimawandels, hätten den weltweiten Rückgang des natürlichen Seevolumens in etwa hundert großen Seen maßgeblich beeinflusst, so Yao.
Im Gegensatz dazu sei der Rückgang der Wassermenge in Stauseen häufig durch die Sedimentation bedingt. Beim Aufstauen von Wasser aus Flüssen in den Reservoirs sammeln sich Sand, Schlamm und Steine, die mit dem Fluss transportiert werden, an. Dadurch werden die Wasserbecken mit der Zeit kleiner. Das Fachteam berichtet, dass in älteren Stauseen, die vor 1992 gefüllt wurden, die Sedimentation einen größeren Einfluss auf die Wasserfüllmenge hatte als beispielsweise Dürren oder intensive Regenfälle.
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