Die Nato-Mächte haben weitere Sanktionen gegen Russland beschlossen. Auslöser weiterer Beratungen der Nato-Außenminister war der Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine und der Angriff auf zahlreiche Städte, unter anderem auf die Hauptstadt Kiew. Im Gespräch ist auch der Ausschluss Russlands aus dem Banken-Kommunikationsnetzwerk SWIFT.
  • Was ist das Swift-System?
  • Droht Russland ein Ausschluss aus dem Netzwerk?
  • Welche Konsequenzen hätte das für das Land?
Alle wichtigen Informationen zum Swift-System lest ihr hier.

Was ist das Swift-System und was sind seine Aufgaben?

„SWIFT“ ist die Abkürzung für „Society for Worldwide Interbank Financial Telecommunication“ – das wichtigste internationale System für den sicheren Austausch von Transaktionen. Das sogenannte „SWIFTNet“ wird von mehr als 11.000 Banken auf der ganzen Welt genutzt. Die teilnehmenden Institute werden innerhalb des Netzwerks über den BIC (Business Identifier Code) identifiziert.
Swift sorgt in der Finanzwelt international für einen gesicherten Nachrichten- und Zahlungsverkehr beteiligter Firmen. Diese sicheren Transaktionen werden über Swift-Nachrichten zwischen etwa 200 Ländern weltweit weiter geleitet. Wer beispielsweise eine Überweisung ins Ausland, zum Beispiel nach Amerika, tätigt, geht über das Swift-Netzwerk. Dafür gibt man bei der Überweisen außerhalb der EU den BIC an.
Heute ist juristisch abgesicherter Zahlungsverkehr nur noch über Swift möglich. Zwischen 2005 und 2018 ist das täglich übertragene Geldvolumen von 4,8 Billionen Euro auf 35,62 Billionen Euro angestiegen ist.
Wie funktioniert das Swift-Netzwerk zur Kommunikation zwischen Banken?
Wie funktioniert das Swift-Netzwerk zur Kommunikation zwischen Banken?
© Foto: dpa-infografik GmbH

Sicherer Zahlungsverkehr – der SWIFT-Code

Für den sicheren Zahlungsverkehr zwischen den weltweit agierenden Banken wurde im Swift-Netzwerk ein eindeutiges Bezeichnungsformat entwickelt. Swift weist dafür jeder Bank einen Code, den BIC, zu. BIC steht für „Business Identifier Code“ und wird weltweit bei Kreditinstituten und Unternehmen genutzt.
Der Code hat eine Länge von acht oder elf Zeichen (Nummern und Buchstaben) und sieht beispielsweise so aus: MARKDEFFXXX. Der Code ist der Deutschen (DE) Bundesbank (MARK) in Frankfurt am Main (FF) zugeordnet.

Cyberangriffe – Wie sicher ist SWIFT?

Mehrfach wurde das Swift-Netzwerk Opfer von Cyber-Angriffen. Unter anderem vom nordkoreanischen Cyber-Geheimdienst „Büro 121“, das mehrfach Beträge zwischen 10 bis 15 Millionen US-Dollar abgriff. 2018 verlor die Zentralbank Bangladesch bei einer Cyberattacke 81 Millionen US-Dollar.

Bewegung im Streit um SWIF-Ausschluss Russlands

Frankreich ist Élyséekreisen zufolge nicht gegen einen Ausschluss Russlands aus dem Banken-Informationssystem Swift. Man sei bereit, in diese Richtung zu gehen, hieß es am Samstag aus den Kreisen. Es gebe derzeit keine Blockade, sondern eine Debatte. Frankreich befürworte einen Ausschluss, sagte auch Wirtschaftsminister Bruno le Maire am Freitag in einer Pressekonferenz nach einem Treffen der EU-Finanzminister in Paris. Er räumte aber ein: Swift sei eine finanzielle Atomwaffe. Da denke man nach, bevor man sie einsetze.

Russland-Ukraine-Konflikt: Droht Russland der Ausschluss aus dem SWIFT-Netzwerk?

Die EU hat am Donnerstag weitere Sanktionen gegen Russland beschlossen – unter anderem in den Bereichen Energie, Finanzen und Transport. Mehrere Regierungschefs forderten bereits vor den Verhandlungen einen Ausschluss Russlands aus dem Banken-Kommunikationssystem Swift. Das hätte zur Folge, dass russische Finanzinstitute vom globalen Finanzsystem ausgeschlossen würden.
Einige Länder, unter anderem auch Deutschland, lehnten in den jüngsten Verhandlungen diese Forderung ab. Laut Bundeskanzler Olaf Scholz hatte das vor allem strategische Gründe. Man solle sich entsprechende Maßnahmen für andere Situationen aufbewahren. Auch Österreichs Kanzler Karl Nehammer sprach sich gegen den Ausschluss Russlands aus: „Hintergrund des Ganzen ist, dass die Aussetzung von Swift weniger die Russische Föderation treffen würde als die Europäische Union“, begründete er die Entscheidung. Russland könne außerdem jederzeit auf das eigene und das chinesische Zahlungssystem umsteigen. Möglich ist dennoch, dass Russland zu einem späteren Zeitpunkt vom Swift-System ausgeschlossen wird.

Was würde ein Ausschluss Russlands vom SWIFT-Verfahren bedeuten?

Ein Ausschluss Russlands vom Swift-System würde zunächst bedeuten, dass die dortigen Banken das globale Finanzsystem nicht mehr nutzen können. Sie haben damit keinen Zugriff mehr auf internationale Geldströme. Der Austausch von Geld mit dem Ausland wird somit erschwert, worunter auch ansässige Firmen leiden.
Russland hat jedoch Alternativen. Die Regierung, um Präsident Wladimir Putin, hat nach den ersten Sanktionen im Zuge der Krim-Annexion 2014 ein eigenes Transaktionssystem, mit dem Namen SPFS, gegründet. Darauf können die russischen Banken im Notfall zurückgreifen. Sollte das eigene Bankensystem nicht funktionieren, kann Russland zudem eine gewisse Zeit mit Hilfe der eigenen Wirtschaft die fehlenden Einnahmen kompensieren. Langfristig ist sich Russland dennoch einem Risiko ausgesetzt.
Auch Europa bekäme den Ausschluss Russlands zu spüren, denn auch die europäischen Unternehmen seien auf Einnahmen aus Russland angewiesen.