Der Messerangriff auf die 14-jährige Ece und ihre Freundin (13) aus Illerkirchberg hat bundesweit Entsetzen ausgelöst. Tausende Menschen trauerten gemeinsam mit den Angehörigen um Ece, die an den Messerstichen eines 27-Jährigen starb, und fühlten mit ihrer Freundin, die bei dem Angriff morgens auf dem Schulweg schwer verletzt wurde. Seit der erschütternden Tat steht die Frage im Raum, was das Motiv des mutmaßlichen Täters aus Eritrea war.
Messer-Angriff in Illerkirchberg: Staatsanwaltschaft Ulm erhebt Anklage
Jetzt kann der Fall endlich juristisch aufgearbeitet werden: Die Ermittlungen der Polizei wurden vergangene Woche abgeschlossen, die Staatsanwaltschaft Ulm hat die Ermittlungsakten durchgearbeitet und nach Überprüfung der Fakten die Anklageschrift gegen den 27 Jahre alten Tatverdächtigen erstellt.
Wie Oberstaatsanwalt Michael Bischofberger von der Ulmer Staatsanwaltschaft am Dienstag, 28.02. berichtet, wird am Landgericht Ulm gegen den Tatverdächtigen Anklage wegen Mordes und versuchten Mordes mit gefährlicher Körperverletzung erhoben. Damit ist auch das Motiv für den Angriff auf die beiden Mädchen geklärt.
Überfall auf Landratsamt geplant: Motiv für die Messerattacke geklärt
Die Schilderungen des Motivs und des Tatablaufs in der Anklageschrift sind dramatisch: Offenbar hatte der Mann laut Staatsanwaltschaft an jenem Montagmorgen, 5.12.2022, vorgehabt, mit einem Messer in die für ihn zuständige Ausländerbehörde im Landratsamt des Alb-Donau-Kreises in Ulm einzudringen. Dort habe er die Ausstellung eines Ausweisdokuments erzwingen wollen.
Der 27-Jährige verließ laut Anklage kurz nach 7 Uhr das Haus, in dem er lebte. Das Messer, das er beim geplanten Überfall im Landratsamt verwenden wollte, habe er aus seinem Rucksack genommen und in seine Jackentasche gesteckt, um es schnell griffbereit zu haben.
Ece und ihre Freundin wurden zufällig Opfer
In diesem Augenblick waren offenbar Ece und ihre Freundin an dem Haus vorbeigekommen. Der mutmaßliche Täter, der die beiden Mädchen nicht kannte, ging den Ermittlern zufolge fälschlicherweise davon aus, dass die Mädchen das Messer gesehen hätten. Der Anklageschrift zufolge beschloss er deswegen „spontan, beide Mädchen zu töten“. Damit habe er verhindern wollen, dass die Mädchen die Polizei alarmieren, und somit seinen geplanten Überfall auf die Ausländerbehörde verhindern könnten.
Mädchen erst gegrüßt – dann plötzlich zugestochen
Der Messerangriff erfolgte laut Anklageschrift völlig überraschend: Die Ermittler gehen davon aus, dass der Angeklagte die beiden Mädchen zunächst kurz gegrüßt habe. Dann habe er den Überraschungsmoment genutzt und Eces 13-jährige Freundin von vorne angegriffen: Er stach mit seinem Messer, das eine 16 Zentimeter lange Klinge hat, auf den Oberkörper des Mädchens ein. Die 13-Jährige hatte Glück, die Klinge wurde durch Zufall abgelenkt und drang nicht tief ein. Das Mädchen konnte verletzt fliehen und überlebte.
Ece starb nach Angriff im Krankenhaus
Danach griff der Mann die 14 Jahre alte Ece an: Er habe sie zu Boden gestoßen und mehrfach auf sie eingestochen. Ece starb um 09.30 Uhr im Krankenhaus an ihren schwersten Verletzungen.
Kurz nach der Attacke war der Mann in seine Wohnung zurückgekehrt, heißt es in der Anklageschrift. Dort habe der Eritreer mutmaßlich versucht, sich mit einem Messer das Leben zu nehmen: Er fügte sich Stich- und Schnittverletzungen am Hals und Bauch zu, bevor die Polizei ihn festnahm und er ins Krankenhaus gebracht wurde.
Anklage wegen heimtückischen Mordes an 14-Jähriger
Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die Tat des Beschuldigten als
- Mord und
- Versuchter Mord mit
- gefährlicher Körperverletzung
zu werten sei. Die Staatsanwaltschaft Ulm wirft dem Eritreer zudem Heimtücke und das Töten eines Menschen vor, um eine andere Straftat zu ermöglichen.
Mutmaßlicher Mörder von Illerkirchberg gilt als schuldfähig
Der Mann, der die beiden Mädchen angegriffen haben soll, hat die Tötung der 14-Jährigen gestanden. An den Angriff auf ihre 13 Jahre alte Freundin will er sich laut Anklage nicht erinnern können. Unterdessen steht jetzt auch offiziell fest, dass der 27-Jährige der vorläufigen Einschätzung eines psychiatrischen Sachverständigen zufolge schuldfähig ist. Das heißt unter anderem, er war zum Tatzeitpunkt nicht psychisch krank, und stand auch nicht unter dem Einfluss von Drogen oder Alkohol.
Nach Angaben von Oberstaatsanwalt Michael Bischofberger droht dem Mann im Falle einer Verurteilung im Sinne der Anklage eine lebenslange Haftstrafe. Wann der Mordprozess gegen den mutmaßlichen Mörder beginnt, ist noch nicht klar.
Trauer und Entsetzen: Tat löste auch Debatte aus
Der tödliche Angriff in Illerkirchberg hatte in ganz Deutschland Trauer und Entsetzen, aber auch Debatten um die Asylpolitik ausgelöst. Es gab zudem Forderungen aus der Bevölkerung, straffällige Asylbewerber konsequenter abzuschieben.
Die Eltern von Ece hatten in einem offenen, bewegenden Brief dazu aufgerufen, das Verbrechen nicht für Hetze zu instrumentalisieren. Auch die Eltern des Mädchens, das die Tat überlebt hatte, äußerten sich öffentlich. Viele Politiker schlossen sich an, darunter der Bürgermeister von Illerkirchberg, Markus Häußler.
In einem einem Bürgerdialog in Illerkirchberg äußerten die Eltern Eces den Wunsch, dass der Tatort so umgestaltet werde, dass nichts mehr daran erinnere. Dem kommt die Gemeinde nach: Die Flüchtlingsunterkunft in Illerkirchberg wird abgerissen.