Landesweit schaffte es ein Kinderhaus in Filderstadt in die Nachrichten. Anfang Februar musste zunächst die Krippe Neuhäuser Bach in Bernhausen geschlossen werden, dann auch der zugehörige Kindergarten. Der Grund: Etwa die Hälfte der Stellen war aufgrund von Kündigungen und krankheitsbedingt unbesetzt, hieß es bei den Stuttgarter Nachrichten. Für viele Eltern war die Schließung eine Katastrophe. Für 80 Familien gab es kein Betreuungsangebot mehr. In Albstadt gab es erst dieses Jahr einen ähnlichen Fall: Im Ebinger Kindergarten Regenbogen fiel Ende Januar fast die Hälfte des Personals auf einmal aus. Die evangelische Kirche, Träger des Kindergartens, konnte eine Schließung allerdings verhindern.
Eltern um Hilfe bitten
„Wir haben für zwei Tage die Eltern gebeten, ihre Kinder nicht in die Kita zu schicken, wenn sie eine Betreuung in der Familie organisieren können“, rekapituliert Pfarrer Thomas Soffner den personellen Engpass. „Da so weniger Kinder in der Einrichtung waren und daher auch weniger Fachkräfte auf einmal da sein mussten, konnten wir die normalen Öffnungszeiten gewährleisten.“ Es handelt sich um einen Einzelfall, stellt Soffner klar. Krankheitsbedingte Ausfälle werden sonst über einen Pool von Vertretungskräften und über Mehrarbeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ausgeglichen. Diese werde im Rahmen der Arbeitszeitkonten ausgeglichen, ergänzt der Pfarrer. „Den Mitarbeiterinnen sind wir als Träger sehr dankbar für ihre Bereitschaft, so immer wieder kurzfristig Engpässe aufzufangen.“
Doch wie sieht es in Albstadt aus? Gibt es im Bereich Kinderbetreuung Fachkräftemangel? „Bei uns sind momentan drei Stellen offen“, teilt die Stadt mit. Allerdings, so Markus Mönch, sei das nur eine Momentaufnahme. Der Fachkräftemangel beschäftige die Stadt, sagt der Leiter des Amts für Familie, Bildung, Sport und Soziales. Die drei unbesetzten Stellen betreffen nur die städtischen Einrichtungen, nicht aber die kirchlichen. Soffner ergänzt: „Derzeit haben wir im Kita-Bereich keine offenen Stellen, es ist uns in den letzten Jahren immer wieder gelungen den Personalbedarf zu decken.“
Albstadt befindet sich im Moment also in einer sehr guten Position und der Fachkräftemangel habe mit den offenen Stellen derzeit nichts zu tun, stattdessen seien sie ein Resultat gewöhnlicher Fluktuation und Schwangerschaften. „Wir werden die noch offenen Stellen relativ gut besetzt bekommen“, so die Sprecherin. Die Stadtverwaltung geht davon aus, dass das am Angebotsspektrum liege. Als Beispiel werden die Naturkita und Waldkindergarten genannt. Letzterer befindet sich in der Planung. Denn letztlich haben Fachkräfte aufgrund des Mangels die Wahl, in welcher Stadt und welche Einrichtung sie arbeiten möchten.
Auf Ausbildung setzen
Albstadt schöpft zudem alle Möglichkeiten aus: Die Stadt und die kirchlichen Träger bieten „praxisorientierten Ausbildungen“ (PiA) an sowie Anerkennungspraktika. Außerdem stellen sie Quereinsteiger aus anderen Berufsgruppen ein. „Wir schreiben auf den üblichen Wegen aus, sind gut vernetzt und haben in unserer Gemeinde nicht nur für den Kita-Bereich mit ‚Mitarbeiter werben Mitarbeiter‘ einen Anreiz für Mitarbeitende geschaffen, in ihrem Bekanntenkreis für uns, als Arbeitgeberin zu werben“, fügt Pfarrer Thomas Soffner hinzu. Bei diesem Angebot erhalten Mitarbeiter, die andere zur Bewerbung bewegen, im Falle einer Vertragsunterzeichnung eine Prämie. Die Stadt selbst bietet keine monetären Vorteile an.
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Die Betreuungssituation in Albstadt
1643 Kinder werden in Albstadt in städtischen sowie kirchlichen Einrichtungen betreut.
761 davon sind in den städtischen Einrichtungen untergebracht.
340 davon besuchen die fünf Kindertagesstätten der evangelischen Kirchengemeinde Ebingen.
13 Tagesmütter waren zudem im Dezember 2022 in Albstadt gemeldet.
Derzeit befindet sich die Stadt in der Platzvergabe. Sie bemühe sich, den Wünschen der Eltern gerecht zu werden. Da der Rechtsanspruch allerdings für das gesamte Stadtgebiet gilt, könne nicht immer die Wunscheinrichtung gewährleistet werden.
Zudem entsteht in den nächsten Jahren in Ontsmettingen ein Kita-Neubau, in Ebingen wird die Einrichtung Gartenstraße erweitert, so auch die Kita Am Gänsbach in Truchtelfingen. Für diese Einrichtungen sind schon jetzt Stellen ausgeschrieben.