Einen „großen Krönungsschmaus“ (Coronation Big Lunch) soll es in ganz Großbritannien am 7. Mai geben – dem Tag nach der offiziellen Krönung von König Charles III. und Queen Camilla am 6. Mai. Der Buckingham Palace hat dafür eigens ein Rezept veröffentlicht, das für die geplanten Straßen- und Bürgerfeste gedacht ist – und hochoffiziell vom Königspaar persönlich ausgewählt wurde. Es handelt sich um eine spezielle Quiche, die zusammen mit grünem Salat und Frühkartoffeln serviert werden soll. Einen vergleichbaren majestätischen Küchentipp gab es zuletzt vor 70 Jahren, als Elisabeth II. gekrönt wurde. Damals wurde das „Coronation Chicken“ erfunden, eine bis heute beliebte Kaltspeise mit gekochtem Hühnerfleisch, Mayonnaise und Currypulver.

Saubohnen, Puffbohnen, Dicke Bohnen: Was ist das denn?

Beim Nachbacken des aktuellen Quiche-Rezeptes fangen die Probleme allerdings schon beim Einkaufen an: Saubohnen, was ist das bitte? Und wo kann man die kaufen? Nirgendwo, zumindest nicht in Ulm, und wahrscheinlich auch nicht in den meisten anderen deutschen Städten. Denn nach vier Supermärkten ist der Einkaufskorb immer noch leer. Und auch im Internet werden höchstens Samen für Saubohnen angeboten. Bis die geerntet werden könnten, ist die Krönungs-Sause allerdings längst vorbei.
Immerhin hat die Suche nach den getrockneten Hülsenfrüchten einen Lerneffekt: Saubohnen werden auch Ackerbohnen, Puffbohnen oder Dicke Bohnen genannt, sind überhaupt keine Bohnen, sondern Wicken (Vicia), und werden unter anderem als Futtermittel für Tiere genutzt. Ernsthaft. Nur jung geerntet sind sie für den menschlichen Verzehr geeignet. Die Stirn bekommt bei dieser Lektüre die ersten Runzelfalten. Sind da bei Charles und Camilla etwa die Öko-Gäule durchgegangen?
Die in der Verzweiflung gekauften „Jumbo-Bohnen“ für sage und schreibe 4,99 Euro – klang irgendwie nach Dicken Bohnen – entpuppen sich jedenfalls als falsch, trotz Bio-Anbau. In weiser Voraussicht hat der Buckingham Palace jedoch mitgedacht und eine mögliche Saubohnen-Alternative im Rezept angegeben: Sojabohnen. Diese sind bei einem zweiten Anlauf problemlos im Supermarkt erwerblich – als „Edamame“, praktischerweise schon vorgegart und vakuumiert in einem Beutel. Die restlichen Zutaten sind weniger kompliziert: Mehl, Butter, Butterschmalz, Sahne, Eier, Milch, Cheddar-Käse und Spinat. Der spätere Test-Esser, angesteckt von der Krönungs-Vorfreude, spendiert sogar noch eine neue Quiche-Form. Nur der frische Estragon ist eine weitere Shopping-Herausforderung, wenn nicht gerade Markt-Tag ist.
Empfohlener Inhalt der Redaktion

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Youtube, der den Artikel ergänzt. Sie können sich diesen mit einem Klick anzeigen lassen und wieder ausblenden.

Externer Inhalt

Sie erklären sich damit einverstanden, dass Ihnen externe Inhalte von Youtube angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden.

Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Der Backvorgang an sich unterscheidet sich nicht groß von der Zubereitung anderer Quiches – das Original-Rezept in Englisch gibt es hier (und unten angefügt eine deutsche Übersetzung). Außerdem hat das Königshaus ein Youtube-Video als Anschauungsmaterial veröffentlicht: Teig kneten, kühlen, ausrollen, wieder kühlen, blindbacken, Füllung anrühren, auftragen, Käse drauf, fertigbacken. Die Küche duftet nach Butterschmalz und geschmolzenem Cheddar. Und das Ergebnis nach rund zwei Stunden Vorbereitungs- und Backzeit ist optisch durchaus passabel: fein glänzend, mit einem Käsebezug in Gelb-Orange, dunkelgrünen Einsprengseln und krossem Teigrand. Mit dem Original-Backwerk aus der Küche des Buckingham Palace kann unsere Quiche locker mithalten!
Das Ergebnis: Die "Coronation Quiche" mit Sojabohnen statt Saubohnen.
Das Ergebnis: Die „Coronation Quiche“ mit Sojabohnen statt Saubohnen.
© Foto: Tanja Wolter
Der ungeduldig wartende Test-Esser sitzt nach der Abkühlungsphase gespannt am Tisch und schnuppert erst mal an seinem frisch heruntergeschnittenem Quiche-Stück, wie es sich für einen Hobby-Gourmet gehört. „Riecht nach Spinat“, lautet die fachkundige Feststellung.

Vernichtendes Urteil: „Erdig, fad, viel zu bohnig“

Dann der erste Happen, ein irritierter Blick – und sich steigernde Äußerungen der Enttäuschung: „Es schmeckt erdig“, heißt es zunächst vorsichtig, um die Bäckerin nicht zu beleidigen. Dann: „Der Nachgeschmack ist etwas fad.“ Und in Anlehnung an einen inzwischen im Gefängnis schmorenden Starkoch aus München: „Vielleicht noch a bisserl Chili?“ Es geht weiter mit: „Viel zu bohnig, es fehlt der Pfiff.“ Und endet mit dem verheerenden Fazit: „Mit einem großen Bier zum Runterkippen geht es gerade so. Ansonsten schmeckt es nach nassem Hund!“
Die Quiche-Produzentin und Autorin muss dem Test-Esser leider recht geben, mehr als drei Bissen bekommt sie nicht runter. Nach der Probe gibt es erst mal einen Kräuterschnaps aus einer Klosterbrennerei, um den unangenehmen Nachgeschmack loszubekommen. Nein, königlich ist diese Quiche definitiv nicht. Aber die Briten mögen ja bekanntlich auch Black Pudding aus gebackenem Schweineblut und Haggis, ein Gericht aus Magen, Herz, Leber, Lunge und Nierenfett vom Schaf.

Hier das Rezept zum Nachkochen:

Wer sich von dieser Erfahrung nicht abbringen lassen und die Krönungs-Quiche trotzdem selbst ausprobieren will – hier die Original-Anleitung:

Die Zutaten für den Teig:

  • 125 Gramm Weizenmehl 550
  • eine Prise Salz
  • 25 Gramm kalte, gestückelte Butter
  • 25 Gramm Schmalz
  • 2 Esslöffel Milch
  • alternativ: 250 g fertiger Quiche-Teig oder ungesüßter Mürbeteig

Die Zutaten für die Füllung:

  • 125 Milliliter Milch
  • 175 Milliliter Sahne (fettreich)
  • 2 mittelgroße Eier
  • 1 Esslöffel Estragon (frisch gehackt)
  • Salz und Pfeffer
  • 100 g Cheddar gerieben
  • 180 g gekochter Spinat, gehackt
  • 60 g Saubohnen oder Sojabohnen, gekocht

Die Zubereitung:

  • Mehl und Salz in eine Schüssel sieben, Butter und Butterschmalz hinzufügen und mit den Fingerspitzen mischen, bis eine sandig-krümelige Textur entsteht
  • Nach und nach die Milch hinzugeben und zu einem Teig kneten
  • Den Teig zugedeckt im Kühlschrank 30 bis 45 Minuten ruhen lassen
  • Eine Arbeitsfläche leicht bemehlen und den Teig etwa 5 mm dick zu einem Kreis ausrollen, der etwas größer ist als die Backform (Durchmesser 20 cm).
  • Die Backform mit dem Teig auskleiden
  • Die Backform zugedeckt weitere 30 Minuten im Kühlschrank ruhen lassen
  • Den Backofen auf 190 Grad vorheizen und den Teig für 15 Minuten „blindbacken“, dazu auf den Teig Backpapier legen und mit getrockneten Hülsenfrüchten beschweren
  • Backform herausholen, Backpapier und Hülsenfrüchte entfernen
  • Milch, Sahne, Eier, Kräuter und Gewürze verquirlen. Die Hälfte des geriebenen Käses auf den blindgebackenen Boden streuen, mit dem gehackten Spinat und den Bohnen belegen und dann die flüssige Mischung darüber gießen.
  • Den restlichen Cheddarkäse darüberstreuen, in den auf 160 Grad heruntergedrehten Ofen stellen und 20 bis 25 Minuten backen, bis die Quiche fest und leicht golden ist.

Mehr Genuss-Geschichten

Übrigens: Alle Geschichten rund ums Thema Essen, Kochen, Restaurants und Ausgehen im Raum Ulm/Neu-Ulm sowie Ernährungstrends bündeln wir auf der Seite www.swp.de/aufgetischt. Dort gibt es auch den Link zu unserem Aufgetischt-Newsletter, in dem wir unsere Leser auf dem Laufenden halten und zusätzlich immer wieder Rezepte und exklusive Gewinnspiele versenden. Hier gibt’s unser Anmeldeformular auch direkt:
Newsletter-Anmeldung
Aufgetischt
Wöchentlicher Versand
Alles rund ums Essen im Raum Ulm/Neu-Ulm, Gewinnspiele und Rezepte direkt in Ihr Postfach.
Anrede *
E-Mail-Adresse
Vorname
Nachname
Wir nehmen den Schutz Ihrer Daten ernst. Bitte lesen Sie mehr dazu unter www.swp.de/privacy.