In Ulm sind weitere Personen positiv auf das Coronavirus getestet worden.
Die ersten bestätigten Coronavirus-Fälle in Ulm wurden am Dienstag bekannt. Die Patientin, eine 45-Jahre alte Frau aus Ulm, befindet sich seit Montagabend auf einer Isolierstation des Uniklinikums. Sie war in den Faschingsferien mit einer 20-köpfigen Gruppe zum Skiurlaub in Südtirol und klagte nach der Rückkehr über Halsschmerzen, Fieber und Schnupfen. In Baden-Württemberg gab es noch weitere Fälle, insgesamt sind es jetzt (Stand: Mittwochnachmittag) 50 Erkrankungen im Land.

Erster Coronavirus-Fall in Ulm: Patientin geht es gut

Krankheitsverlauf und Symptome bei der Ulmerin seien  äußerst mild ausgeprägt, sagte Prof. Thomas Seufferlein, Ärztlicher Direktor der Uni-Klinik für Innere Medizin I, am Mittwoch bei einer Pressekonferenz im Landratsamt Ulm. „Der Frau geht es den Umständen entsprechend gut.“ Dass sie überhaupt getestet wurde, hat sie  ihrem Arbeitgeber zu verdanken, bei dem sie sich am Montagmorgen krank gemeldet hatte, offenbar ohne dabei an das Virus zu denken. Der Arbeitgeber habe der Frau geraten, sich doch besser mal auf Corona testen zu lassen, was die 45-Jährige auch tat. Am Montagabend lag das Ergebnis vor: Sie war positiv.

20 Kontaktpersonen der Corona-Patientin ermittelt

Das im Landratsamt angesiedelte und auch für die Stadt zuständige Gesundheitsamt des Alb-Donau-Kreises hat umgehend Infektionsschutzmaßnahmen ergriffen. So wurden alle 20 Kontaktpersonen identifiziert, mit denen die Frau beim Skifahren war. 16 kommen aus der Stadt Ulm, 3 aus dem Landkreis Neu-Ulm, eine aus dem Kreis Karlsruhe. Bei den betroffenen Personen wurden Rachenabstriche genommen, die jetzt untersucht werden. Alle dürfen bis auf Weiteres ihre Wohnungen nicht verlassen.
Nach den Worten von Gesundheitsamtsleiterin Dr. Barbara Unger machte sich am Dienstagmittag  ein mit Bereitschaftsarzt, Schutzausrüstung und Abstrichröhrchen bestücktes Einsatzfahrzeug des kassenärztlichen Bereitschaftsdienstes auf den Weg zu allen Häusern, in denen sich die Kontaktpersonen aufhalten. „Wir wollen die Betroffenen so wenig wie möglich in der Gegend herumschicken, um weitere Infektionen zu vermeiden.“ Der Karlsruher Fall wurde an die dortigen Behörden übergeben.

Proben von 20 Personen werden getestet

Die bei den Kontaktpersonen entnommenen Proben sollten bis zum späten Dienstagnachmittag im Uniklinikum eingehen und dann sofort untersucht werden, wann die Ergebnisse vorlagen, war noch unklar.
Die meisten Kontaktpersonen seien bislang symptomfrei, einige klagten aber über Schüttelfrost und Halsschmerzen, sagte Unger.  Egal, ob die Ergebnisse positiv oder negativ ausfallen: Alle müssten sich darauf einstellen, 14 Tage in Quarantäne zu bleiben, Stichtag ist der Rückreisetag, 28. Februar. Denn speziell bei symptomfreien Personen sei ein Nachweis des Virus über den Test nur schwer möglich.
Falls weitere Mitglieder der Reisegruppe positiv getestet werden, dürfte sich der Kreis der Quarantänepflichtigen um ein Vielfaches erweitern. Dann müssen sich nämlich auch all jene testen lassen, die in den vergangenen vier Tagen Kontakt zu den Italien-Rückkehrern hatten. Als „Kontaktperson“ gilt, wer mindestens 15-Minuten Gesicht-zu-Gesicht-Kontakt zu einem Erkrankten hatte, Familienmitglieder sowieso.

Uni-Klinik Ulm gut auf Coronafälle vorbereitet

Nach den Worten von Prof. Udo Kaisers, dem Leitenden Ärztlichen Direktor des Uniklinikums, ist das Krankenhaus auf die Aufnahme möglicher weiterer Coronafälle gut vorbereitet. „Wir halten ausreichend Kapazitäten vor, die bei Bedarf weiter hochgefahren werden können.“
Auch am Klinikum laufen Vorsichtsmaßnahmen. Sie gelten vor allem den anderen Patienten, denn insbesondere für morbide und immungeschwächte Menschen könnte eine Infektion mit dem Coronavirus ernste oder sogar tödliche Folgen haben. Besucher, die sich nicht wohl fühlen oder unter Erkältungssymptomen leiden, sind aufgefordert, das Klinikum zu meiden, sagte Prof. Heike von Baum, Leiterin der Sektion Krankenhaushygiene. Die Patienten müssten freilich auch vor den „normalen“ Grippekranken geschützt werden, deren Zahl um dies Jahreszeit um ein Vielfaches höher liege.

„Panikmache ist unangebracht“

Panikmache oder Aktionismus unter der übrigen Bevölkerung seien völlig unangebracht, sagte Oberbürgermeister Gunter Czisch. Auch für Hamsterkäufe in Supermärkten gebe es nicht den geringsten Anlass. Speziell ältere Menschen oder solche mit geschwächtem Immunsystem sollten sich allerdings überlegen, ob es nicht sinnvoll sei, den Kontakt mit anderen Menschen für eine Zeit so gering wie möglich zu halten. „Wenig Hände schütteln und häufig Hände waschen, das praktiziere ich auch selbst so.“
Die Vorsichtsmaßnahmen inklusive der Quarantäne-Anordnungen seien gleichwohl und trotz der bisher überwiegend milden Verläufe von Corona-Fällen in Deutschland nicht überzogen, so Seufferlein. „Es handelt sich um ein neuartiges Virus, mit dem wir alle noch nicht so richtig umzugehen wissen. Klar sei, dass Patienten mit Co-Erkrankungen besonders gefährdet sind.“ Zudem handele es sich um ein „hoch infektiöses Virus“, sagte Prof. Thomas Stamminger, Leiter des Instituts für Virologie des Uniklinikums. „Italien zeigt uns, dass es innerhalb sehr kurzer Zeit sehr hohe Fallzahlen geben kann.“

Zweiter Fall von Corona im Zollernalbkreis

Bei dem zweiten Coronavirus-Fall handelt es sich um einen 61-jährigen Mann aus dem Zollernalbkreis. Auch er war zuvor in Südtirol gewesen – er war dort mit einer Reisegruppe zum Skifahren. Insgesamt stehen 40 Teilnehmer der Gruppe unter Quarantäne. Der Mann kehrte am Wochenende 29. Februar / 1. März aus Italien zurück und zeigte bereits am Montag Symptome der Krankheit. Der 61-Jährige ist zurzeit in häuslicher Isolation, wie das Sozialministerium Stuttgart mitteilt.
Das Landratsamt Alb-Donau-Kreis hatte am Wochenende acht Menschen als Verdachtsfälle an das Uniklinikum Ulm für eine weitere Diagnose verwiesen. Sie sollten sich dort auf das Coronavirus testen lassen. Allerdings wurden diese Personen negativ getestet.

Fußball: Spielbetrieb im Bezirk Donau-Iller läuft trotz Corona weiter

Die Verbreitung des Virus führt in Deutschland und Baden-Württemberg dazu, dass immer mehr Großveranstaltungen wie Messen abgesagt werden. Die gute Nachricht für Fußballfans und Aktive im Bezirk Donau-Iller: Der Württembergische Fußballverband hat trotz der Ausbreitung von Covid-19 Virus entschieden, dass der Spielbetrieb weiterläuft.

Coronavirus in Ulm und Neu-Ulm: Dietrich-Theater mit Corona-Bier-Aktion

Wegen ausbleibender Besucher hat das Neu-Ulmer Dietrich-Theater eine Facebook-Aktion am Dienstag gestartet. Zumindest in den Sozialen Medien schien die Aktion, bei der es im Restaurant „Peach Pit“ zu jeder Essensbestellung ein Corona-Bier gratis geben sollte gut an.
Das Kino hat damit zu kämpfen, dass „Patient Null“ des Coronavirus in Baden-Württemberg kurz vor Bekanntwerden der Infektion im Neu-Ulmer Kino einen Film gesehen hatte.

Coronavirus in Baden-Württemberg: Gehen besonnen an Aufgabe heran

Zuvor hatte schon die Landesregierung in Stuttgart eine PK zum Coronavirus im Südwesten gehalten. Die Lage rund um das Coronavirus sei ernst, es bestehe aber kein Grund zur Panik. Bei den Menschen im Südwesten, die mit dem Coronavirus infiziert sind, gibt es nach Angaben der Regierung bislang milde Krankheitsverläufe. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) sagte, man nehme jeden Fall ernst. „Wir gehen entschlossen, aber auch besonnen an die Aufgabe heran.“

Sieben weitere Fälle im Land, Zahl jetzt bei 37 Infizierten

Nicht nur mit den ersten Fällen einer Corona-Infektion in Ulm stiegt die Zahl der Fälle in Baden-Württemberg weiter an. Am Dienstagabend wurde bekannt, dass es sieben weitere Fälle gibt. Damit steigt die Zahl der Infizierten im Land auf 37 Coronavirus-Fälle, wie das Landesgesundheitsamt am Dienstagabend mitteilte. Betroffen sind
  • der Landkreise Esslingen mit fünf Fällen
  • der Kreis Lörrach mit einem Fall
  • der Ostalbkreis mit einem Fall.

Mehrere Corona-Fälle nach Skiurlaub in Südtirol

Bei zwei Fällen im Landkreis Esslingen handelt es sich den Angaben zufolge um ein Paar, das bis zum 29. Februar in Südtirol war. Beide entwickelten Symptome und sind in häuslicher Isolation. Zudem steckte sich aus dem Landkreis Esslingen ein 18-Jähriger an, der ebenfalls mit seiner Familie in Südtirol war. Die Familie befindet sich auch in häuslicher Isolation, ebenso mitgereiste Kontaktpersonen.
Auch bei den zwei weiteren Fällen aus dem Landkreis Esslingen handelt es sich um ein Paar, das eine Reise nach Florenz und Bologna unternommen hatte. Wegen einer Grunderkrankung sind beide stationär im Krankenhaus.
Ein 35-Jähriger aus dem Landkreis Lörrach, der Mitte Februar in Mailand war, entwickelte nach der Reise Fieber und Husten - auch er ist zuhause isoliert. Gleiches gilt für eine 43-jährige Frau aus dem Ostalbkreis, die zuvor Fastnachtsumzüge in Heinsberg in Nordrhein-Westfalen besucht hatte.

84 Notfallpraxen ausgerüstet – Pensionierte Ärzte reaktiviert

Nach den Worten von Sozialminister Manne Lucha (Grüne) werden aktuell landesweit rund 84 Notfallpraxen für den Umgang mit dem Coronavirus ausgerüstet, um rund um die Uhr als Anlaufstelle für erkrankte Menschen oder Verdachtsfälle dienen zu können. Um die medizinische Betreuung zu gewährleisten, werden laut Lucha auch pensionierte Ärzte reaktiviert. Die Landesärztekammer gebe den Pool von theoretisch zusätzlich einsatzfähigen Ärzten mit rund 7000 an, sagte Lucha.

Landtag debattiert über den Ausbruch der Corona-Seuche

Die Ausbreitung des Coronavirus in Baden-Württemberg ist an diesem Mittwoch Thema im Landtag. Sozialminister Manne Lucha (Grüne) berichtet zunächst, wie die Lage ist. Im Anschluss ist eine Debatte geplant.

Gesundheitsamt Ulm: Hier könnt ihr die Hotline zum Coronavirus erreichen

Viele Menschen in Deutschland, Baden-Württemberg und der Region haben rund um das sich ausbreitende Coronavirus Fragen. Auch Verdachtsfälle, falls man mit einem Infizierten in Kontakt war, sollten dem Gesundheitsamt gemeldet werden. Alle Infos zur Hotline und Erreichbarkeit findet ihr hier.

Info-Hotline zu Corona

Eine Informationshotline des Gesundheitsamts ist geschaltet – unter (0731) 185 1050, derzeit täglich von 8.30 bis 16 Uhr. Damit entlastet die Gesundheitsbehörde die Rettungsdienste und die gemeinsame Leitstelle von Feuerwehr und Rettungsdiensten in Ulm.