Es ist eine der meistdiskutierten Fragen vor dem Corona-Gipfel: Soll der Präsenzunterricht an Grundschulen ab dem 11. Januar wieder eingeführt werden?
Besonders Baden-Württembergs Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) setzt sich dafür ein. Sie möchte auch Kitas ab kommender Woche wieder öffnen. Diesen Beschluss sollten Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten bei ihrer Konferenz an diesem Dienstag fällen, forderte Eisenmann.
Eisenmann: Lernerfolg in der Schule „ist am größten“
Die Schulen im Südwesten seien bisher keine besonderen Pandemietreiber gewesen, argumentierte ihr Ministerium. Mitte Dezember seien 7 von rund 4500 Schulen wegen der Pandemie komplett geschlossen gewesen, 813 von etwa 67.500 Klassen befanden.
Eisenmann betonte, im Unterricht in der Schule sei der Lernerfolg am größten. „Wir müssen in dieser Krise auf Virologen genauso wie auf Kinderärzte und Kinderpsychologen hören. Und die sagen uns, dass die Langzeitfolgen für Kinder durch geschlossene Schulen enorm sind.“
Kritiker finden Eisenmann-Vorstoß unverantwortlich
Eisenmann erntet für ihren Vorstoß massive Kritik. „Das Kultusministerium steht immer noch auf dem Standpunkt, dass an den Schulen so gut wie keine Infektionen passieren, weil Kinder unter 14 Jahren kaum ansteckend seien“, sagte Michael Mittelstaedt vom Landeselternbeirat Das hätte sich inzwischen aber als „Wunschdenken“ erwiesen. „Da fliegt jedem das Dach weg, der nur im Entferntesten mit Medizin oder Bildung zu tun hat“, sagte SPD-Landeschef Andreas Stoch. Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach schrieb auf Twitter, die Pläne Eisenmanns bedeuteten „Augen zu und durch. Damit wird in BW der Lockdown wenig bringen.“
Soll der Präsenzunterricht wieder starten? Das sagen swp.de-Nutzer
In einer Umfrage von swp.de hat sich die Mehrheit der Nutzer den Kritikern angeschlossen. Die Folgen einer schnellen Wiedereinführung des Präsenzunterrichts „wären fatal“, meinten 61,32 % der Teilnehmer. Die verbliebenen 38,68 % sind der Meinung, dass Eisenmann mit ihrer Forderung richtig liegt. Insgesamt haben knapp 3000 User abgestimmt.
Das sind die aktuellen Corona-Zahlen am 4. Januar 2021:
Zwischen den Jahren - Während der Feiertage über Weihnachten und Neujahr sowie am Wochenende - wird laut RKI unterschiedlich viel getestet und übermittelt, daher sind die Zahlen meist niedriger. Doch wie hoch sind die Corona-Zahlen in Deutschland heute, am Montag, 4.1.21?
- Neuinfektionen: Wie das RKI berichtet, wurden binnen 24 Stunden mindestens 9847 Neuinfektionen mit dem Coronavirus in Deutschland registriert. Zum Vergleich: Am Sonnag waren mehr als 10.000 Neuinfektionen gemeldet worden. Am Sonntag der vergangenen Woche, dem 27.12.20, waren mehr als 13.700 neue Corona-Fälle binnen eines Tages von den Gesundheitsämtern registriert und übermittelt worden. Eine Interpretation der Daten bleibt weiter schwierig, weil um Weihnachten und den Jahreswechsel Corona-Fälle laut RKI verzögert entdeckt, erfasst und übermittelt wurden. Bei den binnen 24 Stunden registrierten Neuinfektionen war mit 33.777 am 18. Dezember der höchste Wert gemeldet worden.
- „Zeit Online“ berichtet, dass es heute 10.687 neue Infizierte gibt. Die Zahlen von Zeit Online basieren auf den direkten Angaben aus den Landkreisen. Sie sind weniger als die Statistiken des Robert Koch-Instituts von verzögerten Meldeketten betroffen und können deshalb abweichen.
- Infektionen der letzten sieben Tage: Nach Angaben von „Zeit Online“ haben sich in den letzten sieben Tagen 124.738 Menschen mit dem Virus angesteckt.
- Infizierte: Insgesamt wurden, wie das RKI berichtet, seit Beginn der Pandemie in Deutschland 1.775.513 positive Fälle registriert.
- Tote: Die Gesamtzahl der Menschen, die mit oder an einer Corona-Infektion gestorben sind, beträgt heute deutschlandweit 34.574 Personen. Das sind 302 Tote mehr als am Tag zuvor. „Zeit Online“ zufolge gab es 357 neue Todesfälle zu verzeichnen. Bei den Todesfällen war am Mittwoch, 30.12.20, ein neuer Höchststand mit 1129 Toten binnen eines Tages registriert worden.
- Genesene: Seit Beginn der Corona-Krise haben sich laut RKI wieder 1.401.200 Menschen von der Erkrankung erholt.
- R-Wert: Das RKI gibt in seinem aktuellen Lagebericht ein so genanntes Sieben-Tage-R an. Dieser Wert bezieht sich auf einen längeren Zeitraum und unterliegt daher weniger tagesaktuellen Schwankungen. Dieser Wert wurde mit 0,91 (Vortag: 0,95) angeben. Der Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen vor 8 bis 16 Tagen ab. Liegt der Wert für längere Zeit unter 1, flaut das Infektionsgeschehen ab. Das RKI verweist in seinem Bericht am Samstag aber darauf hin, dass während der Feiertage Covid-Fälle nur verzögert angezeigt, erfasst und übermittelt werden, „so dass der R-Wert zudem ggf. unterschätzt wird“.
- 7-Tage-Inzidenz: Die zur Lagebeurteilung und für Beschlüsse rund um den Lockdown maßgebliche 7-Tage-Inzidenz ist weiter deutschlandweit sehr hoch. Der Wert beziffert die Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen und liegt aktuell bei 139,4. Gestern war ein Wert von 139,6 gemeldet worden. Ihr bisheriger Höchststand war am Dienstag, 22.12., mit 197,6 erreicht worden.