Das Richtfest sollte eigentlich ein traditionelles Festle für die Handwerker sein mit Bockwürstchen, Kartoffelsalat und Bier. Daraus wurde dann ein riesiges Event mit 200 Gästen, edlem Catering und Live-Auftritten von Joo Kraus, Nino de Angelo und Dschingis Khan. Und auch die Gastronomie im Neu-Ulmer Magie-Theater von Florian Zimmer war nie angedacht als klassischer Theater- oder Musical-Imbiss mit Hot Dogs, Burger oder Brezeln: Im Zauber-Tempel im Wiley wird es ein richtiges Restaurant namens Magicuisine mit rund 100 Plätzen geben. Sowie auf selber Ebene einzeln und zusammengelegt buchbare Logen mit Blick in den Showroom.
Für diesen im Laufe der Planungen immer wichtiger gewordenen Baustein im Theater hat Bauherr Florian Zimmer den Münchner Gastronomen, Restaurantfachmann und Berater Michael Schinharl verpflichtet. Und der 44-Jährige – „ich hasse 0815“ – geht die Planung des Restaurants zusammen mit Innenarchitekt Gerhard Wittl genauso generalstabsmäßig an wie Florian Zimmer das Design seines magischen Showrooms: Obwohl das Theater immer noch im Rohbau ist, weiß Schinharl etwa schon ganz genau, wo die Theke steht, wo welche Tische hinkommen – und was es wann zu essen geben wird.
Alle drei Monate ein neues Menü
Bei den Möbeln soll dunkles Holz dominieren, Vorhänge stellen den Bezug zur Magie her und bringen Rottöne ins Spiel, die Deckendekoration glänzt golden. Ein „neutrales Konzept“, nennt Schinharl das. So können je nachdem, was gerade auf der Karte steht, passend dazu dekoriert werden. Und die Karte sowie das Konzept werden in regelmäßigem Turnus wechseln. Tatsächlich sind die Vier-Gang-Menüs jetzt schon, etwa sechs Monate vor der Eröffnung des Magie-Theaters, für die nächsten eineinhalb Jahre festgezurrt und bis zum letzten Gramm Butter durchkalkuliert. Das macht der Fachmann, weil es das Angebot gibt, Pakete aus Show-Eintritt und einer Speisefolge vorab zu buchen.
Sein Grundsatz lautet: „Wir machen was Ehrliches und Authentisches mit tollen Produkten“, und er betont: „Das wird kein Feinschmecker-Bunker, zu uns kann jeder kommen, vom Kind bis zur Oma.“ Zum Start lautet das Motto „Mediterran“. Und dabei gehe es nicht nur um die italienische Küche, sagt Schinharl. Auch Spanien und der arabische Raum seien mitgemeint. Als Vorspeise wird also auf der Karte stehen eine Vegane Mezze. Es folgt ein Erbsen-Minz-Süppchen und als Hauptgericht ein Kalbspaleron mit Spargel und einer Taleggio Polenta. Der Nachtisch wird noch nicht verraten – „wahrscheinlich etwas mit Erdbeeren“. Von Juli bis September 2022 wird die Magicuisine Asiatisches auftischen: Avocado-Gurken-Tatar, eine Tom-Kha-Hühnersuppe und als Hauptgang: Maispoulet, Eisbergsalat, Wasabipüree. Am Dessert bastelt Schinharl noch, wirft aber das Wort „Magic-Popcorn“ in den Raum. Fest steht auch schon die Speisenfolge von Oktober bis Dezember, wenn das Thema „Urban“ lautet: Geräucherter Donauwaller mit bunten Beten, Kürbissuppe mit Rehpflanzerl sowie Land-Ente an Blaukrautpüree und Kartoffelgitter.
Genuss für alle Sinne
Abgesehen von diesen Menüs, die zum Fixpreis inklusive Getränken gebucht und von den Besuchern der Show vorab bezahlt werden, kann im Magie-Theater auch jeder von außerhalb kommen und à la Carte essen, 15 Gerichte werden zur Auswahl stehen. „Das Magicuisine ist ein eigentständiges Restaurant.“ Allen Gästen verspricht der Gastro-Planer „ein Erlebnis, ein Genuss für alle Sinne“. Auch die Musik werde dem Essens-Konzept angepasst, entsprechende Düfte werden verteilt.
Und nicht nur das: Auch wer vor der Show nicht ins Restaurant gehen will, der kann im Magie-Theater essen: Im Foyer gibt es „coole, einfach Snacks“, etwa „Zimmers Zauberschnitte“, eine selbstentwickelte Pizza to go. Premiere soll sie auf dem Ulmer Weihnachtsmarkt haben. Zudem soll die Dachterrasse mit weiteren rund 80 Plätzen bewirtet werden. „Cuci“ hat Florian Zimmer dieses Konzept getauft. Hier stehen aber noch nicht alle Details fest. „Wir wollen das nach Bedarf nutzen, etwa für besondere Events“, sagt Zimmer. Wenn es gut läuft und es die Materialpreise zu lassen, soll ein Teil des Außenbereichs zu verglasen und zu überdachen, um wetterunabhängig zu sein.
Derzeit aber gehen die beiden unteren Stockwerke vor. Dort muss Schinharl noch ein letztes Problem lösen: Was tun mit einer tragenden, aber immer irgendwie im Weg stehenden Säule? Aktuell tendiert er dazu, dort das frische Brot zu drapieren. Sicher ist das noch nicht. Aber eine kleine Überraschung soll ja für die Eröffnung im April noch bleiben.
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Zur Person
Michael Schinharl aus Straubing ist ausgebildeter Koch und Restaurantfachmann. Er hat in vielen Hauben- und Sterne-Restaurants und Hotels im deutschsprachigen Raum in leitenden Funktionen gearbeitet, etwa im Meridiano in Bern. Vor kurzem hat sich der 44-Jährige als Gastro-Berater selbstständig gemacht. Schinharl ist zudem Mitbegründer und Herausgeber der Zeitschrift Zu Gast.