Am Donnerstag, den 24.08.2023 endet der Brics-Gipfel mit der Ankündigung, dass im Zuge der Erweiterung des Bündnisses mehrere Staaten der Gruppe beitreten werden. Wer die Brics-Staaten sind, welche neuen Staaten beitreten werden, welche Ziele die Gruppe verfolgt und vieles mehr im Überblick.

Wer sind die Mitglieder der Brics-Gruppe?

Die Brics-Staaten stellen eine Gruppierung aufstrebender Volkswirtschaften dar – in diesen Staaten wird ein Viertel der globalen Wirtschaftsleistung erarbeitet, sie machen 42 Prozent der Weltbevölkerung aus. Die Abkürzung repräsentiert die Initialen der fünf beteiligten Länder:
  • Brasilien
  • Russland
  • Indien
  • China
  • Südafrika

Wie ist die Brics-Gruppe entstanden?

Im Jahre 2001 veröffentlichte Jim O'Neill, der damals in der Position des Chefvolkswirts bei Goldman Sachs tätig war, eine Untersuchung bezüglich der zukünftigen Perspektiven von Schwellenländern. Innerhalb dieser Studie betonte er die wachsende Relevanz von Brasilien, Russland, Indien und China und fasste diese Nationen unter der Abkürzung "Bric" zusammen.
Die Brics-Gruppe wurde formell im Jahr 2009 etabliert und veranstaltet jährlich einen Gipfel, der abwechselnd von einem der Mitgliedsländer ausgerichtet wird.

Was sind die Ziele der Brics-Staaten?

Die Brics-Staaten verstehen sich als Gegengewicht zu westlichen Bündnissen. Dabei versuchen sie, ihren internationalen Einfluss zu stärken. Die Hauptziele der Treffen der fünf Volkswirtschaften, die in unterschiedlichem Maße wachsen, sind die Stärkung ihrer Position gegenüber den Vereinigten Staaten und der Europäischen Union. Sie setzen sich aktiv für die Etablierung einer multipolaren Weltordnung ein, die ein wirtschaftliches und politisches Gleichgewicht beinhaltet. Sie streben danach, sich von Institutionen wie der Weltbank und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) zu distanzieren, die nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet wurden.
Im Zuge des Brics-Treffens vom 22.-24. August 2023 hatte Südafrikas Präsident Ramaphosa gesagt, angesichts einer sich verändernden Welt sei eine "grundlegende Reform" der Weltordnungspolitik nötig. "Neue Realitäten erfordern eine grundlegende Reform der Institutionen der Weltordnungspolitik, damit sie repräsentativer werden und besser auf die Herausforderungen reagieren können, vor denen die Menschheit steht", sagte er.
Auch ihre Abhängigkeit vom US-Dollar als globale Leitwährung möchten die Brics-Länder reduzieren. Eigenen Angaben zufolge machen die Länder der Allianz bisher 42 Prozent der Weltbevölkerung, 30 Prozent der globalen Landfläche und 24 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung aus.
Neben einer eigenen Währung steht auch Erweiterung auf dem Programm: beim Brics-Gifpels 2023 stand die Erweiterung der Allianz im Vordergrund, zahlreiche weitere Mitglieder sollen aufgenommen werden.
Die bisher fünf Brics-Staaten sind jedoch in vielen Fragen unterschiedlicher Auffassung.
23.08.2023, Südafrika, Johannesburg: Luiz Inacio Lula da Silva (l-r), Präsident von Brasilien, Xi Jinping, Präsident von China, Cyril Ramaphosa, Präsident von Südafrika, Narendra Modi, Premierminister von Indien, und Sergej Lawrow, Außenminister von Russland, bei einem Gruppenfoto während des Brics-Gipfels im Sandton Convention Centre.
23.08.2023, Südafrika, Johannesburg: Luiz Inacio Lula da Silva (l-r), Präsident von Brasilien, Xi Jinping, Präsident von China, Cyril Ramaphosa, Präsident von Südafrika, Narendra Modi, Premierminister von Indien, und Sergej Lawrow, Außenminister von Russland, bei einem Gruppenfoto während des Brics-Gipfels im Sandton Convention Centre.
© Foto: Gianluigi Guercia/dpa

Welche Länder werden neue Mitglieder der Brics-Gruppe?

Die Brics-Gruppe nimmt nach Angaben des südafrikanischen Präsidenten Cyril Ramaphosa zum Jahreswechsel sechs weitere Staaten auf:
  • Argentinien
  • Ägypten
  • Äthiopien
  • Iran
  • Saudi-Arabien
  • Vereinigten Arabischen Emirate
Die Länder sollen "vollwertige Mitglieder" der Brics werden, sagte Ramaphosa am Donnerstag, den 24. August 2023 auf einer gemeinsamen Pressekonferenz der derzeitigen Mitgliedsstaaten auf dem Brics-Gipfel in Johannesburg. Der Eintritt der neuen Mitglieder werde zum 1. Januar 2024 wirksam.
Es wird erwartet, dass eine beträchtliche Anzahl von weiteren Staaten in die Gruppe aufgenommen wird. Nach den Aussagen der südafrikanischen Außenministerin Naledi Pandor haben ungefähr 40 Länder mehr oder weniger konkretes Interesse an einer Mitgliedschaft in den Brics bekundet, wobei 23 davon bereits konkrete Schritte unternommen haben. In diesen Kreis fallen Länder wie Algerien, Kuwait, Bangladesch, Venezuela und Thailand. Die genauen Kriterien für den Beitritt wurden bisher nicht öffentlich bekannt gegeben.

Was hat es mit der Brics-Währung auf sich?

Die fünf Brics-Länder repräsentieren 18 Prozent des weltweiten Handels, der größtenteils in US-Dollar abgewickelt wird. Diese Staaten kritisieren die dominante Stellung des Dollars im globalen Handel und haben es sich zum Ziel gesetzt, sich von dieser Währungsabhängigkeit zu befreien.
Die Gruppe setzt sich dafür ein, die Verwendung der nationalen Währungen der Mitgliedsstaaten im internationalen Handel zu erhöhen und langfristig ein gemeinsames Zahlungssystem einzuführen. Ein bedeutender Schritt in diese Richtung wurde in diesem Jahr von Brasilien und China unternommen, indem sie ein bilaterales Abkommen unterzeichneten, um ihren Handel in ihren eigenen Landeswährungen abzuwickeln.
Der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva sagte am Rande des Gipfels, er wolle "auf Augenhöhe mit der Europäischen Union, den Vereinigten Staaten" sein.
23.08.2023, Russland, Moskau: Wladimir Putin, Präsident von Russland, nimmt per Videoschalte am Brics-Gipfel in Südafrika teil.
23.08.2023, Russland, Moskau: Wladimir Putin, Präsident von Russland, nimmt per Videoschalte am Brics-Gipfel in Südafrika teil.
© Foto: Mikhail Klimentyev/Pool Sputnik Kremlin/AP

Der Brics-Gipfel 2023 – das Putin-Dilemma

Die Vorbereitungen für den 15. Gipfel sorgten weltweit für Aufsehen, nachdem der südafrikanische Präsident Cyril Ramaphosa den russischen Staatschef Wladimir Putin zur Teilnahme eingeladen hatte. Diese Entscheidung wurde kontrovers diskutiert, da gegen den Kreml-Chef ein Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs im Zusammenhang mit dem Konflikt in der Ukraine vorliegt. Nach längeren Spekulationen wurde schließlich von Pretoria bestätigt, dass Putin per Videokonferenz am Gipfel teilnehmen werde. Statt Putin wird der russische Außenminister Sergej Lawrow nach Südafrika reisen.
Die enge Beziehung zwischen Pretoria und Moskau reicht bis zur sowjetischen Unterstützung der Anti-Apartheid-Bewegung zurück. Bisher hat sich Südafrika geweigert, den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine zu verurteilen.
(mit Material von dpa und afp)