Das 9-Euro-Ticket läuft aus. Ab dem 1. September 2022 müssen Kunden im ÖPNV wieder normale Tarife bezahlen. Das Entlastungspaket der Bundesregierung war ein voller Erfolg – und doch sind die Probleme durch Inflation und Energiekosten nur noch schlimmer geworden. Immer lauter werden daher auch die Forderungen nach einem Nachfolger für das 9-Euro-Ticket.
Bisher konnte sich die Bundesregierung aber nicht auf eine Alternative für das ÖPNV-Modell einigen. Allerdings werden nach Regierungsangaben aktuell dafür die Weichen gestellt. Das Land Berlin hat dennoch entschieden, dass es einen Alleingang wagen will: Ein neues 9-Euro-Ticket für die Monate Oktober, November und Dezember. Hier sind die Details.
Alternative zum 9-Euro-Ticket in Berlin: Das ist der Plan
Im Berliner Stadtverkehr sind Busse und Bahnen der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) seit Beginn der 9-Euro-Aktion wieder nahezu so gefüllt wie vor Corona. Zu Beginn der Sommerferien waren sie teils sogar voller. Der Berliner Senat will daher ab 1. Oktober eine vom Land finanzierte Anschlusslösung für das 9-Euro-Ticket. Wie diese aussehen kann, ist noch offen. Die SPD der Regierenden Bürgermeisterin Franziska Giffey schlug aber ein lokales Ticket für monatlich 9 Euro zumindest für die Stadt Berlin vor. Verkehrssenatorin Bettina Jarasch (Grüne) sagte aber, dass zunächst der Bund eine Anschlussregelung vorlegen müsse und es dann eine gemeinsame Lösung mit Brandenburg geben solle.
Insgesamt sei das 9-Euro-Ticket ein „ungeahnter Erfolg“ gewesen, sagte Jarasch. Sozialpolitisch und verkehrspolitisch sei es aber nur nachhaltig, wenn es dauerhaft installiert werde. Deshalb plane Berlin eine Brückenlösung für Oktober, November und Dezember - möglichst gemeinsam mit Brandenburg. Vom Bund sei nichts zu erwarten, was vor Januar in Kraft treten werde. Bei der Finanzierung eines bezahlbaren Angebots gebe es aber Spielraum. Doppeln wolle man sich nicht mit dem Bund, aber eine Nachfolge schaffen, die eine Lücke fülle.
Probleme mit Berliner 9-Euro-Ticket Nachfolger
Das Problem an der Geschichte ist nämlich: Berlin kann nur schwer ein solches Ticket im Alleingang anbieten. Denn Berlin teilt zusammen mit dem benachbarten Brandenburg ein Verkehrsgebiet. Entsprechend irritiert zeigte sich nun auch die Brandenburger Landesregierung, dass der Berliner Senat eine Fortsetzung des 9-Euro-Tickets plant.
In Brandenburg zeigte sich auch Verkehrsminister Guido Beermann (CDU) irritiert. „Der Vorstoß der Berliner SPD war nicht mit dem Land Brandenburg abgestimmt“, kritisierte er. Berlin und Brandenburg bildeten einen Verkehrsverbund. Dabei müssten die Interessen auf einen Nenner gebracht werden, auch bei der Ausgestaltung der Tarife. Zunächst müsse es aber darum gehen, wie das Angebot im ÖPNV trotz starker Energiepreissteigerungen aufrechterhalten werden könne.
Auch die Fraktionschefin der Grünen im Brandenburger Landtag, Petra Budke, wandte sich gegen einen Alleingang: „Eine Übergangslösung muss für den ganzen VBB gelten und darf nicht an der Stadtgrenze von Berlin nach Brandenburg enden!“.
Die Naturfreunde Berlin forderten dagegen: „Wenn Brandenburg nicht mitmachen will, muss Berlin allein handeln.“ Einfach ist das aber nicht. Berlin legt seine Fahrpreise im gemeinsamen Tarif mit Brandenburg fest. Dazu gibt es den Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB), dem neben den Ländern auch die 14 Landkreise und vier kreisfreien Städte Brandenburgs angehören, außerdem 36 Verkehrsunternehmen. Der Tarif wird vom Aufsichtsrat beschlossen.
9-Euro-Ticket in Berlin: Das ist die Bilanz des BVG
„Die Zahlen zeigen: Das 9-Euro-Ticket wurde insgesamt sehr gut angenommen“, teilte die Berliner Verkehrsgesellschaft BVG mit. Nach vorläufiger Bilanz hat das Unternehmen bis zum 23. August rund 3,3 Millionen 9-Euro-Tickets verkauft. Dadurch habe die Fahrgastnachfrage im Durchschnitt der drei Monate bei 94 Prozent des entsprechenden Zeitraums 2019 gelegen. Im Mai seien es noch 80 Prozent gewesen.
„Das Ticket wurde insbesondere in den Nebenzeiten genutzt, also zum Beispiel zum Einkaufen, in der Freizeit und für Ausflüge“, bilanzierte die BVG. Es habe aber auch zu den Spitzen-Pendlerzeiten mehr Fahrgäste als im Mai dieses Jahres gegeben. Bis Mitte September will die BVG ermitteln, wie viele Fahrgäste wegen der günstigen Monatskarte ihr Auto stehen ließen.
BVG-Chefin Eva Kreienkamp hob hervor, dass das Ticket nicht nur günstig, sondern vor allem leicht verständlich war. „Einfach gestaltete Ticketsysteme müssen daher eine Maßgabe bei allen Überlegungen zu neuen Angeboten sein“, sagte sie mit Blick auf die Diskussionen über Nachfolgelösungen. „Die drei Monate haben den Nahverkehr in den Fokus gerückt“, sagte Kreienkamp. Er müsse nun langfristig attraktiv gestaltet werden.
Drittes Entlastungspaket: Weitere Entlastungen geplant
Um der Bevölkerung bei der Bewältigung der zahlreichen Probleme zu unterstützen, darunter auch die Preissteigerungen durch die Gasumlage, will die Bundesregierung abermals in die Tasche greifen. Kanzler Olaf Scholz (SPD) kündigte im August ein drittes Entlastungspaket an. Hier gibt es alle bisher bekannten Details zum dritten Entlastungspaket.
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