Doñana, eines der wichtigsten Naturschutzgebiete Europas, befindet sich in Südspanien und ist von einer starken Austrocknung betroffen. Ein Hauptfaktor dafür ist der hohe Wasserverbrauch für die benachbarten Erdbeerfelder. Diese Erdbeeren werden zu einem großen Teil exportiert, unter anderem auch nach Deutschland.
Expertenwarnungen: Die negativen Folgen der Austrocknung von Doñana
Das Gebiet dient als wichtiges Winterquartier für Zugvögel und beherbergt eine Vielzahl seltener Tierarten. Darüber hinaus sind gefährdete Wasserlebewesen betroffen. Die zunehmende Trockenheit führt dazu, dass die Lagunen, die normalerweise im Frühjahr vorhanden sein sollten, fast vollständig ausgetrocknet sind. Dies hat zur Folge, dass Tiere und Pflanzen sterben und ihre Lebensräume unwiederbringlich verloren gehen. Stattdessen entsteht eine Busch- und Steppenlandschaft.
Spanische Kommunalwahlen: Kontroverse um Legalisierung illegaler Anbauflächen in Doñana
Die in Andalusien regierende konservative Volkspartei (PP) hat ein Gesetz vorgeschlagen, das die Legalisierung illegaler Anbauflächen zum Ziel hat. Diese Maßnahme hat jedoch zu Spannungen mit der EU-Kommission und der linken Zentralregierung geführt. Die EU-Kommission droht Spanien mit hohen Strafzahlungen aufgrund des Verstoßes gegen Umweltgesetze. Die Zentralregierung wirft der PP Verantwortungslosigkeit vor und plant eine Verfassungsklage. Der Streit hat sogar dazu geführt, dass EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen den Umweltkommissar Virginijus Sinkevicius gegen die Vorwürfe der PP verteidigen musste.
Naturschutz vs. Landwirtschaft: Der Konflikt um Anbauflächen und Wasserressourcen
Ansässige Bauern argumentieren, dass die Anbauflächen erst dann erweitert werden sollten, wenn die Zentralregierung ihre lang versprochenen Infrastrukturprojekte zur Zuleitung von Oberflächenwasser realisiert hat. Sie behaupten, kein zusätzliches Grundwasser zu entnehmen. Allerdings gibt es Experten wie Juanjo Camaro von der Umweltstiftung WWF, die betonen, dass es nicht genügend Wasser für die vielen Erdbeerfelder gibt - weder Grund- noch Oberflächenwasser. Letzteres ist auch nicht dazu bestimmt, die illegal gebohrten Tiefbrunnen zu ersetzen. Der Grundwasserspiegel ist bereits um fünf bis sechs Meter abgesunken.
Hoher Wasserverbrauch und Export: Die Belastung für Doñana durch den Beerenanbau
Ein weiterer Aspekt ist der enorme Wasserverbrauch für den Anbau von Erdbeeren, Blau- und Himbeeren in der Region um Doñana. Etwa 80 Prozent der Früchte werden exportiert, einschließlich nach Deutschland. Pro Hektar und Jahr werden rund 4.500 Kubikmeter Wasser für die Beerenplantagen benötigt. Die Brunnen, die für die Bewässerung genutzt werden, sind bis zu 60 Meter tief und entziehen dem Nationalpark eine große Menge Wasser.
Übernutzung der Wasserressourcen: Die Bedrohung für Doñana durch illegale Brunnen
Bauern der Region haben in den letzten Jahren illegal Brunnen gebohrt und neue Anbauflächen geschaffen. Dies hat zu einer Übernutzung der Wasserressourcen geführt und stellt eine ernsthafte Bedrohung für Doñana dar. Es gibt jedoch Uneinigkeit darüber, wer die Verantwortung trägt. Einige Bauern behaupten, dass die Zentralregierung ihre Versprechen hinsichtlich der Infrastruktur nicht eingehalten hat und daher die illegalen Brunnen als notwendige Maßnahme betrachten. Andere sind besorgt über den Ruf der Erdbeeren aus Doñana und sehen das Legalisierungsgesetz als politisches Manöver im Vorfeld der Kommunalwahlen an.
Naturschutz und Landwirtschaft in Einklang bringen
Experten und Umweltschützer betonen die Notwendigkeit, ein Gleichgewicht zwischen Naturschutz und Landwirtschaft zu finden. Sie argumentieren, dass nur eine begrenzte Anzahl von bewässerten Anbauflächen erlaubt sein sollte, um genügend Wasser für Doñana zu erhalten. Das langfristige Überleben des Naturschutzgebiets hängt von der Erhaltung der Wasserressourcen und der Umsetzung nachhaltiger Anbaupraktiken ab.
Dürre und Klimawandel: Die wachsende Herausforderung für Doñana
Die Situation wird durch die anhaltende Dürre und den Klimawandel verschärft. Wissenschaftler warnen seit langem vor den Auswirkungen des Klimawandels auf Wetterextreme, und nun zeigt sich die Situation im Frühjahr bereits so schlimm wie normalerweise erst im Hochsommer. Dies lässt befürchten, dass der kommende Sommer noch schlimmere Auswirkungen haben wird.
Nach einem bereits sehr heißen und regenarmen Jahr 2022 erlebt Spanien aktuell den trockensten Jahresbeginn seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1961. Nach Angaben des spanischen Wetterdienstes fiel in den ersten vier Monaten des Jahres weniger als die Hälfte der üblichen Regenmenge.
Die ungewisse Zukunft von Doñana: Klimawandel, Wasserknappheit und ökologische Herausforderungen
Trotz der aktuellen politischen und ökologischen Herausforderungen bleibt die langfristige Zukunft von Doñana ungewiss. Der Klimawandel und die zunehmende Wasserknappheit könnten dazu führen, dass der Anbau von Erdbeeren und anderen Früchten in der Region irgendwann nicht mehr möglich ist. Es besteht die Sorge, dass sich das Ökosystem von Doñana dramatisch verändern wird, wenn sich die Umweltbedingungen weiter verschlechtern.
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(mit Material von dpa)