Durch die Drosselung der Menge an Gas, die aus Russland kommt, ist die Energieversorgung in Deutschland wie nie zuvor angespannt. Gasunternehmen mussten trotz der Probleme am Gasmarkt ihren Kunden gerecht werden – durften aber bisher die dadurch entstandenen Mehrkosten gesetzlich nicht an Kunden weitergeben. Das soll sich ab Oktober 2022 ändern: Die sogenannte Gasumlage wird in Kraft gesetzt.
- Wofür gibt es eine Gasumlage?
- Wie teuer wird Gas für Verbraucher?
- Rechner zum Gasverbrauch: Wie viel Gas verbraucht man im Schnitt?
- Gilt die Umlage auch für Flüssiggas?
- Alle Infos zur Gasumlage zusammengefasst
Höhe der Gasumlage: Wie teuer wird das Gas durch die Umlage?
Die Große Frage nach der Höhe wurde am 15. August bekannt. Laut Trading Hub Europe, der für die Berechnungen verantwortlich ist, wird die Umlage 2,419 Cent pro Kilowattstunde sein. Hinzu kommen noch 0,059 Cent/kWh für die Gasspeicherumlage, 0,038 Cent/kWh für eine Konvertierungsumlage, 0,045 Cent/kWh für ein Konvertierungsentgelt sowie zwei Bilanzierungsumlage in Höhe von 0,57 und 0,39 Cent/kWh. Insgesamt kommen wir daher auf Mehrkosten in Höhe von 3,521 Cent/kWh. Darauf sind ab Oktober 2022 noch 7 Prozent Mehrwertsteuer zu berechnen.
Konkret bedeutet das:
- bei einem Verbrauch von 4.000 kWh im Jahr: 140 Euro + Mehrwertsteuer mehr (Single)
- bei einem Verbrauch von 8.000 kWh im Jahr: 281 Euro + Mehrwertsteuer mehr (Single/2 Personen)
- bei einem Verbrauch von 12.000 kWh im Jahr: 422 Euro + Mehrwertsteuer mehr (2-4 Personen)
- bei einem Verbrauch von 18.000 kWh im Jahr: 633 Euro + Mehrwertsteuer mehr (4 Personen)
- bei einem Verbrauch von 20.000 kWh im Jahr: 704 Euro + Mehrwertsteuer mehr (Einfamilienhaus)
- bei einem Verbrauch von 40.000 kWh im Jahr: 1408 Euro + Mehrwertsteuer mehr (Einfamilienhaus)
Diese Berechnungen beziehen sich nur auf die Umlage-Kosten. Hinzu kommen die marktbedingten Preissteigerungen, die auch ohne Umlage auf Verbraucher zukämen. Weiter unten findet ihr eine Beispielrechnung für die Gaskosten 2022.
Die Umlage gilt ab Anfang Oktober - sie werde aber nicht unmittelbar auf den Rechnungen sichtbar werden, sondern mit etwas Zeitverzug, so das Wirtschaftsministerium. Es gebe aus Verbraucherschutzgründen Ankündigungsfristen im Energiewirtschaftsgesetz von vier bis sechs Wochen, die eingehalten werden müssten. Daher werde die Umlage mit etwas Zeitverzug wahrscheinlich erstmals im November/Dezember auf den Rechnungen ausgewiesen werden.
Die Gasumlage endet am 1. April 2024.
Gasverbrauch pro Person: Wie viel Gas verbrauche ich?
Um genau zu wissen, wie viel Gas man im Jahr verbraucht, sollte man einen Blick in die Gasrechnung aus dem Vorjahr werfen. Dort wird der Verbrauch genau aufgelistet. Für alle, die keinen Vorjahresvergleich haben, gelten folgende Durchschnittswerte:
- 4.000 bis 8.000 kWh: Single-Haushalt
- 8.000 bis 12.000 kWh: 2-Personen-Haushalt
- 12.000 bis 18.000 kWh: 4-Personen-Hauhalt
- 20.000 bis 40.000 kWh: Einfamilienhaus
Auf die Gasumlage kommt noch die Mehrwertsteuer
Auf die Gasumlage fällt noch eine Mehrwertsteuer. Diese wird jedoch von 19 auf 7 Prozent gesenkt. Mit dem Schritt würden die Gaskunden insgesamt deutlich stärker entlastet als sie durch die staatliche Gasumlage belastet würden. Kanzler Olaf Scholz kündigte die Maßnahme und sagte, er erwarte von den Unternehmen, dass sie die Steuersenkung eins zu eins an die Verbraucher weitergäben, sagte der SPD-Politiker. „Dies ist ein weiterer Schritt zur Entlastung.“
Staatliche Gasumlage ab Oktober: Wofür gibt es sie?
Die Welt ist seit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine aus den Fugen geraten. Mit Russland will die EU so gut wie nichts mehr zu tun haben. Kohle wird nicht mehr importiert, ein Ölembargo ist beschlossen und die Importe von Erdgas sollen nach und nach auf null sinken. Den Wirtschaftskrieg lässt Russland natürlich nicht einfach über sich ergehen: Im Sommer hat Russland die Lieferung von Erdgas nach Deuschland mittels der Pipeline Nord Stream 1 gedrosselt. Damit ist eine der wichtigsten Versorgungsquellen für Gas in Deutschland auf einmal nicht in ausreichenden Mengen verfügbar.
Gasimporteure aber haben Lieferpflichten gegenüber ihren Kunden, vor allem gegenüber Stadtwerken. Die Importeure können diesen Lieferpflichten nur gerecht werden, indem sie die ausgefallenen Mengen aus Russland durch den Kauf deutlich teurerer Mengen am Kurzfristmarkt ersetzen. Bisher können diese Mehrkosten nicht weitergegeben werden.
Die Folge: Bei Importeuren sind erhebliche Verluste entstanden. Deswegen hat der Bund mit dem Versorger Uniper ein milliardenschweres Rettungspaket vereinbart - und im Zuge dessen auch die Gasumlage. Diese kommt zusätzlich zu marktbedingten Preissteigerungen, die schrittweise bei den Kunden ankommen.
Die Umlage soll Gasversorgern zugutekommen, die zu hohen Preisen Ersatz für ausbleibende, günstigere Gasmengen aus Russland kaufen müssen. Die genaue Höhe der Umlage berechnet der sogenannte Marktgebietsverantwortliche Trading Hub Europe, ein Gemeinschaftsunternehmen der Gas-Fernleitungsnetzbetreiber in Deutschland.
Ökogas und Flüssiggas: Sind sie von der Umlage betroffen?
Bezieher von Ökogas werden vermutlich ebenfalls von der Gasumlage betroffen sein. Flüssiggas wird nicht von der Umlage betroffen sein.
Wie teuer wird Gas? Beispielrechnung für Haushalte
Die Gasrechnung wird 2022 also besonders teuer. Die Gaspreise steigen auch unabhängig von der Umlage an. Aktuell (Stand August) kostet ein neuer Gasvertrag 28 Cent pro kWh. 2021 waren es noch 5 Cent. Wenn wir als Beispiel 20 Cent pro kWh auf das Jahr berechnen, können Kunden folgende Gasrechnungen erwarten:
- bei einem Verbrauch von 4.000 kWh im Jahr: 940 Euro + Mehrwertsteuer
- bei einem Verbrauch von 8.000 kWh im Jahr: 1881 Euro + Mehrwertsteuer
- bei einem Verbrauch von 12.000 kWh im Jahr: 2822 Euro + Mehrwertsteuer
- bei einem Verbrauch von 18.000 kWh im Jahr: 4233 Euro + Mehrwertsteuer
- bei einem Verbrauch von 20.000 kWh im Jahr: 4704 Euro + Mehrwertsteuer
- bei einem Verbrauch von 40.000 kWh im Jahr: 9408 Euro + Mehrwertsteuer
Drittes Entlastungspaket soll kommen
Um der Bevölkerung bei der Bewältigung der zahlreichen Probleme zu unterstützen, darunter auch die Preissteigerungen durch die Gasumlage, will die Bundesregierung abermals in die Tasche greifen. Kanzler Olaf Scholz (SPD) kündigte im August ein drittes Entlastungspaket an. Hier gibt es alle bisher bekannten Details zum dritten Entlastungspaket.