Wie sehr junge Menschen eine Stadt prägen können, ist in jeder Universitätsstadt ersichtlich. Studierende sorgen für Leben. Für vielfältige Events und dafür, dass Cafés und Kneipen in der Innenstadt überleben. Die Hochschule Albstadt-Sigmaringen ist von der Größe natürlich nicht mit Universitäten in Tübingen oder gar Freiburg zu vergleichen. Doch mit mehr als 3000 Studentinnen und Studenten, verteilt auf zwei Städte, können die Studis positive Effekte auf Albstadt haben. „Doch aktuell fehlt die Verbindung zwischen Hochschule und Ebinger Innenstadt“, sagt Christine Seizinger von der Wirtschaftsförderung Albstadt. Das soll sich ändern.
Die Wirtschaftsförderung ist in engem Austausch mit dem Eigentümer einer Immobilie in der Unteren Vorstadt. Dort soll das neue Studentencafé Anlaufstelle und Treffpunkt für die jungen Frauen und Männer werden. Denn wenn aktuell die Hochschule in Albstadt um 17 Uhr die Türen schließt, fahren die Studenten nach Hause oder treffen sich im Privaten. Es fehlen Lernräume, die nach 17 Uhr geöffnet sind. Das Ziel von Wirtschaftsförderung und Stadtverwaltung: die Studenten in die Innenstadt locken. Ihnen dort attraktive Möglichkeiten anbieten. Aber nur Lernen? Ein Studileben sieht anders aus. Das künftige Studierenden-Café soll daher keineswegs ein steriler Raum, sondern einer für kreativen Austausch sein.

Sehr gute Gespräche mit dem Eigentümer

Wann genau das Café eröffnet werden kann, ist noch offen. Aber wenn es nach Seizinger und Wirtschaftsförderer Andreas Hödl geht, lieber heute als morgen. „Wir müssen Albstadts Bürgerinnen und Bürgern zeigen, dass wir schnell Maßnahmen umsetzen“, sagt Hödl. „Die Gespräche mit dem Eigentümer sind sehr gut – da ist der Funke übergesprungen.“ Als der Eigentümer gehört habe, dass die Untere Vorstadt bunter werden soll, „hat er gleich gefragt, in welcher Farbe er sein Haus streichen soll“.
Für die Gestaltung und den künftigen Betrieb des Albstädter Studi-Cafés werden die Studenten selbst verantwortlich sein. Das Engagement sei bereits jetzt spürbar. „Die Studentinnen und Studenten haben einen Businessplan entworfen und planen in Absprache mit uns die Inneneinrichtung“, berichtet Christine Seizinger. Dieses Engagement ist Grundvoraussetzung dafür, dass das Café ein Erfolg wird. Die Stadt wird das Studi-Café anfangs sicher finanziell unterstützen, „doch es muss auch aus der Eigenverantwortung funktionieren“, sagt Hödl.

Familiencafé in der Marktstraße

Anders ist das beim Familiencafé, das mitten in der Innenstadt – in der Marktstraße 56 – eingerichtet wird. Auch dabei wollte die Wirtschaftsförderungen vor allem jungen Müttern etwas Gutes tun und gerne eine eigene Immobilie bereitstellen – „aber das war nicht der Wunsch der Eltern“, sagt Seizinger. Denn ein Café im Dauerbetrieb wäre zwar toll, verlangt aber viel Hingabe und Zeit. Zeit, die junge Mütter in der Regel nicht haben. Das neue Familiencafé Ebingens wird daher im Erdgeschoss des künftigen „Netzwerkzentrums Innenstadt“ in der Marktstraße 56 einziehen.
Ähnlich wie früher im „Hölzle“ soll das Café den Besucherinnen spontan zur Verfügung stehen. Einfach Schlüssel abholen und gemeinsam einen gemütlichen Nachmittag verbringen – ohne kommerziellen Hintergrund. „Solche Räume fehlen in Albstadt“, sagt Christine Seizinger. „Und gerade für Mütter ist der Austausch sehr wichtig. Aber ein Besuch in einem Café oder einem Restaurant ist mit Kleinkindern häufig mehr Stress als Erholung.“ Im Familiencafé dagegen haben die Frauen (und Männer) gegenseitiges Verständnis für die Bedürfnisse der Eltern und der Kinder. Wickeltisch und Spielecke sind selbstverständlich. Auch Fachvorträge sind vorstellbar.

Mit den Bürgern planen und gestalten

Im „Netzwerkzentrum Innenstadt“ werden vielfältige Nutzungen untergebracht. Start-ups können von den Experten der Wirtschaftsförderung beraten werden, im Obergeschoss wird das neue Albstädter Citymanagement einziehen. Aktuell wird das Gebäude entsprechend umgebaut, Wirtschaftsförderer Andreas Hödl hofft auf einen Einzug Ende Mai, Anfang Juni. Dass man sowohl beim Studierenden-Café als auch beim Familiencafé in enger Absprache mit den anderen Akteuren plant, stehe für den neuen Weg der Innenstadtentwicklung. „Wir planen nicht von oben herab“, sagt Hödl. „Sondern gestalten gemeinsam und entsprechend der Bedürfnisse der Menschen.“