„Wir beobachten die aktuellen Entwicklungen – steigende Infektionszahlen und neue Gefahrenherde - sehr genau und mit Sorge“, sagte der für die Koordinierung der Corona-Maßnahmen zuständige Staatskanzleichef Florian Herrmann (CSU) der Deutschen Presse-Agentur in München. Derzeit könne das Gesundheitssystem mit den Infektionen gut umgehen. Die Corona-Krise sei „ein dynamischer Prozess, bei dem wir immer wieder nachsteuern müssen. Wir werden auch in Zukunft die Maßnahmen treffen, die zum Schutz unserer Bevölkerung erforderlich sind.“

Sorglose Feiernde derzeit Ursache für Neuinfektionen

Am kommenden Donnerstag wollen sich die Ministerpräsidenten der Länder in einer Videokonferenz mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) über die aktuelle Lage austauschen. Dabei dürfte es auch um die Frage gehen, ob es eine Personen-Obergrenze für private Feiern geben muss. Neben Urlaubsrückkehrern sind sorglose Feiern derzeit eine Ursache, weshalb die Zahlen in ganz Deutschland wieder hochgehen. „Die Grenze kann aber nicht irgendwo dann bei 200 oder 300 oder 400 oder 500 liegen, wie sie diskutiert wird, denn genau da entsteht das Ganze ja“, sagte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Sonntag dem Deutschlandfunk. Falls es zu einheitlichen Standards komme, „müssten sie sich an der bayerischen Linie orientieren“, sagte auch Gesundheitsstaatssekretär Klaus Holetschek (CSU) der „Augsburger Allgemeinen“. „Ich glaube nicht, dass der Freistaat seinen bewährten Weg verlässt.“

Höhere Bußgeldern für Maskenverweigerer

Mit höheren Bußgeldern für Maskenverweigerer und mehr Kontrollen will Bayern die Ausbreitung des Coronavirus in Bayern ausbremsen. „Wir werden den Bußgeldkatalog auf 250 Euro im einmaligen Fall und bis 500 Euro bei mehrmaligen Verstößen anheben“, sagte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Montag in München. Für Verstöße gegen Quarantäneauflagen sollen zudem 2000 Euro fällig werden. «Wir hoffen, dass es zu einer noch besseren Einhaltung kommt», sagte Söder. Das Innenministerium erarbeite gerade mit dem Gesundheitsministerium den Bußgeldkatalog, er solle noch im Laufe der Woche bekannt gemacht werden.

Ausweitung der Corona-Testzentren

Im Kampf gegen die Pandemie kündigte Söder zudem eine Ausweitung der Corona-Testzentren auf die Bahnhöfe für Fernbusse an. Bislang gibt es nur an Autobahnen, Flughäfen und normalen Bahnhöfen mit Fernverkehr Testzentren. Spätestens ab Anfang September würden dann auch die regionalen Testzentren ihre Arbeit aufnehmen.

Auflagen kaum kontrollierbar

Im Moment gelten in Bayern für private Veranstaltungen wie Geburtstage, Beerdigungen und Hochzeiten Obergrenzen von bis zu 100 Menschen in geschlossenen Räumen und 200 Personen bei entsprechenden Hygieneauflagen unter freiem Himmel. In der Praxis lässt sich dies aber meist nicht oder kaum kontrollieren. So mussten jüngst etwa wegen eines mit Corona infizierten 114 Menschen in Quarantäne und auf eine Ansteckung getestet werden.

Corona-Zahlen: Stadt Rosenheim führt neue Beschränkungen ein

Die Stadt Rosenheim hat am Wochenende den 7-Tage-Grenzwert bei den Corona-Infektionen überschritten und reagiert mit Beschränkungen des öffentlichen Lebens. Der Wert habe am Wochenende bei 53,7 Neuinfektionen binnen sieben Tagen pro 100.000 Einwohner gelegen, teilte die Stadt am Montag mit. Damit ist nicht nur der Frühwarnwert für Bayern von 35 Neuinfektionen überschritten, sondern auch die von Bund und Ländern vereinbarte Schwelle für verschärfte Beschränkungen des öffentlichen Lebens.

Steigende Neuinfektionen in Bayern: Das sind die Einschränkungen

Deshalb gelten nun unter anderem stärkere Beschränkungen für private Veranstaltungen und für Gruppen in der Öffentlichkeit.
  • Etwa dürfen nur noch maximal 50 Menschen an nicht öffentlichen Veranstaltungen in geschlossenen Räumen teilnehmen, unter freiem Himmel sind höchstens 100 Leute zugelassen.
  • In der Öffentlichkeit dürfen sich nur noch Mitglieder eines Hausstands oder maximal fünf Menschen in Gruppen aufhalten.
  • Reiserückkehrer aus Risikogebieten werden zu einem zweiten Test nach fünf bis sieben Tagen verpflichtet. Er ist Voraussetzung für die Aufhebung der häuslichen Quarantäne. Diese Anordnung gilt für Stadt und Landkreis Rosenheim.
  • Allen Reiserückkehrern aus dem Ausland, vor allem aus südosteuropäischen Ländern wird zudem dringend empfohlen, das kostenlose Testangebot in Anspruch zu nehmen.

RKI-Dashboard: So sehen die Corona-Zahlen für München aus

Laut Dashboard des RKI liegt auch München mit einem 7-Tage-R-Wert von knapp 28 nahe an der Grenze zur Vorwarnstufe. So sehen die Zahlen für München aus (Stand 24.08.20, 0:00 Uhr):
  • Zahl der Infizierten: 8149
  • Veränderung zum Vortag: +59
  • Zahl der Toten: 223
  • Veränderung zum Vortag: 0
  • Fälle pro 100.000 Einwohner: 553,8
  • Fälle letzte 7 Tage pro 100.000 Einwohner: 27,9
Auch im Kreis Kelheim (29,4), im Kreis Ebersberg (37,3) und im Kreis Ingolstadt (31,4) drohen aufgrund der erhöhten Werte von Neuinfektionen neue Beschränkungen.

RKI-Zahlen: So hoch liegt der 7-Tage-R-Wert in Ulm und Neu-Ulm

Laut RKI-Dashboard liegt auch Ulm mit einem 7-Tage-R-Wert von knapp 29 nahe an der Grenze zur Vorwarnstufe. So sehen die Zahlen für Ulm aus (Stand 24.08.20, 0:00 Uhr):
  • Zahl der Infizierten: 408
  • Veränderung zum Vortag: +2
  • Zahl der Toten: 5
  • Veränderung zum Vortag: 0
  • Fälle pro 100.000 Einwohner: 323,0
  • Fälle letzte 7 Tage pro 100.000 Einwohner: 28,5
In Neu-Ulm liegt der Wert bei knapp 28. In seinem Dashboard weist das RKI täglich die Zahl der Neuinfektionen, Toten und Genesenen für Landkreise und Bundesländer aus.