Der Fall in Illerkirchberg hat deutschlandweit für Entsetzen gesorgt: Am Montag, 05.12.2022, wird die 14-jährige Ece auf dem Weg zur Schule erstochen. Ihre 13-jährige Freundin überlebt schwer verletzt nur knapp. Ein 27-jähriger Mann aus Eritrea, der in einer Asylunterkunft neben dem Tatort lebte, wurde wegen Mordes und versuchten Mordes angeklagt. Ab dem 2. Juni muss er sich vor dem Landgericht Ulm verantworten. Was genau ist am Tattag Ende des vergangenen Jahres in Illerkirchberg passiert? Die Chronologie des Mordes im Überblick.
Messerattacke in Illerkirchberg: Der Ablauf der Bluttat
- Ece war am frühen Montagmorgen (5.12.2023), gegen 7.00 Uhr, mit ihrer 13-jährigen Freundin in Oberkirchberg, einem Teilort Illerkirchbergs, auf dem Weg zur Schule. Offenbar liefen die beiden Mädchen auf einem Fußweg, der von der Dietenheimer Straße in Richtung Ortsmitte führt, wo sich die Bushaltestelle befindet, an der sie normalerweise den Bus nach Wiblingen nehmen.
- Ihr Weg führte damals auch an einem Haus vorbei, in dem vier Asylbewerber aus Eritrea untergebracht sind. Dort trafen sie auf einen Mann, der, wie die Polizei bestätigte, einer der Bewohner dieses Hauses war.
- Der 27-Jährige begrüßte die beiden Mädchen kurz und stach dann auf den Oberkörper der 13-Jährigen ein. Durch Glück konnte das Mädchen den Angriff überleben und flüchtete. Anschließend stieß der Mann die 14-jährige Ece zu Boden und stach mehrfach mit der 16 Zentimeter langen Klinge des Messers auf den Rücken und den Hinterkopf ein.
- Laut Mitteilung der Staatsanwaltschaft Ulm trug der 27-jährige Eritreer bei Verlassen der Unterkunft ein Messer bei sich, um „bei der für ihn zuständigen Ausländerbehörde beim Landratsamt des Alb-Donau-Kreises in Ulm die Ausstellung eines Ausweisdokuments zu erzwingen“. Zum Motiv sagte er, er habe die Tat „spontan beschlossen“, aus Angst, die Schülerinnen hätten das Messer in seiner Jacke entdeckt. Er habe verhindern wollen, dass die Mädchen die Polizei verständigen und seinen Plan, unter Einsatz des Messers einen Pass zu erlangen, durchkreuzen würden.
- Ece starb gegen 9.30 Uhr an den inneren Blutungen.
Nach brutalem Mord: Staatsanwaltschaft beginnt mit Ermittlungen
- Nach der Tat ging der 27-jährige Täter in seine Wohnung zurück, in der ihn ein Sondereinsatzkommando der Polizei wenig später festnahm.
- Noch vor Ort fügte sich der Mann „möglicherweise in Suizidabsicht selbst im Bereich des Halses und des Bauchs diverse Stich- und Schnittverletzungen zu“, schrieb die Staatsanwaltschaft wenig später in einer Mitteilung. Deshalb lag er einige Wochen zur Behandlung in einem Justizvollzugskrankenhaus, ehe er in eine Justizvollzugsanstalt verlegt wurde.
- Aufgrund des dringenden Tatverdachts erließ die Richterin auf Antrag der Staatsanwaltschaft Ulm nach der Tat einen Haftbefehl wegen Mordes und versuchten Mordes.
- Am 10.01.2023 teilte die Staatsanwaltschaft mit, dass der Beschuldigte sein Schweigen gebrochen und im Rahmen einer Vernehmung wenige Tage zuvor eingeräumt habe, „mit einem Messer auf ein Mädchen mehrfach eingestochen“ zu haben.
Nach Festnahme: Mitbewohner des Tatverdächtigen nimmt sich das Leben
- Nur zwei Tage nach dem Tod von Ece kam es zu einem weiteren Toten im Zusammenhang dieses Falls. Am Mittwoch, 7. Dezember 2022, nahm sich einer der Bewohner der Flüchtlingsunterkunft das Leben. Zuvor war er, als möglicher Zeuge, von der Polizei vernommen worden. Der 25-jährige Mann warf sich auf der Bahnstrecke Ulm-Senden vor den Zug.
Beerdigung und Aufarbeitung: Was nach der Bluttat folgte
- Am Mittwoch, 7. Dezember 2022, fand die Trauerfeier für das verstorbene Mädchen statt. Die Anteilnahme war riesig: Mehr als 1000 Menschen nahmen an der Beerdigung teil. Unter den Trauernden waren Eces Familie, viele Mitschüler und Freunde, Illerkirchberger sowie Politiker. Etliche der Gebete und Fürbitten wurden auf Türkisch gehalten.
- Die Bestürzung nach dem Mordfall in Illerkirchberg war groß. „Uns hat es den Boden unter den Füßen weggezogen“, sagte Birgit Devoti in der Bürgerfragerunde bei einer Sitzung des Illerkirchberger Gemeinderats. Um den Vorfall aufzuarbeiten, schlug sie vor, die Asylanten-Unterkunft, in deren Nähe der Mord passiert ist, als interkulturellen Treff einzurichten.
- Ende Februar beschloss der Gemeinderat, das Gebäude abzureißen. Wie das Gelände nun genutzt werden soll, ist noch offen.
Anklage im Fall Ece: Was die Staatsanwaltschaft sagt
- Mitte Mai teilte die Staatsanwaltschaft Ulm mit, dass der Prozess um den brutalen Mordfall am Landgericht am 2. Juni beginnt. Ende Februar hatte die Polizei ihre Ermittlungen beendet und Anklage auf Mord und versuchten Mord gegen den Tatverdächtigen erhoben.
- Dem angeklagten Eritreer werde von der Staatsanwaltschaft Ulm vorgeworfen, Anfang Dezember 2022 die 14-jährige Ece mit einem Messer getötet zu haben und ihre 13-jährige Freundin mit Tötungsabsicht verletzt zu haben, heißt es in einer Mitteilung.