Die zweite Welle der Corona-Pandemie trifft auch Deutschland mit Wucht - und sie ebbt nicht ab. Im Gegenteil: Immer mehr Landkreise überschreiten bei der 7-Tage-Inzidenz den Vorwarnstufen-Grenzwert von 35 oder sogar die folgenreichere Grenze von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern binnen 7 Tagen. Die Fall-Zahlen steigen in allen Bereichen weiter an.
Merkel appelliert an Bürger wegen Corona-Fallzahlen
Deswegen hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in einem dramatischen Appell die Bürger aufgefordert, zur Eindämmung der Corona-Pandemie beizutragen. „Wir müssen jetzt alles tun, damit das Virus sich nicht unkontrolliert ausbreitet. Dabei zählt jetzt jeder Tag“, sagte die CDU-Politikerin in ihrer am Samstag veröffentlichten wöchentlichen Videobotschaft. Ich bitte Sie: Verzichten Sie auf jede Reise, die nicht wirklich zwingend notwendig ist, auf jede Feier, die nicht wirklich zwingend notwendig ist. Bitte bleiben Sie, wenn immer möglich, zu Hause, an Ihrem Wohnort.“
Wie sieht es bei den Corona-Werten aus? Wie ist die Lage in Deutschland am Samstag, 17.10.2020, bei wichtigen Werten wie Neuinfektionen, Inzidenz und Genesenen?
Das ist der Stand der Corona-Fallzahlen in Deutschland am Samstag
Auch am Samstag wurde wieder ein Rekordwert gemeldet. Hier der aktuelle Stand:
- Die Gesundheitsämter meldeten nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) vom Samstagmorgen 7830 Neuinfektionen - noch einmal 496 mehr als am Freitag.
- Seit Beginn der Corona-Krise haben sich nach RKI-Angaben mindestens 356.387 Menschen in Deutschland mit dem Coronavirus infiziert (Datenstand 17.10., 0.00 Uhr).
- Es werden jetzt auch deutlich mehr Menschen mit Covid-19 auf Intensivstationen behandelt. Laut RKI-Lagebericht vom Freitag werden 690 Corona-Infizierte intensivmedizinisch behandelt, 341 davon werden invasiv beatmet.
- Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion lag demnach bei 9767. Das waren 33 mehr als am Vortag.
- Nach Schätzungen des RKI gibt es etwa 290.000Genesene.
- Die Inzidenz der letzten 7 Tage ist deutschlandweit auf 37,2 Fälle pro 100.000 Einwohner gestiegen (Stand Freitag).
- Die Reproduktionszahl, kurz R-Wert, lag nach RKI-Schätzungen in Deutschland laut Lagebericht vom Samstag bei 1,22 (Vortag: 1,08). Das bedeutet, dass ein Infizierter im Mittel etwa einen weiteren Menschen ansteckt. Der R-Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen etwa eineinhalb Wochen zuvor ab.
- Zudem gibt das RKI in seinem aktuellen Lagebericht ein sogenanntes Sieben-Tage-R an. Der Wert bezieht sich auf einen längeren Zeitraum und unterliegt daher weniger tagesaktuellen Schwankungen. Nach RKI-Schätzungen lag dieser Wert bei 1,3 (Vortag: 1,22). Er zeigt das Infektionsgeschehen von vor 8 bis 16 Tagen.
Mehr Infektionen, mehr Tests und höhere Positiv-Rate
Immer wieder werden bei den aktuellen Zahlen Rekordwerte im Vergleich zum Frühjahr gemeldet. Die aktuellen Werte sind einerseits nicht gänzlich mit denen etwa des März vergleichbar, weil mittlerweile wesentlich mehr getestet wird - und damit auch mehr Infektionen entdeckt werden. Auf der anderen Seite aber schwankt die Zahl der Coronatests seit Mitte August zwischen rund 1,1 Millionen und 1,2 Millionen pro Woche. In dieser 8 Wochen umfassenden Zeitspanne der relativ konstanten Test-Häufigkeit in Deutschland sind die Fallzahlen dennoch stark gestiegen. Und: Die Rate der positiven Tests ist laut RKI deutlich gewachsen: von 0,74 Prozent Ende August auf 2,48 Prozent in der Woche vom 5.10.2020 bis 11.10.2020.
Die Infektions-Lage wird als so akut bewertet, dass die Bundes- und die Landesregierung zu verschärften Corona-Maßnahmen ergreifen.
Städtebund will Kita-Schließungen wegen Corona verhindern
Der Deutsche Städte- und Gemeindebund mit Sitz in Berlin will eine neuerliche Schließung von Kitas auch bei steigenden Corona-Zahlen mit neuen Konzepten unbedingt verhindern. Der Hauptgeschäftsführer des Bundes, Gerd Landsberg, sagte der „Passauer Neuen Presse“, die Kommunen wollten alles Notwendige dafür tun, dass die Kindertagesbetreuung gesichert bleibe. Der „Lockdown“ zu Beginn der Pandemie habe den Familien und vor allem den Kindern enorm viel abverlangt, sagte er.