- Die Zahl der Unwettertoten in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen hat sich bis zum Freitagnachmittag auf mindestens 105 Menschen erhöht
- In Rheinland-Pfalz kamen nach offiziellen Angaben mindestens 63 Menschen ums Leben
- In Nordrhein-Westfalen starben bei der Flutkatastrophe mindestens 43 Menschen
- Besonders hart getroffen wurde der Kreis Ahrweiler.
Die Naturkatastrophe im Westen Deutschlands nimmt immer größere Ausmaße an. Am Freitagmittag wurde bekannt: Das Verteidigungsministerium hat wegen der Unwetterkatastrophe im Westen Deutschlands einen militärischen Katastrophenalarm ausgelöst. Ministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) habe die Entscheidung getroffen, sagte ein Sprecher des Ministeriums am Freitag in Berlin.
In NRW und Rheinland-Pfalz wurden noch viele Menschen vermisst, ihre genaue Zahl war unklar. NRW und Rheinland-Pfalz sind weiter im Ausnahmezustand.
Bundeswehr hilft bei Bewältigung der Flutkatastrophe
Rund 900 Soldatinnen und Soldaten helfen derzeit bei der Bewältigung der Katastrophe. Die Rettung von Menschenleben stehe dabei im Vordergrund, die Bundeswehr unterstütze aber auch mit „helfenden Händen“ und Material, teilte die Streitkräftebasis am Freitag in Bonn mit.
„Das bedeutet, dass die Entscheidungsinstanzen weit nach vorn, nämlich genau dorthin verrückt werden, wo sie gebraucht werden. Als Beispiel kann jetzt eine Verbandsführerin vor Ort entscheiden, ob der Bergepanzer, ob der militärische Lkw, ob das Stromaggregat bereitgestellt wird, wenn es denn verfügbar wird“, sagte der Offizier. „Ich denke, bei solchen Lagen ist Dezentralität ganz wichtig und auch für den Erfolg der Maßnahmen ganz ausschlaggebend.“
Die Bilder aus dem Katastrophengebiet erfüllten mit Bestürzung. Der Sprecher sagte: „Die Bundeswehr steht natürlich an der Seite der anderen Helfer, ob das THW, Feuerwehr, Polizei und andere sind.“ Es werde nun dafür gesorgt, bundesweit verfügbares Material für die Hilfe vor Ort zur Verfügung zu stellen. Bundesweit seien alle Kräfte angewiesen, nötiges Großgerät verfügbar zu machen.
Militärischer Katastrophenalarm: Einsatz mit Booten und Panzern
Eingesetzt werden derzeit etwa Hubschrauber, Räumpanzer, Krankenwagen, Boote, Truppentransport-Panzer und eine Fähre. Auch aus anderen Bundesländern kamen am Freitag Einsatzkräfte zur Unterstützung.
Katastrophenalarm: Dramatische Lage in Hochwasser-Gebieten
Die Bundesregierung wollte den Ablauf der Katastrophenhilfe, bei der die Bundesländer und Landkreise die Führung haben, nicht bewerten. Angesichts der dramatischen Lage in den überfluteten Gebieten sei jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, um über mögliche Änderungen der Kompetenzen für die Katastrophenhilfe zu sprechen, sagte die stellvertretende Regierungssprecherin Martina Fietz. Sie fügte hinzu: „Welche Schlüsse möglicherweise irgendwann aus den aktuellen Ereignissen zu ziehen sind, wird sich zeigen.“ Jetzt gehe es erst einmal darum, die Sicherheit der Menschen zu gewährleisten. Der Bund hat im Katastrophenschutz in Friedenszeiten keine unmittelbaren Zuständigkeiten, kann aber auf Anforderung der Länder mit Einsatzkräften und Material helfen.
Berchtesgadener Land ruft Katastrophenfall aus
Der Landkreis Berchtesgadener Land rief am Samstagabend den Katastrophenfall aus, wie das Landratsamt mitteilt. Der Pegel der Berchtesgadener Ache hatte am Samstagabend den historischen Höchststand von 3,15 Meter erreicht. In dem Landkreis wurden nach Angaben der Sprecherin mehrere Straßen und Keller überflutet. Mehrere Menschen wurden vor den Fluten in Sicherheit gebracht und von Einsatzkräften betreut.
Überschwemmungen in NRW: Lage aktuell dramatisch
In Erftstadt-Blessem südwestlich von Köln führten gewaltige Erdrutsche am Freitag zu einer dramatischen Lage. Es bildeten sich Krater im Erdreich. Nach jüngstem Stand stürzten drei Wohnhäuser und ein Teil der historischen Burg ein. Der Verwaltung des betroffenen Rhein-Erft-Kreises ist bislang ein Todesopfer aus Erftstadt bekannt, berichtete eine Sprecherin am Nachmittag. Es sei aber zu befürchten, dass es noch weitere Opfer gebe.
Steinbachtalsperre: Drohne findet keine kritischen Risse in Talsperre
Die Lage an der Steinbachtalsperre ist nach Auskunft des Kreises Euskirchen stabil, „aber nicht unkritisch“. Bei der Überprüfung des Dammes mit einer Drohne seien keine kritischen Risse gefunden worden, so eine Kreissprecherin. Nach wie vor sei das Grundabflussrohr der Talsperre verstopft. Um Druck aus der Anlage zu nehmen, werde weiterhin das Wasser mit Hochleistungspumpen aus der Talsperre geholt.