Es kommt wieder Gas aus Russland. Nach den Wartungsarbeiten hat die russische Firma Gazprom wieder Erdgas durch die Leitung von Nord Stream 1 geführt. Bisher kommt aber nur 30 Prozent dessen an, was eigentlich durch die Pipeline fließen könnte. Reich das aus?
- Wie ist der Füllstand der Gasspeicher aktuell?
- Reicht das Erdgas für den Winter aus?
- Wo bekommen wir Gas noch her?
- Energiesparen im Alltag: So geht‘s
- Alle Infos zur Gas-Krise aktuell
Füllstand der Gasspeicher aktuell: Das sagt die Bundesnetzagentur
An jedem Wochentag gibt die Bundesnetzagentur momentan einen aktuellen Lagebericht heraus. Dieser erscheint immer um 12 Uhr. Der aktuelle Lagebericht vom Mittwcoh, den 20. Juli 2022 gibt folgende Lage in Deutschland an:
- Die Gasversorgung ist im Moment stabil, die Versorgung gewährleistet
- Eine Verschlechterung der Lage wird nicht ausgeschlossen
- Die Gasspeicher sind zu 65,1 Prozent gefüllt
- Deutschland importiert zudem Gas aus Norwegen, Belgien und den Niederlanden
Die Regierung und die Bundesnetzagentur haben das Ziel ausgegeben, bis 1. Dezember 2022 die Gasspeicher zu 90 Prozent gefüllt zu haben. Sollte Nord Stream 1 nach den Wartungsarbeiten im Juli nicht wieder voll aufgedreht werden, ist dieses Ziel kaum zu schaffen. Wenn Nord Stream 1 Gas in reduziertem Umfang liefert, ist das Ziel auch nicht zu erreichen.
Gas im Winter 2022: Reichen die Füllstände aus?
Die kurze Antwort auf diese Frage lautet: Nein. Die Füllstände reichen aktuell nicht aus, wenn man von dem gleichen Gasverbrauch in Deutschland wie in vergangenen Jahren ausgeht. Die Füllstände werden nach aktuellen Berechnungen der Bundesnetzagentur nur ausreichen, wenn Deutschland selbst weniger Gas zu liefert und zugleich im Winter 2022 zirka 20 Prozent weniger verbraucht wird als in vergangenen Jahren.
Eine jüngere Gemeinschaftsdiagnose von mehreren deutschen Wirtschaftsforschungsinstituten kommt dagegen zum Schluss, dass selbst bei einem sofortigen Komplett-Stopp von Nord Stream 1 auch im ungünstigsten Fall dieses Jahr kein Gasengpass mehr drohe und im kommenden Jahr auch nur in eher ungünstigen Szenarien.
Die Wirtschaftswissenschaftler haben dafür 1000 Kombinationen aus 26 Faktoren gerechnet, wie Stefan Kooths vom Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW) erklärt. Dadurch simuliere man verschiedene Szenarien. In der Mitte der Prognosen sehen die Forscher keine Gaslücke mehr in diesem oder kommenden Jahr. Das liegt vor allem daran, dass sich die Speicher gefüllt haben. Völlige Entwarnung geben sie aber nicht. Bei einem kompletten Lieferstopp im Juli ergebe sich für kommendes Jahr im schlimmsten der 1000 Szenarien eine Gaslücke von 157.600 Gigawattstunden. Nimmt man die Nummer 200 der ungünstigsten Szenarien, sind es aber nur noch 23.800 Gigawattstunden, die fehlen.
Die Bundesnetzagentur tut aktuell alles, um die Füllstände auf 90 Prozent bis Dezember zu bekommen. Werden sie nicht voll, wird wahrscheinlich die Notfallstufe im Notfallplan Gas ausgerufen. Die Regierung und die Bundesnetzagentur werden in diesem Fall entscheiden, welche Bereiche mit Gas versorgt werden – und wer leer ausgehen muss. Privathaushalte werden im Notfallplan besonders geschützt. Sie erhalten also immer genug Gas, um zu heizen.
Gasspeicher müssen zu 90% gefüllt sein: Wie schaffen wir das?
Wie oben bereits beschrieben, müssen die Gasspeicher in Deutschland gefüllt werden, um gut durch den Winter zu kommen. Bleibt das Gas aus Russland aus, müssen alle – auch Privathaushalte, Unternehmen, Stadtwerke – jetzt im Sommer Energie sparen, damit jetzt mehr Gas eingespeichert werden kann. Je mehr Energie jetzt gespart wird, desto mehr bleibt für die kalte Jahreszeit übrig. Die ersten Stadtwerke und Kommunen leisten hier ihren Beitrage: Im sächsischen Dippoldiswalde wird Warmwasser in den Randzeiten zum Teil abgeschaltet, um Energie zu sparen. In Nürnberg schließen über den Sommer drei der vier Hallenbäder. In Augsburg werden Brunnen abgeschaltet. Einige Unternehmen empfehlen erneut das Home Office, damit Büroräume Strom sparen können.
Wie spare ich Gas im Alltag?
Für Privathaushalte gibt das Wirtschaftsministerium Empfehlungen, wie Energie gespart werden kann. Zudem fördert das Ministerium Privateigentümer, die für ihre Immobilie eine Energieberatung in Anspruch nehmen. Hier sind mehr Infos zu der Förderung und wie man sie bekommt.
Zudem gibt es folgende Tipps für Verbraucher und Verbraucherinnen zum Energiesparen im Alltag:
- Kühlschrank: Temperatur erhöhen auf 7 Grad
- Waschmaschine: Energiesparprogramm nutzen, nur mit voller Maschine waschen
- Backofen: Umluft verbraucht weniger Energie als Ober-/Unterhitze
- Gefrierfach: Regelmäßig abtauen spart Strom
- Herd: Beim Kochen den Deckel aufsetzen, da so die Hitze schneller generiert wird und so weniger Energie verbraucht wird
- Beleuchtung: Überall LED-Lampen einsetzen
- Router nachts abschalten
- Standby-Modus meiden, lieber überall alles richtig ausschalten
Noch mehr Spartipps gibt es zum Thema Kochen und Backen hier, zum Thema Kühlschrank und Gefriertruhe hier und zum Thema Waschmaschine hier.