Könnte Omikron die Corona-Pandemie weiter verschärfen? Forschende halten die in Botswana und Südafrika entdeckte Coronavirus-Variante für noch ansteckender als die Corona-Mutation Delta, die derzeit das Infektionsgeschehen dominiert. Zudem hielten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Omikron seit seiner Entdeckung für resistenter gegenüber derzeit existierender Impfstoffe. Dieser Meinung ist aktuell auch der Chef des US-amerikanischen Impfstoffherstellers Moderna, Stéphane Bancel.
Im Text geht es unter anderem um folgende Fragen:
- Was ist Omikron?
- Wirkt Moderna gegen Omikron?
- Schützt Biontech gegen Omikron?
- Ist Omikron aber weniger gefährlich als andere Corona-Varianten?
Update: Christian Drosten äußert sich zur Impfung gegen Omikron
Mittwoch, 08.12.2021 um 16:40 Uhr
Christian Drosten wies darauf hin, dass die Ergebnisse bisher vorgestellter Untersuchungen zu ähnlichen Ergebnissen kämen und kommt zu dem Schluss: „Es sieht nicht gut aus für zweifach Geimpfte. Dritte Dosis nötig“, twitterte der Virologe von der Berliner Charité. Drosten geht davon aus, dass Omikron in Deutschland ab Januar Probleme verursachen werde. Wahrscheinlich werde die Variante die Anpassung der vorhandenen Impfstoffe nötig machen, sagte er am Dienstagabend im Podcast „Coronavirus-Update“ bei NDR-Info.
Update: Das sagt Biontech zur Wirksamkeit seines Impfstoffs gegen die Omikron-Variante
Mittwoch, 08.12.2021 um 14.10 Uhr
Der Impfstoff von Pfizer und Biontech ist ersten eigenen Untersuchungen zufolge nach drei Dosen wirksam gegen die Omikron-Variante des Coronavirus. Das teilten die beiden Hersteller am Mittwoch unter Berufung auf eine eigene Studie mit. "Die vorläufigen Daten weisen darauf hin, dass eine dritte Dosis ein ähnliches Niveau an neutralisierenden Antikörpern gegen Omikron hervorruft, wie es nach zwei Dosen gegen den Wildtyp und andere Varianten, die vor Omikron auftraten, beobachtet wurde", hieß es in der Erklärung.
Zwei Impfdosen dürften nach Ansicht der Hersteller "keinen ausreichenden Schutz gegen eine Infektion mit der Omikron Variante bieten". Die Unternehmen gehen jedoch davon aus, dass zumindest ein Schutz vor schweren Krankheitsverläufen gewährleistet sei.
"Sicherzustellen, dass so viele Menschen wie möglich vollständig mit der zwei-Dosis-Serie und der Auffrischungsimpfung geimpft sind, bleibt die beste Strategie, um die Verbreitung von COVID-19 zu verhindern", sagte Pfizer-Chef Albert Bourla. Biontech-Ceo Ugur Sahin rief zu "großflächigen Impf- und Auffrischungskampagnen auf der ganzen Welt" auf, um geschützt "durch den Winter zu kommen".
Pfizer und Biontech rechnen eigenen Angaben zufolge damit, dass sie bis Ende März ein an die Omikron-Variante angepasstes Vakzin herstellen könnten, "sollte eine Anpassung des Impfstoffs für einen höheren sowie langanhaltenderen Schutz notwendig sein".
Update: Biontech wirkt laut Studie vor der Booster-Impfung nur zum Teil gegen Omikron
Mittwoch, 08.12.2021 um 11:10 Uhr
Erste Labor-Untersuchungen zur Wirkung von Corona-Impfstoffen gegen Omikron deuten auf eine schwächere Abwehrreaktion gegen die neue Variante hin. Die Virologin Sandra Ciesek vom Universitätsklinikum Frankfurt veröffentlichte am Mittwoch erste Ergebnisse auf Twitter, die eine deutlich reduzierte Antikörper-Antwort auf die neue Variante zeigen. „Die Daten bestärken, dass die Entwicklung eines an Omikron angepassten Impfstoffs sinnvoll ist“, schrieb Ciesek dazu. Bereits am Vortag hatten südafrikanische Experten ähnliche Daten vorgelegt, wonach die Antikörperantwort bei Geimpften gegen Omikron schwächer ausfällt.
Ciesek wies aber auch daraufhin, dass aus ihrer Auswertung nicht herauszulesen ist, ob Geimpfte bei Omikron vor einem schweren Verlauf geschützt sind. Denn die Immunantwort beruht nicht nur auf Antikörpern, sondern beispielsweise auch auf T-Zellen.
Um die Wirkung eines Impfstoff gegen eine bestimmte Variante von Sars-CoV-2 zu untersuchen, machen Forscher in der Regel sogenannte Neutralisationstests. Es wird geschaut, wie viele Antikörper ein Geimpfter im Blut hat, die an die Virusvariante binden können und sie damit ausschalten. Der tatsächliche Schutz von Geimpften kann damit aber nicht bestimmt werden, dafür braucht es klinische Studien mit Tausenden Probanden oder Auswertungen des laufenden Infektionsgeschehens.
Den Angaben von Ciesek zufolge ist die Antikörperantwort gegen Omikron drastisch reduziert im Vergleich zur Delta-Variante - auch bei Menschen mit Auffrischimpfung gibt es eine Reduktion. Die Daten sind bislang nicht von Fachkollegen begutachtet und nicht in einem Fachmagazin veröffentlicht.
Forscher des Africa Health Research Institute in Südafrika hatten am Dienstag vorläufige Daten zur Wirksamkeit des Biontech/Pfizer-Vakzins gegen Omikron veröffentlicht. Die Ergebnisse legen einer Mitteilung zufolge nahe, dass die Virusvariante der Antikörperantwort von zweifach Geimpften entkommt. Bei Geimpften, die zusätzlich infiziert waren, war demnach aber eine beträchtliche Antikörperantwort messbar. Auch diese Ergebnisse sind noch nicht in einem Fachjournal veröffentlicht.
Wirken die Impfstoffe auch gegen Omikron? Das sagt der Moderna-Chef
In einem Interview mit der „Financial Times“ sagte der Moderna-Chef Bancel, dass wegen der vielen Mutationen der Omikron-Variante gingen Wissenschaftler von einer „erheblichen Abnahme“ der Schutzwirkung aus. Sein Unternehmen habe bereits mit der Arbeit an einem überarbeiteten Impfstoff begonnen, aber dies werde einige Monate dauern, zitiert die Nachrichtenagentur AFP. „Das wird nicht gut sein“, hätten alle Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu ihm gesagt, wenn es um die neue Mutation ging. Zuvor seien Forschende immer zuversichtlich gewesen, dass die vorhandenen Impfstoffe gegen auftauchende Varianten gut wirkten.
Moderna, Biontech, Sputnik V: An Omikron angepasste Impfstoffe könnten entwickelt werden
Blancel erklärt seinen fehlenden Optimismus so: Nach Angaben von Wissenschaftlern betreffen 32 der 50 bei Omikron festgestellten Mutationen das Spike-Protein. Dieses Protein auf der Virusoberfläche wird von den Impfstoffen genutzt, um eine Immunreaktion gegen das Coronavirus hervorzurufen. „Ich glaube, die Wirksamkeit hat auf keinen Fall das gleiche Niveau wie gegen die Delta-Variante“, schlussfolgert Bancel.
Die Reaktion auf Omikron ist bereits da: Moderna, Biontech und Pfizer sowie der Entwickler des in der EU bislang nicht zugelassenen russischen Impfstoffs Sputnik V kündigten an, ihre Impfstoffe zu prüfen und falls notwendig ein an die Omikron-Variante angepasstes Vakzin zu entwickeln. Das könnte allerdings dauern. Zudem warnte der Moderna-Chef davor, die gesamte Produktion auf die Omikron-Variante auszurichten, während auch noch andere Corona-Varianten das Pandemiegeschehen dominieren.
Zählt man in Deutschland bald nur noch mit dem Booster als vollständig geimpft?
Der neue Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat die Wichtigkeit der Auffrischungsimpfungen im Kampf gegen die neue Corona-Variante Omikron unterstrichen. „Die Impfung ist nur abgeschlossen, wenn man dreimal geimpft wurde“, sagte der SPD-Politiker am Mittwoch im „heute journal“ des ZDF. Das sei die neue Realität, um vor Omikron einigermaßen geschützt zu sein. Mit großer Wahrscheinlichkeit werden zwei Impfungen die Krankheit aber bereits abmildern, „und drei Impfungen wahrscheinlich sehr gut gegen schwere Krankheit schützen“.
Wenn die Omikron-Variante Deutschland flächendeckend erreichen würde, könnte das nach Lauterbachs Worten Auswirkungen darauf haben, wer als vollständig geimpft gilt. „Wenn wir tatsächlich die Omikron-Welle hier in Deutschland hätten, dann wäre 2G dann erreicht, wenn man quasi die dritte Impfung hat“, so Lauterbach
WHO: Omikron-Virusvariante inzwischen in 57 Ländern
Die Omikron-Variante des Coronavirus ist bereits in mindestens 57 Ländern nachgewiesen worden. Das berichtete der Chef der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus, am Mittwoch in Genf. Die Zahl der Omikron-Infektionen steige in Südafrika stark, aber es sei zu früh zu sagen, ob sich das Virus in anderen Weltregionen ähnlich ausbreite. „In Südafrika steigen die Omikron-Fälle schnell, aber Omikron wurde dort entdeckt, als die Übertragung der Delta-Variante niedrig war, so hatte es wenig Konkurrenz“, sagte Tedros.
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