Die Corona-Fallzahlen in Deutschland zeigen seit Wochen einen stetigen, zunehmenden Trend nach oben. Am Sonntag meldete das Robert Koch-Institut RKI 782 neue Fälle binnen der letzten 24 Stunden - wegen fehlender Meldungen der Gesundheitsämter an den Wochenenden traditionell ein geringerer Wert als werktags. Am Samstag waren es 2034 Neuinfektionen. Diese Entwicklung hat Folgen: Angesichts der steigenden Infektionszahlen in ganz Deutschland erwägen mehrere Bundesländer wie
- Bayern
- Baden-Württemberg
- Brandenburg
- Nordrhein-Westfalen
- Schleswig-Holstein
- Niedersachsen
- Berlin
offenbar eine Verschärfung der Corona-Maßnahmen besonders gegen Partys und Feste.
Treffen der Minister zu Corona-Maßnahmen am Montag und Donnerstag
Neben Urlaubsrückkehrern sind sorglose Feiern derzeit eine Ursache, weshalb die Zahlen in ganz Deutschland wieder hochgehen. Am kommenden Donnerstag wollen sich die Ministerpräsidenten der Länder in einer Videokonferenz mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) über die aktuelle Lage austauschen. Dabei dürfte es auch um die Frage gehen, ob es eine Personen-Obergrenze für private Feiern geben muss.
Bereits am Montag wollen die Gesundheitsminister von Bund und Ländern beraten - Thema sind auch dort das Infektionsrisiko auf Feiern und anderen Veranstaltungen und ebenfalls mögliche Auflagen.
Bayern schließt weitere Corona-Schutzauflagen für private Feiern nicht aus
Bayern etwa schließt eine Verschärfung der Schutzauflagen für private Feiern nicht aus. „Wir beobachten die aktuellen Entwicklungen – steigende Infektionszahlen und neue Gefahrenherde - sehr genau und mit Sorge“, sagte der für die Koordinierung der Corona-Maßnahmen zuständige Staatskanzleichef Florian Herrmann (CSU) am Sonntag in München.
Derzeit könne das Gesundheitssystem mit den Infektionen gut umgehen. Die Corona-Krise sei „ein dynamischer Prozess, bei dem wir immer wieder nachsteuern müssen. Wir werden auch in Zukunft die Maßnahmen treffen, die zum Schutz unserer Bevölkerung erforderlich sind.“
Minister Manne Lucha: Einschränkungen bei steigenden Corona-Zahlen
Baden-Württembergs Gesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne) äußerte sich in der „FAS“ zum Thema und warnte: „Wenn wir merken, dass die Eigenverantwortung nicht weit genug geht, werden wir wieder stärker einschränken müssen", sagte er mit Blick auf private und öffentliche Feste.
"Jede Öffnung, die wir machen, kommt dem Ritt auf der Rasierklinge gleich", betonte er. Notfalls müsse und könne das Land "nachsteuern".
Die Ministerpräsidenten der Länder wollen am kommenden Donnerstag mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in einer Videokonferenz über die aktuelle Corona-Lage und gegebenenfalls notwendige Konsequenzen beraten.
Strengere Strafen bei Verstößen gegen Corona-Regeln
Angesichts der deutlich steigenden Infektionszahlen könnten zudem Corona-Verstöße in Baden-Württemberg nach Ansicht von Sozialminister Manne Lucha bald strenger bestraft werden. „Wenn sich die Lage nicht verbessert und wenn das eigenverantwortliche Handeln nicht ausreicht, um die Infektionen einzugrenzen, wird das Mittel der Sanktion stärker gezogen werden müssen“, sagte er der „Stuttgarter Zeitung“ und den „Stuttgarter Nachrichten“. Es müsse klar gemacht werden, wie wichtig es sei, Vorgaben wie die Quarantänepflichten einzuhalten.
In Brandenburg sagte Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) der "FAS": Private Feiern sind eine sehr große Gefahr." Sollte die Zahl der Infektionen weiter im jetzige Tempo ansteigen, drohten abermals "harte Kontaktbeschränkungen". Das solle allen bewusst sein.
Bundesweit Einheitliche Corona-Regel zu Festen nicht in Sicht
Die Forderung nach einer bundesweit einheitlichen Teilnehmergrenze für private Feiern stößt unterdessen in mehreren Bundesländern auf Widerstand, berichtet die dpa Demnach befürworten etwa Berlin, Hamburg, Bremen, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz grundsätzlich eine einheitliche Obergrenze für Familienfeiern, Geburtstagspartys oder Hochzeiten, um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen. Länder wie Schleswig-Holstein oder Mecklenburg-Vorpommern lehnen diese ab.
Hygiene-Regeln Regeln für private Feiern beachten
Sicher ist: Hygiene-Regeln werden im kampf gegen Corona weiter eine wichtige Rolle spielen. Auch private Feiern hätten klare Regeln für die Hygiene, sagte Manfred Lucha. „Im Land analysieren wir gerade, wie sich private Feiern auf das Infektionsgeschehen auswirken“, ergänzte der Minister.
Kramp-Karrenbauer für Maskenpflicht in Schulen und am Arbeitsplatz
CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer hat sich am Sonntag für eine Ausweitung der Pflicht für einen Mundschutz ausgesprochen. Die umfassende Maskenpflicht solle am Arbeitsplatz und auch für die Schulen gelten,
Hohe Fallzahlen wegen Reiserückkehrern
Derzeit sorgen vor allem die deutlich zunehmenden Corona-Fälle aus dem Ausland für Aufsehen. Seit Mitte Juni haben sich laut Landesgesundheitsamt mehr als 1402 Menschen mutmaßlich im Ausland infiziert.
In den vergangenen zwei Wochen wurde sogar jeder zweite Corona-Fall - 837 Fälle - im Südwesten wohl aus dem Ausland importiert. An der Spitze der wahrscheinlichen Infektionsländer standen der Behörde zufolge in diesen zwei Wochen Kroatien (242) und der Kosovo (200), gefolgt von Bosnien und Herzegowina, der Türkei und Bulgarien.