Schon seit Wochen ist eine Corona-Reisewarnung für Spanien und auch die beliebte Ferieninsel Mallorca in Kraft. Nur die Kanaren im Atlantik hatte das Robert-Koch-Institut von der Reisewarnung ausgenommen. Bis jetzt. Ganz Spanien gilt nun komplett als Corona-Risikogebiet.
Wegen der gestiegenen Zahl von Neuinfektionen auf den Kanarischen Inseln stuften die zuständigen Bundesministerien für Innen und Gesundheit sowie das Auswärtige Amt auch die Region im Atlantik als Risikogebiet ein. Das bundeseigene Robert Koch-Institut (RKI) veröffentlichte am Mittwoch eine aktualisierte Liste der betroffenen Länder und Regionen. Es wurde erwartet, dass das Auswärtige Amt (AA) auf dieser Grundlage eine Reisewarnung ausspricht.
Die Kanarischen Inseln zählen zu den am liebsten besuchten Urlaubszielen der Deutschen in Spanien, aber auch bei den Briten. 2019 machten dort insgesamt 13 Millionen Touristen Urlaub.
Vor Reisen in den Rest des Landes samt der Ferieninsel Mallorca warnt das Auswärtige Amt bereits seit Mitte August.
Corona auf den Kanaren: „Todesstoß“ für die Region
Die damit zu erwartende Reisewarnung des Auswärtigen Amtes samt Quarantänepflicht für Urlauber nach ihrer Heimkehr wird der bereits schwer angeschlagenen Tourismusbranche, die einen Anteil von etwa 35 Prozent am Regionaleinkommen hat, einen „Todesstoß“ versetzen, wie ein TV-Kommentator schon vor einigen Tagen betonte. Denn trotz der Sonderstellung herrschte auf den Kanarischen Inseln bereits vor der Berliner Entscheidung „Trostlosigkeit“ und „Verzweiflung“, wie die Zeitung „El Día“ jüngst schrieb - und mit Fotos leerer Straßen, Plätze und Kneipen schmerzlich untermauerte.
Allerdings war die Saison auch bisher katastrophal für die Tourismusbranche, die in normalen Zeiten mehr als zwölf Prozent zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) beiträgt und etwa 2,5 Millionen Menschen Arbeit bietet. In diesen sechs Monaten machten mehr als 1200 Betriebe hauptsächlich wegen Corona dicht.
Das sind die neuen Corona-Fallzahlen auf den Kanaren
Zentrales Kriterium für die Einstufung als Risikogebiet ist, in welchen Staaten oder Regionen es in den vergangenen sieben Tagen mehr als 50 Neuinfizierte pro 100 000 Einwohner gegeben hat. Auf den Kanaren lag diese Zahl binnen sieben Tagen bei mehr als 95.
Die Inselgruppe vor der Westküste Afrikas war die letzte Region Spaniens, die noch nicht als Risikogebiet galt.
Die Regionalregierung der Kanaren meldet am 03.09.2020, bisher 7.571 Infizierte. Die Spanische Zentralregierung in ihrem Lagebericht und die Johns Hopkins Universität berichten, dass sich auf den Kanaren,
- bisher 7.566 Menschen mit dem Coronavirus infiziert haben.
- Die Zahl der an oder mit dem Virus Gestorbenen liegt bei 175
- Die Zahl der Infizierten pro 100.000 Einwohnern: 351,59
- Aktive Fälle: 4.558
- Davon sind 4.352 in häuslicher Quarantäne
- 2.838 gelten als genesen
- Die meisten Fälle bisher gibt es auf den großen Inseln Gran Canaria mit 4.018 gefolgt von Teneriffa mit 2.435.
Präsident der Kanarischen Inseln verschärfte Corona-Regeln
Der kanarische Regionalpräsident Ángel Víctor Torres hatte angesichts der negativen Entwicklung schon vor einigen Tagen neue Einschränkungen bekanntgegeben, die er „drastisch“ nannte.
- Menschen dürfen sich künftig nur in Gruppen von maximal 10 Personen treffen
- Bars und Lokale müssen um Mitternacht schließen
- Masken müssen nun auch am Arbeitsplatz getragen werden
Die aktuell neun Zentren werden auf 15 erweitert und die Labore sollen 24 Stunden durcharbeiten, um die Zeit zwischen Probe und Ergebnis möglichst gering zu halten. Zudem hat Torres die Unterstützung von 100 Militär-Mitarbeitern angefordert. Die Experten seien auf die Rückverfolgung von Viruserkrankungen spezialisiert, so Torres. Damit sollen Ermittlungen dieser Art auf den Kanarischen Inseln deutlich gestärkt werden.
„Dass es bei uns noch schlimmer kommen würde, hätten wir nie gedacht“, sagte Mauro, der ein Restaurant in Las Palmas de Gran Canaria betreibt, der Deutschen Presse-Agentur. Die Hoffnung, dass viele deutsche Mallorca-Fans nach der „Disqualifikation“ der Mittelmeer-Insel durch das Auswärtige Amt für die Kanaren umbuchen würden, hatte sich nämlich in den vergangenen zwei Wochen nicht erfüllt.
Obwohl die Kanaren seit Mitte August die einzige Region Spaniens waren, für die Berlin noch keine Reisewarnung herausgegeben hatte, traten zuletzt weiterhin nur relativ wenige Deutsche eine Reise nach Teneriffa, Gran Canaria, Lanzarote oder zu einem anderen Teil des Archipels an. „Dem typischen Mallorca-Touristen sagt das Angebot auf den Kanaren wohl nicht zu“, stellte die Zeitung „El Diario“ dieser Tage enttäuscht fest. Der Chef des Hotelierverbandes von Gran Canaria (FEHT), José María Mañaricúa, bezeichnete die Lage der Unterkunftsbetreiber auf allen Inseln als „dramatisch“.
Auch auf den Balearen mit Mallorca weiter hohe Werte - Strände nachts gesperrt
Das Auswärtige Amt hatte auch für Mallorca und die Nachbarinseln eine Reisewarnung ausgesprochen. Die Fallzahlen dort sind weiter hoch. Zur Eindämmung der steigenden Corona-Infektionszahlen sollen auf Mallorca neue Einschränkungen eingeführt werden: Unter anderem sollen nächtliche Besuche am Strand und in Parks verboten werden. Die Corona-Regel soll am Freitag inkraft treten. Grund der Sperrung von Stränden und Parks: Dort treffen sich oft vor allem junge Leute - auch Touristen - ohne die vorgeschriebene Schutzmaske, um zu feiern. Treffen junger Leute und private Partys gelten als zwei der Hauptgründe für die vielen Neuausbrüche nicht nur auf Mallorca, sondern auch in anderen Regionen Spaniens wie den Kanaren.
Und wie ist die aktuelle Lage auf den Balearen? Das spanische Gesundheitsministerium meldete am Mittwoch, 02.09.2020 folgende Werte:
- Bisher wurden 8.663 Menschen mit dem Coronavirus infiziert.
- Die Zahl der an oder mit dem Virus Gestorbenen liegt bei 238.
Versicherung der Kosten gegen Corona-Infektion auf den Kanaren
Die Kanaren hatten Anfang August bekannt gegeben, als erste Region Spaniens alle Touristen gegen zusätzliche Kosten im Falle einer Infektion mit dem Coronavirus während des Urlaubs auf den Inseln zu versichern. Die Versicherung decke
- den Rückflug in die Heimat,
- die Quarantäne-Unterkunft
- sowie auch die medizinischen Kosten ab.
Das berichtete damals die regionale Tourismusministerin Yaiza Castilla am 5. August in Santa Cruz de Tenerife nach der Unterzeichnung eines entsprechenden Abkommens mit einem Versicherungsunternehmen.
Darauf müssen Urlauber nun achten
Die Einstufung als Risikogebiet bedeutet, dass für heimkehrende Urlauber eine Testpflicht auf das Coronavirus greift. Bis das Ergebnis vorliegt, müssen sie sich in häusliche Quarantäne begeben. Eine Reisewarnung, die vom Auswärtigen Amt ausgesprochen wird, geht weiter. Sie ist zwar kein Reiseverbot, aber eine abschreckende Wirkung ist beabsichtigt. Und sie hat eine positive Seite für Verbraucher: Sie ermöglicht es Reisenden, Buchungen kostenlos zu stornieren.
Bislang können Reiserückkehrer aus Risikogebieten einen kostenlosen Corona-Test in Deutschland machen. Nach dem Beschluss der Gesundheitsminister von Bund und Ländern am Donnerstag soll sich das bald ändern. Geplant ist, dass wieder ausschließlich die Quarantäneregelung gelten soll. Das heißt: Die Betroffenen müssen sich beim Gesundheitsamt melden und sich in Quarantäne begeben. Diese soll im Unterschied zur jetzigen Regelung aber erst dann verlassen werden dürfen, wenn mit einem frühestens 5 Tage nach der Einreise gemachten Test ein negatives Ergebnis vorgewiesen wird.
Diese Regelung soll möglichst ab dem 1. Oktober gelten. An einzelnen Flughäfen wie in Frankfurt sollen die kostenlosen Tests jedoch auch danach angeboten werden. Man sei weiterhin vom Land Hessen beauftragt, kostenlose Tests für Reise-Rückkehrer anzubieten, die aus Risikogebieten mit dem Flugzeug am Frankfurter Airport ankommen, teilte eine Sprecherin des dortigen DRK-Testzentrums mit.
Das sind die aktuellen Regeln für Urlauber in Spanien und auf den Kanaren
Deshalb gilt für Spanien-Urlauber vorerst:
- Urlauber aus der EU und den Schengenstaaten dürfen grundsätzlich unbegrenzt nach Spanien einreisen. Aber:
- Wegen wieder gestiegener Corona-Zahlen hat Deutschland das Land zum Risikogebiet erklärt und eine Reisewarnung auch für die beliebte Ferieninsel Mallorca ausgesprochen.
- Reiseveranstalter sagten daraufhin Pauschalreisen nach Mallorca und andere Regionen ab.
- Für Rückkehrer aus Risikogebieten gilt generell schon seit einigen Wochen, dass sie sich beim Gesundheitsamt melden müssen.
- Zudem gibt es eine Testpflicht bei der Heimkehr.
Unterdessen hat die Bundesregierung wegen der Corona-Pandemie beschlossen, die Reisewarnung für Touristen für mehr als 160 Länder außerhalb der Europäischen Union bis zum 14. September zu verlängern.
Reisewarnung für die Kanaren trifft Tourismusbranche hart
Nach Mallorca nun auch die Kanaren: Die Reisewarnung für die bei deutschen Urlaubern beliebte Inselgruppe im Atlantik trifft Veranstalter und Reisebüros hart. Der Deutsche Reiseverband DRV sprach am Donnerstag von einem weiteren „herben Schlag“ für Urlauber und die Branche. Tourismusunternehmen bedauerten die Entscheidung des Auswärtigen Amtes vom Mittwochabend, mit der jetzt für ganz Spanien eine Reisewarnung gilt. Vor Reisen in den Rest des Landes samt der Ferieninsel Mallorca wird bereits seit Mitte August gewarnt.
„Es ist nicht verhältnismäßig, die gesamten Kanaren unter die Reisewarnung zu stellen, obwohl sich die Infektionszahlen nur auf einige wenige Gebiete beschränken“, kritisierte der DRV, der vor allem Veranstalter und Reisebüros vertritt. Betroffen seien nur die Städte auf Gran Canaria und Teneriffa. „Risikogebiete sollten möglichst zielgenau und differenziert ausgewiesen werden - ähnlich wie dies in Deutschland bereits auf Landkreisebene geschieht“, forderte der Verband. Pauschale Warnungen würden den Realitäten in den Ländern nicht gerecht.
Dem DRV zufolge sind die Kanaren aktuell bei Urlaubern sehr beliebt und für die nächsten Wochen gut gebucht. Viele Kunden hätten nach der Reisewarnung für die Balearen auf die Kanaren umgebucht.