Gerade einmal vier Wochen ist es her, da entschied der Gemeinderat in Dotternhausen, dass im Gasthaus Hirsch keine unbegleiteten, minderjährigen Ausländer (UMA) unterkommen sollen. Zwölf an der Zahl sollten in dem Gebäude leben, werktags betreut vom Diasporahaus. Doch die Gemeinderäte fühlten sich bei der Vorstellung nicht wohl. „Mir liegt das Problem sehr auf dem Magen“, sagte beispielsweise Gemeinderätin Ilse Ringwald (VFL) bei der Sitzung Mitte Januar.
Deshalb steht das Gasthaus vorerst weiter leer. Denn auch zwei weitere Ideen der Nutzung kamen zuletzt nicht zustande: So sollte sowohl der ukrainische Heimverbund mit Waisen und ihren Betreuerinnen und Betreuern in dem Gebäude unterkommen als auch Kinder, die aus Familien herausgenommen werden müssen.
Corona bremste Pläne aus
In der öffentlichen Gemeinderatssitzung am Mittwochabend diskutierte Bürgermeisterin Marion Maier mit den Mitgliedern des Gemeinderates darüber, was zukünftig mit dem Gebäude passieren soll. Erst 2020 hatte die Gemeinde das „Hirsch“ gekauft, mit dem Ziel, darin wieder eine Gaststätte einzurichten. Durch die Coronapandemie mit ihren weitreichenden Folgen wurde das Vorhaben allerdings zunächst ausgebremst.
An möglichen Investoren mangelt es dabei nicht. Ilse Ringwald, die sich im Arbeitskreis „Hirsch“ engagiert, berichtet, dass der erste Investor noch nicht abgesprungen sei und auch ein Zweiter Interesse bekundet habe. Namen der Investoren nennt sie nicht, auch ein genaues Konzept gebe es noch nicht, „ich kann mir aber eine Kombination aus einem Lokal und Wohnungen vorstellen“, sagt sie. In jedem Fall brauche es einen Betreiber für das Gasthaus – eine Kooperation mit dem Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) sei hier denkbar, immerhin „gibt es viele junge Leute, die etwas in diese Richtung machen möchten“, sagt Ringwald.
Die Frage, ob denn überhaupt noch Interesse an einem Lokal in der 1800-Seelen Gemeinde besteht, stand dennoch im Raum. Ringwald selbst sieht im „Hirsch“ viel Potenzial: „Ich glaube, ein attraktives Lokal ist möglich, ich möchte da gerne dranbleiben.“ Unterstützt wird sie an dem Abend von weiteren Gemeinderatsmitgliedern. Elisabeth Menholz (VFL) fordert, sich weiter hinter das Projekt zu klemmen: „Es wäre für unsere Gemeinde wichtig, dass wir ein Lokal haben, als Ort für einen Austausch. In einem Wirtshaus kommt man zusammen.“ Sie befürwortet die Idee, in dem Gasthof sowohl ein Lokal als auch Wohnungen zu installieren. Vorbild hierbei sei die Gemeinde Schömberg, wo dieses Modell gut laufe.
Zeitliche Befristung des Projekts
Edgar Uttenweiler (BfB) weist derweil darauf hin, dass sich die Gemeinde mit dem Kauf vor drei Jahren der Verantwortung für das Gebäude annahm. „Wir haben damals beschlossen, uns um das Gasthaus zu kümmern, aus meiner Sicht spricht nichts dagegen, dort wieder ein Lokal zu errichten. Irgendwann verfällt es sonst.“
Das Interesse an einem Aufleben des „Hirsch“ ist demnach groß. Dennoch solle das Projekt zeitlich befristet werden, fordern die Gemeinderatsmitglieder. Und so formulierte Bürgermeisterin Maier nach der angeregten Diskussion eine Frist bis Ende des laufenden Jahres. Bis dann soll Klarheit über die Nutzung des Gebäudes herrschen. Die Investoren sollen dazu ihre Konzepte mit dem Arbeitskreis abstimmen.