Es ist wieder so weit. Nachdem der Schwörmontag in den vergangenen zwei Jahren nur sehr eingeschränkt gefeiert werden konnte, freuen sich die Menschen in Ulm in diesem Jahr wieder auf ein fröhliches Fest in der Ulmer Innenstadt. Während tausende Feierlustige den Tag genießen, Ulms Oberbürgermeister Gunter Czisch bei seiner Schwörrede zuhören und danach auf der Donau das Nabada feiern, heißt es für viele andere: arbeiten.
Wie verläuft der Arbeitstag bei Stadtwerken (SWU), Entsorgungsbetrieben (EBU), dem ASB-Sanitätsdienst oder Kleinunternehmern wie Friseuren? Wie viele Kolleginnen und Kollegen müssen an diesem Tag arbeiten? Und wie bereiten sie sich auf das Event vor?
Entsorgungsbetriebe Ulm: Großkampftag am Dienstag nach dem Schwörmontag
Wer in der Stadt feiert, produziert im Laufe des Schwörmontags auch jede Menge Müll. So landen tonnenweise Einweggeschirr, Bierflaschen oder Pizzakartons – wenn es gut läuft – in den öffentlichen Mülleimern. Nicht selten aber werden sie von den Feierlustigen auch einfach an Ort und Stelle liegen gelassen. „Gerade auf den Wiesen in der Friedrichsau bleibt viel liegen“, sagt Roland Bock, Abteilungsleiter der Entsorgungsbetriebe der Stadt Ulm (EBU). Für sein Team und ihn fängt die eigentliche Arbeit erst am Tag nach dem Schwörmontag an: „Am Tag selbst steht bei uns noch nicht so viel an. Bei uns geht es erst am Dienstag ab vier oder fünf Uhr los. Das ist unser Großkampftag.“
Statt, wie an normalen Arbeitstagen mit einer Kehrmaschine, fährt die EBU dann mit drei bis vier großen Fahrzeugen durch die Stadt. Dazu kommen vier bis fünf kleinere Maschinen. Zusätzlich ziehen rund 30 Fegerinnen und Kehrer los und entsorgen weiteren Müll. Alle Mann seien dann an Bord, „damit die Stadt am Dienstagnachmittag wieder Tip Top aussieht“, sagt der Abteilungsleiter.
Wie viel Müll Bock in diesem Jahr, nach zwei ruhigeren Schwörmontagen, erwartet, kann er schwer absehen. „Das ist von den Witterungsbedingungen abhängig“, sagt er. Bei schlechtem Wetter werde deutlich weniger Müll produziert, als bei Sonnenschein. Zur Einordnung: Im Coronajahr 2021 mussten 2,5 Tonnen Abfall in Friedrichsau, Innenstadt und am Donauufer eingesammelt werden. „Normal“ sei für einen Schwörmontag die zehnfache Menge, also gut 20 Tonnen.
Um der großen Abfallmenge Herr zu werden und die Reinigung der Stadt schnell über die Bühne zu bringen, stellt die EBU „bereits im Vorfeld orangene Eventmülleimer auf“, sagt Bock. Diese werden von einem Containerfahrzeug ganz einfach an- und abtransportiert.
Ulmer Busfahrer Heiser: „Habe Spaß an diesem Tag“
Viel los ist auch in den Bussen und Straßenbahnen der SWU. „Das ist der absolute Höhepunkt im Jahr für die SWU“, sagt Busfahrer Gerhard Heiser. Er fährt seit 34 Jahren in Ulm und Neu-Ulm Bus. In all der Zeit hatte er höchstens dreimal am Schwörmontag frei, schätzt er. „Alle, die einen Führerschein haben, fahren an dem Tag – auch die Bürokraten“, sagt Heiser. Am Schwörmontag fahren auf fast allen Linien zusätzliche Fahrzeuge. Weil der Takt höher ist, müsse man besonders vorsichtig fahren, sagt Heiser. „An dem Tag muss man als Busfahrer auf jeden Fall fit sein“, sagt er. Ihm selbst sei aber in all den Jahren nie ein Unfall passiert. Auch die Fahrgäste lobt er: „Das Jahr über werden wir viel beschimpft“, sagt Heiser. „Aber an Schwörmontag loben uns die Gäste.“ Wenn doch einmal Betrunkene randalieren würden, kümmerten sich oft Fahrgäste darum, sie zur Vernunft zu bringen. Heiser, der nach eigenen Aufzeichnungen bereits eine Millionen Kilometer mit dem Bus durch Ulm gefahren ist, freut sich auf den Tag: „Ich habe eigentlich immer Spaß an diesen Tagen.“
„Für Schwörmontag trainieren die Ehrenamtlichen das ganze Jahr“
Ein Großkampftag ist es auch für die Rettungskräfte des ASB Sanitätsdienstes. Sie stellen einen Teil der rund 120 Menschen, die in Sanitätszelten, auf Booten und mit mobilen Teams bei größeren und kleineren Verletzungen helfen. „Wo jeder das Recht hätte feiern zu gehen, arbeiten unsere Ehrenamtlichen dafür, dass Ulm feiern kann“, sagt Ralf Martin Weick, Leiter des ASB Sanitätsdientes. Etwa 95 Prozent der Rettungskräfte, die am Schwörmontag im Einsatz sind, seien Ehrenamtliche. „Viele nehmen sich dafür auch Urlaub“, sagt Weick. Sie sind in Schichten am Schwörwochenende im Einsatz. Am Schwörmontag geht es für sie mit der Schwörrede los. „Bis wir die Zelte abgebaut haben kann es 4.30 Uhr am Dienstagmorgen werden“, sagt Weick. In der Zwischenzeit versorgen sie Schnittwunden, Kreislaufprobleme und sogar Herzinfarkte. „Wir sind auf alles vorbereitet“, sagt Weick, der bereits seit 22 Jahren beim ASB arbeitet. Trotz der harten Arbeit sei der Stadtfeiertag auch für die Freiwilligen ein Highlight. „Dafür trainieren die Ehrenamtlichen ein ganzes Jahr“, sagt Weick.
Verkürzte Öffnungszeiten bei den Ulmer und Neu-Ulmer Friseuren
Haare waschen, schneiden und schön frisieren lassen – Für manch einen Schwörmontagsgänger ist das jährliche Stadtfest ein besonderer Grund, um dem Haar einen neuen Schnitt zu verpassen. Ob die hiesigen Friseure in den Tagen zuvor und am Festtag selbst mit einem erhöhten Andrang rechnen (müssen), können sie nicht sagen. Marc Befurt vom gleichnamigen Friseurbetrieb kann ein erhöhtes Kundenaufkommen nicht pauschal vorhersagen. Wer am Tag selbst in einer seiner Filialen einen Termin am Schwörmontag haben möchte, muss sich allerdings auf verkürzte Öffnungszeiten einstellen: „Wir werden in den Innenstadtfilialen die Öffnungszeiten etwas verkürzen und dadurch den Mitarbeitern die Möglichkeit geben, am Fest teilzunehmen.“ Das betreffe die Standorte auf der Neuen Straße, der Walfischgasse und der Söflinger Straße, sagt er. Kunden erhalten dort an Schwörmontag einen Termin bis 13 Uhr. Der Laden in Neu-Ulm habe hingegen normal bis 18 Uhr geöffnet. Dass Schwörmontag in diesem Jahr wieder etwas ganz besonderes ist, merkt Befurt auch bei seinem Team. Zwar habe das grundsätzliche Interesse am Ulmer Festtag etwas nachgelassen, dennoch ist es „nach den vergangenen zwei Jahren wieder aufgeflammt. Dem wollen wir natürlich nicht entgegenstehen.“
Gleiches gilt auch für den Friseurbetrieb GianDor Friseure auf dem Münsterplatz. Dort müssen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter statt bis 19 Uhr nur bis 14 Uhr arbeiten und können sich danach ins bunte Treiben in der Stadt stürzen. Ein erhöhtes Kundenaufkommen nur zu Schwörmontag erwartet das Geschäft hingegen nicht: „Bei uns ist immer viel los, deshalb erwarten wir nicht mehr Betrieb als sonst.“
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