Die Unterbringung von Menschen, die aus ihrer Heimat flüchten mussten, war nicht nur beim Flüchtlingsgipfel in Berlin am Donnerstag ein Thema. Auch im Evangelischen Gemeindehaus in Schömberg wurde am Mittwoch über die Unterbringung von minderjährigen Geflüchteten informiert, die ohne ihre Familie nach Deutschland gekommen sind.
Nachdem der Mietvertrag zwischen der Kinder- und Jugendhilfe Diasporahaus Bietenhausen und dem Eigentümer eines Gebäudes in Schömberg unterzeichnet wurde, konnten Bürgerinnen und Bürger ihre Fragen stellen. Rund 40 Einwohner waren der Einladung der Landkreisverwaltung und des Diasporahauses gefolgt und im Gemeindehaus war jeder Platz besetzt.

Geflüchtet erzählen von sich

Gute Erfahrungen mit dieser Art des Bürgerdialogs hat der Landkreis bereits bei der Einrichtung der Erstaufnahme in Meßstetten gemacht. „Damals gab es die Reihe ‚Der Mensch von nebenan‘, bei der Geflüchtete von sich erzählt haben“, erinnert sich Landrat Günther-Martin Pauli, der anbot, dass die drei Teenager aus Syrien, die am Mittwoch in Schönberg angekommen sind, bei einem Treffen von sich erzählen würden.
Neben den 15-, 16- und 17-Jährigen werden in der nächsten Zeit noch drei weitere junge Männer in die Jugendwohngruppe in Schömberg einziehen. „Das Konzept unserer Wohngemeinschaften sieht immer vier bis sechs Plätze vor, mit dem Ziel, dass sich die Jugendlichen gegenseitig unterstützen“, erläutert André Guzzardo, der Vorstand und Einrichtungsleiter des Diasporahauses. Auf die Frage der Zuhörer, wer sich um die Geflüchteten kümmert, erläuterte er, dass sich erfahrene Fachkräfte um die Betreuung kümmern. „Nachts gibt es eine Rufbereitschaft“, erklärt er. „Bei den anderen Wohngruppen haben sich oft Patenschaften gefunden. Das ist perfekt, um die Sprache zu lernen und auch Leute kennenzulernen“, erzählt Guzzardo. „Wenn man will, dass es mit den Jugendlichen gut funktioniert, ist Integration wichtig. Da brauchen wir die Gemeinschaft in der Gemeinde“, erklärte der Vorstand des Diasporahauses.
„Es war nicht gut, wie die Sache gelaufen ist, man hätte uns vorher informieren müssen“, forderte ein Nachbar. Fragen gab es auch zum Thema Sicherheit. „Es sind junge Männer und man hat gesehen, was woanders passiert ist. Wer kümmert sich darum und übernimmt die Verantwortung?“, fragte ein Zuhörer. Dem konnte Guzzardo entgegenhalten, dass es mit anderen Wohngruppen, die vom Diasporahaus bereits betreut werden, keine schlechten Erfahrungen gebe. „Wenn das Schläger wären, würden wir sie hier auch nicht lange unterbringen, das sind auch unsere Grenzen“, erklärt André Guzzardo. Auch hinsichtlich des Frauenbildes der Geflüchteten aus Syrien betont der Vertreter des Diasporahauses: „Wir haben viele Frauen, die sich bei der Betreuung engagieren und sie werden sehr respektvoll behandelt.“ Da die drei jungen Syrer bisher in Freiburg untergebracht waren, gibt es bereits Erfahrungen mit ihnen. Auch André Guzzardo bot den Schömbergern an, die drei Teenager kennenzulernen: „Bei Besuchen in der Wohngruppe bekommen die Menschen ein Gesicht und dann ist auch das Gefühl der Unsicherheit weg.“ „Ich möchte sie ermutigen, die jungen Menschen mal zum Essen einzuladen, da können die besten Kontakte entstehen“, erzählt eine Besucherin, die 2015 sehr gute Erfahrungen mit einem jungen Geflüchteten aus dem Iran gemacht hat, zu dem ihre Familie bis heute Kontakt hat.

Dem Umgang mit Geld langsam lernen

Zu der Frage nach der finanziellen Unterstützung und der Struktur des Alltags, die den jungen Männern vorgegeben wird, beschrieb Guzzardo, dass es ein Taschengeld von 50 bis 80 Euro gibt, mit dem die persönlichen Ausgaben bezahlt werden müssen. Um den Kontakt zu Freunden und zur Familie zu halten, sind vor allem Handys wichtig. „Am Anfang gibt es Vollpension. Wenn sie mit dem Taschengeld umgehen können, erhöhen wir das langsam und sie müssen sich davon selbst Lebensmittel und Hygieneartikel kaufen. Das ist bei uns stufenweise konzipiert“, beschreibt Guzzardo.
Der Alltag der Geflüchteten wird durch den Besuch einer Schule oder eines Sprachkurses bestimmt. „Ganz wichtig ist es, dass es eine klare Strukturierung gibt“, betont er. Durch Sport- oder Musikvereine sollen die Jugendlichen Kontakte knüpfen. „Wir versuchen auch, Praktikumsplätze zu vermitteln“, beschreibt Guzzardo.

Wohngruppen für junge Menschen in Not

Seitens des Landes bekommen alle Landkreise Geflüchtete zugewiesen, die sie vor Ort unterbringen müssen. So muss der Zollernalbkreis derzeit pro Woche zwei bis drei unbegleitete minderjährige Geflüchtete unterbringen.
Bislang wurden dazu auch Plätze in den normalen Wohngruppen des Diasporahauses belegt. „Allerdings waren dadurch auch unsere Notbetten schnell belegt und wir hatten die ungute Situation, dass wir für Kinder in Not keinen Platz mehr hatten“, erzählt André Guzzardo vom Vorstand des Diasporahauses Bietenhausen.
In Dottenhausen hatte das Diasporahaus geplant, im Gebäude des ehemaligen Gasthauses Hirsch zwölf unbegleitete Jugendliche unterzubringen. Hier stimmte der Gemeinderat mit großer Mehrheit gegen diese Nutzung. Ursprünglich sollten in dem Gasthof Ukrainer wohnen.