Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat die Belastungen der Beschäftigten in den Gesundheitsämtern durch die Coronakrise gewürdigt. Die Pandemie sorge dort für "unfassbaren Mehraufwand", sagte sie am Dienstag zu Beginn einer virtuellen Konferenz über den öffentlichen Gesundheitsdienst. Bund und Länder wollen das System mit einem milliardenschweren Paket stärken - die Kommunen dringen nun auf eine schnelle Umsetzung - auch angesichts der aktuellen Corona-Zahlen in Deutschland.
Merkel tauschte sich bei der Konferenz mit leitendem Personal von Gesundheitsämtern und Gesundheitsdezernaten sowie mit Landrätinnen und Oberbürgermeistern über die Lage und die Zukunftsaussichten aus. Vertreter von Gesundheitsämtern der Städte Frankfurt am Main und Köln sowie der Kreise Gütersloh, Reutlingen und Soest stellten dabei ihre Verbesserungsideen vor.

Merkel würdigt Arbeit der Gesundheitsdienste: „Zentrale Rolle in der Corona-Zeit“

Was die Beschäftigten der Ämter Tag für Tag leisteten, sei "ungewöhnlich", sagte Merkel. Dafür wolle sie sich bedanken. Die Gesundheitsämter spielten in der Corona-Zeit "eine zentrale Rolle". Sie würden dabei helfen, die Infektionsketten zu brechen, und hätten einen "wesentlichen Anteil" daran, dass das Infektionsgeschehen in Deutschland weitgehend unter Kontrolle sei.
Allerdings ließen insbesondere die technische Ausstattung und die "digitalen Möglichkeiten" der Gesundheitsämter noch zu wünschen übrig, räumte Merkel ein. Auch das Personal sei teilweise knapp. Die Kanzlerin hob in diesem Zusammenhang die Verständigung von Bund und Ländern auf einen "Pakt für den öffentlichen Gesundheitsdienst" hervor, der ein Volumen von vier Milliarden Euro haben soll.

Größte Investition in den Gesundheitsdienst in der Geschichte der Bundesrepublik

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) betonte während der Konferenz, es handele sich wohl um "die größte Investition in den Aufbau und Ausbau des öffentlichen Gesundheitsdienstes in der Geschichte der Bundesrepublik". Es gehe insbesondere um einen Personalaufbau - bis Ende 2022 würden mindestens 5000 neue Stellen geschaffen.
In Grußworten an die Konferenz würdigten auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) den Einsatz der Gesundheitsämter. Dort sei in den vergangenen Monaten "Übermenschliches" geleistet worden, sagte Söder. Tschentscher sagte, der öffentliche Gesundheitsdienst leiste in der Pandemie "hervorragende Arbeit".

Ärztepräsident: 5000 neue Stellen werden auch nach Corona gebraucht

Die angestrebten 5000 neuen Stellen im Öffentlichen Gesundheitsdienst werden nach Ansicht von Ärztepräsident Klaus Reinhardt auch nach Ende der Corona-Pandemie gebraucht. „Ich glaube, dass es eine nachhaltige Infrastrukturverbesserung ist, und nicht nur so ein Einmaleffekt, der nur jetzt für diesen Zeitraum der gültigen Pandemie wirksam sein wird“, sagte Reinhardt am Mittwoch im ZDF-„Morgenmagazin“.
Die Besetzung der Stellen könne jedoch nur gelingen, wenn es eine attraktive Bezahlung gebe, mahnte Reinhardt. Ärzte erhielten in Gesundheitsämtern etwa ein Drittel weniger als in kommunalen Kliniken. „Und ich glaube, das kann schonmal nicht so bleiben, wenn man diese Stellen besetzen möchte.“